Start Ingelheim Geflüchteten und Bedürftigen Mobilität geschenkt Erfolgreiche Fahrradwerkstatt in Heidesheim

Geflüchteten und Bedürftigen Mobilität geschenkt Erfolgreiche Fahrradwerkstatt in Heidesheim

Blick in die Werkstatt in Heidesheim, in der Mobilität gedeiht. Foto: Privat

INGELHEIM – Eigentlich müssten die Fahrräder ein Markenzeichen bekommen. So beliebt sind die gespendeten und verkehrssicher aufgearbeiteten Drahtesel aus der Heidesheimer Fahrradwerkstatt inzwischen. „Im vergangenen Jahr haben wir schätzungsweise 200 Stück ausgeben können“, sagt Werkstattleiter Axel Hagebölling. Die Werkstatt gehört zum Verein für Integration und Soziales Heidesheim/Wackernheim. Im Durchschnitt sind es acht bis zehn Fahrräder pro Woche.

Axel Hagebölling (3.v.l.) bedankte sich herzlich bei den Überbringern der Spende: „400 Euro können wir sehr gut gebrauchen da immer wieder Ersatzteile und Schlösser angeschafft werden müssen“. Auf dem Foto stehen außerdem: Eva-Maria Hartmann, Vorsitzende des Vereins Integration und Soziales Heidesheim/Wackernheim (1.v.r.), sowie Udo Gruber und Sophie Born (v.l.n.r.).
Foto: Privat

Die Werkstatt in der alten Güterhalle am Bahnhof öffnet am 1. und 3. Samstag im Monat von 10 bis 13 Uhr. „Wir machen auf und schon stehen im Durchschnitt circa 20 bis 30 Menschen.“ Geflüchtete oder andere Bedürftige. Entweder benötigen sie überhaupt ein Rad oder wünschen eine Reparatur. „Die Fahrräder sind kostenlos. Nur ein Schloss muss für zehn Euro bei uns gekauft werden, um einen Diebstahlschutz zu haben. Zugleich werden alle Fahrräder von uns registriert.“

Die Fahrräder sind Spenden, erklärt Hagebölling, und die Quellen vielfältig. „Wir haben eine Kooperation mit „Schön Fahrräder“ in Gau-Algesheim. Dort beziehen wir die Ersatzteile und bekommen Fahrräder gespendet, die die Kunden nach einer Neuanschaffung im Laden abgeben.“ Neuerdings ist auch die Mainzer Uni mit im Boot. Die Fahrräder, die auf dem Gelände länger als sechs Monate gestanden haben, ohne dass sich ihre Besitzer gemeldet haben, bekommen nach der Kur in Heidesheim die Chance, neue Besitzer von A nach B zu befördern.

Hageböllings Team besteht derzeit aus zwölf eifrigen Mitarbeitern. Die Werkstatt ist auch bestens vernetzt, unter anderem mit dem Mehrgenerationenhaus in Ingelheim. Man hilft einander und teilt beispielsweise Ersatzteile. Das Projekt entwickelte sich prächtig. Wenn da nicht die Sorge mit der Halle wäre. Für den Strom brauchen sie ein Stromaggregat. „Wir müssen umziehen.“ Aber wohin? Aktuell gibt es keine Alternative, doch die wäre nötig. Die ehrenamtliche Mobilitätshilfe läuft wie ein gutes Geschäft.

Interessierte kommen aus dem Umland, aber beispielsweise auch aus Landau, Worms oder Pirmasens. Am weitesten reiste jemand aus Leipzig an, weil er einen Bekannten in Ingelheim hatte, der von dem Angebot wusste. Die Not muss riesig sein. Das ist glücklicherweise auch die Spendenbereitschaft. Im Mai haben sie auch Motorradfahrer aus Heidesheim und Umgebung geleistet.

Zu Christi Himmelfahrt erhalten sie Jahr für Jahr einen kirchlichen Segen, den sie gerne für die Motorradsaison von der Kirche einfordern. Wie Mitinitiator der Spende, Holger Lichtl berichtet, haben sie sich in diesem Jahr dafür entschieden, die Kollekte bei der Motorradsegnung der Fahrradwerkstatt zu geben. Warum? Da gibt es nur eine Antwort: „Biker hilft Biker“, sagt Lichtl.

Autor: red