Start Gesellschaft Wenn der Tod wie Karneval gefeiert wird

Wenn der Tod wie Karneval gefeiert wird

MAINZ – Der Totentanz ist ein über Jahrtausende altes Phänomen, das weltweit zelebriert worden ist. Und es übt noch heute eine Faszination aus auf Menschen, die sich damit befas-sen. Das zeigte das große Interesse der Besucher eines Vortrags von Uli Wunderlich, der Präsidentin der Europäischen Totentanz-Vereinigung, im Haus der Evangelischen Kirche in Mainz. Dazu eingeladen hatte Reiner Baier, Pfarrer für Stadtkirchenarbeit im Evangelischen Dekanat Mainz.
„Vielleicht gehört ein bisschen Mut dazu, sich mit dem Thema zu beschäftigen“, sagte Pfar-rer Baier eingangs. Schließlich habe man damit auch immer den eigenen Tod vor Augen. Wunderlich nahm die rund 30 Besucher an einem kalten Novemberabend mit auf eine Zeit-und Weltreise in die makabren Sphären des Totentanzes. Sie zeigte die Darstellung eines Begräbniszuges aus Ägypten aus der Zeit um 1250 vor Christus, auf der die Menschen ausge-lassen feiern. „Da geht es zu wie heute beim brasilianischen Karneval“, schwärmte die Refe-rentin. „Sie tanzen, singen, klappern.“ Der Tod macht ihnen Spaß.

Wunderlich führte in eine etruskische Grabkammer aus dem 4. bis 5. Jahrhundert vor Chris-tus. Man sieht ein Totenbankett, das im Gedenken an einen Verstorbenen zelebriert wird. Eines der ältesten Zeugnisse von lebenden, musizierenden Skeletten findet sich auf der Dar-stellung eines 2100 Jahre alten Bechers aus Alexandria, wiederum also in Ägypten. Die Ske-lette sangen: „Freue dich des Lebens!“ Noch heute ist „Gaudeamus igitur“ als Studentenlied
bekannt, aber der Text sei nicht mehr makaber, sondern zahm geworden, erklärte die Expertin.

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