NIEDER-OLM – Hannah gibt sich beeindruckt: „Ich fand es sehr interessant. Der Imker hat uns alles sehr gut erklärt.“ Ihrer Freundin Hanna geht es ähnlich: „Es war sehr spannend, als wir uns zu den Bienen gestellt haben.“
Eine halbe Stunde zurückgespult: Als sich Hanna, Lea, Sophia und Hannah – allesamt Teilnehmerinnen des Sommerferienprogramms – unter das summende Volk begaben, kostete es sie etwas Überwindung. In langen Hosen, eingemummt in Sweatshirts mit der Kapuze bis vor die Augen, nähern sie sich der Stelle, an der das Bienenvolk den Stock verlässt. Der Imker, Dieter Roth gibt ihnen Anweisungen: „Geht langsam, die Bienen mögen keine hektischen Bewegungen und keinen Lärm.“ Er kann gut mit Bienen. Mit Kindern scheinbar auch.
Der Besuch bei ihm gehört zur unterhaltsamen Beschäftigung für den Nachwuchs, die die katholische Pfarrgemeinde St. Franziskus von Assisi Nieder-Olm aus dem Hut gezaubert hat. „Wir haben mit unserer Ferienaktion im vergangenen Jahr zum ersten Mal begonnen“, erzählt Gemeindereferentin Katrin Welsch. Da das Orga-Team den Eindruck gehabt habe, dass so ein Angebot den Kindern besonders in der Corona-Zeit guttut, „haben wir nun wieder ein zweiwöchiges Programm aufgelegt“. Dabei griffen sie auf einen Pool ehrenamtlicher Helfer zurück, die die Kleingruppen begleiteten: wie etwa Tabea Glinka. Die 18-Jährige macht im nächsten Jahr ihr Abi. Knapp 30 Kinder im Alter von sechs bis zwölf Jahren kamen auf diese Weise auf ihre Kosten. In überschaubaren Gruppen von maximal acht Teilnehmern erlebten sie jede Menge Spaß im Kletterwald, im Nieder-Olmer Schwimmbad, beim kultur-kulinarischen Ausflug nach Indien oder am Angelweiher. Die Bienen-Besucherinnen absolvierten am gleichen Tag einen Tanzkurs mit Ana Mendez. „Wir haben Tänze aus Frankreich, Indien und Afrika ausprobiert“, berichtet Sophia. In Roths Garten glänzten die Mädels aber auch mit ihrem Wissen. Einige Frage beantworteten sie schlagartig. Zum Beispiel zur Varroamilbe, den Feind der Bienen, die den Nachwuchs schädigt, weil sie die Virenansteckung fördert. „Wir haben das Thema in der Schule behandelt“, schmunzelten sie. Da staunte auch der passionierte Bienenzüchter. Er hat sich über Jahre einen beachtlichen Erfahrungsschatz angeeignet, den er gerne weitergibt. Sein Garten gleicht zudem einem Paradies für Insekten. Honigbiene, Wildbiene, Falter, Zitronenfalter schauen aber nicht bloß vorbei. Sie sind Mitbewohner in Roths „Insektengarten“. Der Honig, den die Kids zum Abschluss probieren, schmeckt ihnen derart, dass jedes Mädchen ein Glas mit nach Hause nehmen will. Ja, es sei ein aufregender Tag gewesen, resümieren die jungen Damen, und sie seien jetzt ein wenig müde. „Aber es hat viel Spaß gemacht.“
Autor: Gregor Starosczyk-Gerlach