BODENHEIM – Der Haushalt einer Ortsgemeinde ist ein dickes Buch – für viele mit sieben Siegeln. Diesen Haushalt zu erstellen, ist die Aufgabe des 1. Beigeordneten der Ortsgemeinde Bodenheim, Thomas Glück. Die Planungen beginnen bereits im Jahr vor dessen Gültigkeit und werden durch viele Sitzungen und Entscheidungen einer Gemeinde immer wieder verändert.
2020 sind die Zahlen, Listen und Arbeiten nicht umsetzbar. Die Corona-Krise hat die Steuereinahmen um 12 bis 18 % sinken lassen, somit den Spielraum für Investitionen der Gemeinde Bodenheim massiv eingeschränkt. 10 Mio. € sollten in diesem Jahr investiert werden.
„Allein bei den anteiligen Einkommenssteuer-Einnahmen haben wir 600.000 € minus. Gemäß Aussage der Bundesregierung hätten wir bei der Gewerbesteuer 1,1 Mio. € weniger Einnahmen. Zusammen also 1,7 Mio. € weniger,“ so Thomas Glück. „Wir haben sofort reagiert und alle Investitionen und Planungen angepasst, viele Investitionen verschoben!“ Überraschend ist die Gewerbesteuer aber gestiegen. „Vor 20 Jahren waren wir von Kuemmerling und Hilge abhängig, heute ist hier ein toller Mix aus Dienstleistern, IT-Spezialisten, usw. – zum Glück!“ freut er sich. Von allen Einnahmen aller Gemeinden gehen ein großer Teil an die Verbandsgemeinde, den Landkreis und das Land. Teilweise kommen sie in kleiner Menge als Zuschüsse für Projekte zurück.
Die Gemeinde hat aktuell 92 Planstellen, die sich 120 Mitarbeiter teilen – die meisten im Bereich der KiTas. Bald kommen zwei neue Kitas dazu, also weitere Personalkosten. Die Gemeinde Bodenheim besitzt 12 Gebäude (Rathaus, 5 KiTas, Bauhof, Turnhalle, Sporthalle, Haus Friesenecker, Bürgerhaus Dolles, 1 leer stehendes Haus) sowie die Straßen incl. Beleuchtung und weitere Wege, die durch den Ort führen. Auf der Eigenkapitalseite stehen somit über 40 Mio. €.
Beim Neujahrsempfang der Ortsgemeinde wurden die großen Projekte vorgestellt. Im Bereich KiTa stehen die neue am „Leidheckenweg“ und die Erneuerung der „Wühlmäuse“ im Dolles-Park ganz oben.
Am Leidheckenweg sind die Erschließungsarbeiten (Kanalbau, Wasser-, Strom- und Gasversorgung) sowie die Straßen bald beendet. Baubeginn des Hauses ist für das Frühjahr 2021 geplant – eigentlich war der Baubeginn für Herbst diesen Jahres angesetzt. Das neue Landes-KiTa Gesetz schreibt zusätzliche Räume vor – was die Baukosten auf 3,75 Mio. € ansteigen lässt.
KiTas kommen in die Jahre und müssen renoviert werden. Das wurde in der KiTa „Wühlmäuse“ notwendig. In 3 Bauabschnitten wurde erneuert: Neue Küche, Heizung, Sanitär, Strom, neues Dach und Sozialräume. Brandschutz angepasst und die Außenanlage aufgefrischt. Im letzten Abschnitt wird angebaut: Platz für 40 Hort-Kinder incl. Nebenräume. Alle 3 Abschnitte zogen einen finanziellen Aufwand von 1,9 Mio. € nach sich. Da Bestandsbauten von keiner Stelle im Land bezuschusst werden … muss die Gemeinde die Kosten alleine stemmen. „Gerade diese Maßnahme hat auch den Mitarbeiterinnen viel abverlangt: lange Zeit mussten Gruppen im Bürgerhaus Dolles leben, die Küche konnte nicht genutzt werden,“ bedankt sich Thomas Glück bei den Mitarbeitern. „Ich hoffe, dass wir jetzt mal 20 Jahre Ruhe vor weiteren Renovierungen bei den Wühlmäusen haben!“
2019 konnte die Gemeinde die neue Turnhalle in der langen Ruthe eingeweihen. Jetzt wird wie geplant die Mehrzweck- und Sporthalle an die Turnhalle angebaut. Es werden 3 Spielfelder gebaut, dazu eine Tribüne, eine Küche und eine Galerie, die sowohl den Blick in die Halle, aber auch auf den zukünftigen Sportplatz zulässt.
Erster Bauabschnitt war die Turnhalle, 2. die Mehrzweckhalle, abschließend als 3. Bauabschnitt der Sportplatz. „Und dann kommt der Landkreis und erhöht die Zahl der Parkplätze auf insgesamt 286! Wir hatten viel weniger geplant. Das Mehr kostet uns einen deutlich 5-stelligen Betrag – ein Parkplatz kostet 6.000 €!“ ärgert sich Thomas Glück. „Wir hätten schon bauen können, durch diese Auflage verlieren wir Geld und haben viel Zeit verloren! Die Halle muss zur Fastnachts-Kampagne 2022 nutzbar sein!“
Die Mehrzweckhalle wird unter dem Strich 4,5 Mio. € kosten, die Zuschüsse des Landes mit 1,3 Mio. € und des Landkreises von 600.000 € kommen auf die Bausumme noch drauf. „Auf der einen Seite ärgert uns der Landkreis mit den zusätzlichen Auflagen, auf der anderen Seite schießen sie 600 T€ zu, was sie in der Zuschuss-Höhe nicht machen müssten!“ so Thomas Glück.
„Wir haben nicht nur Großprojekte, auch kleine sind extrem arbeitsintensiv. So der Erwerb der Grünfläche neben der St. Albansstatur, die nun gekauft wird und zu einem Gelände für Wohnmobilisten ausgebaut werden soll mit Wasser, Abwasser und Stromanschlüssen. 170.000 € wird die Maßnahme kosten, aber wir sind nun mal eine touristische Gemeinde und da müssen wir investieren,“ hebt er hervor.
Straßenbau ist Gemeindesache, schaffen von Parkflächen und dadurch Entlastung von ganzen Wohnquartieren ebenso. So plant die Gemeinde Parkflächen am Guckenberg und dem Wickengarten – hier werden die Grundstücke erworben und später ausgebaut.
Rings um die Sporthalle am Guckenberg wurden alle Wege und die Straßen erneuert. Im Frühjahr sollen die Grünanlagen erneuert werden, der Wildwuchs beseitigt werden.
Verkehrsberuhigung wie es die Bürgerinnen und Bürger in Veranstaltungen zur Ortskernsanierung immer wieder wünschten, wird nun durch Umbaumaßnahmen aktiv angegangen. Versuchsweise sind schon Straßenführungen geändert worden, nun wird umgebaut. Die betrifft die Zwerchgasse, Mainzer Portstraße und die Mainzer Straße zw. Schönborn-Platz und Jahnstraße – eine Investition in Höhe von 1,2 Mio. € – hier werden Zuschüsse im Rahmen der Ortskernsanierung erwartet.
Wolf-Ingo Heers