HOFHEIM – Der Main-Taunus-Kreis gehört zu den Gewinnern beim Wettbewerb „Klimaaktive Kommune 2020“. Die Auszeichnung wurde für das Strombilanzkreismodell vergeben, mit dem der Kreis überschüssige erneuerbare Energie, die er zum Beispiel mit Photovoltaikanlagen auf kreiseigenen Dächern erzeugt, bilanziell in anderen Liegenschaften ohne regenerative Stromerzeuger nutzt. Damit spart der Kreis jährlich Gelder in fünfstelliger Höhe ein, die er in den weiteren Ausbau erneuerbarer Energien investieren kann. Ausgeschrieben wird der Wettbewerb „Klimaaktive Kommune“ vom Bundesumweltministerium und dem Deutschen Institut für Urbanistik. Kooperationspartner sind der Deutsche Städtetag, der Deutsche Landkreistag und der Deutsche Städte- und Gemeindebund. Der Gewinn ist mit 25.000 Euro Preisgeld dotiert, das in weitere Vorhaben zum Klimaschutz oder zur Anpassung an den Klimawandel zu investieren ist. Landrat Michael Cyriax und Kreisbeigeordnete Madlen Overdick freuen sich sehr über die Auszeichnung. Overdick kündigt außerdem an, wie das Preisgeld genutzt werden soll: „Beim Klimaschutz hat bei uns vor allem die Öffentlichkeitsarbeit einen hohen Stellenwert. Die Bürgerinnen und Bürger wollen wir informieren und motivieren, selbst mit ihrem Verhalten zum Klimaschutz beizutragen. Daher soll das Preisgeld des Wettbewerbes für die Erstellung der zweiten Ausgabe unseres Klimasparbuches verwendet werden. Das Klimasparbuch ist Ratgeber und Gutscheinbuch zugleich und macht mit alltagstauglichen Klimaspartipps Lust auf einen nachhaltigen Lebensstil im Main-Taunus-Kreis und Umgebung.“
Eine Rechnung, die sich lohnt
Der Main-Taunus-Kreis erzeugt in rund 30 eigenen Liegenschaften mit Photovoltaikanlagen oder Blockheizkraftwerken (BHKW) „grünen“ Strom. Um die dabei entstehenden Stromüberschüsse nicht wie üblich ins öffentliche Netz einzuspeisen, sondern – zumindest bilanziell – vor Ort nutzen zu können, haben der Kreis und sein Klimaschutzmanagement sowie das Hochbau- und Liegenschaftsamt gemeinsam mit dem regionalen Energieversorger Süwag Energie AG ein innovatives Modell entwickelt: den „Strombilanzkreis“. Damit verzichtet er auf die Einspeisevergütung für Strom aus regenerativen Energien, denn diese staatliche Subvention ist schwankend und abnehmend. Durch das Strombilanzkreismodell muss der Main-Taunus-Kreis weniger Netzstrom zukaufen, der wesentlich mehr kostet als mit der Einspeisevergütung kompensiert werden könnte. Es ist also günstiger, den Überschuss an selbsterzeugtem Ökostrom für die eigenen Liegenschaften zu nutzen. Jährlich spart die Kreisverwaltung so Gelder in fünfstelliger Höhe, die wieder für den Ausbau erneuerbarer Energien zur Verfügung stehen. Das Modell rechnet sich so gut, dass in diesem Jahr weitere fünf, im nächsten Jahr zusätzliche sechs regenerative Stromerzeuger ans Netz gehen sollen.
Erzeugten und verbrauchten Strom genau erfassen
Beim Strombilanzkreismodell wird der überschüssige, selbsterzeugte Ökostrom de facto weiterhin in das öffentliche Netz eingespeist, aus dem auch die kreiseigenen Liegenschaften ohne eigene Erzeugungsanlagen ihren Strom beziehen. Doch Verbrauchs- und Einspeisedaten werden in einem komplexen Verfahren vom Energieversorger erfasst und so miteinander verrechnet, dass der Ökostrom bilanziell vor Ort genutzt wird. Ein sogenannter „4Q-Zähler“ meldet, wie viel Strom auf der Erzeugerseite ins Netz eingespeist wird. Auf der Verbraucherseite, also den Liegenschaften ohne BHKW oder Photovoltaikanlage, wird in einem ebensolchen Zähler der Stromverbrauch erfasst und gleichfalls an den Energiedienstleister gemeldet.
Kreisbeigeordnete Overdick sieht zusammenfassend mehrere Vorteile: „Der Kreis schlägt mit seiner Strategie mehrere Fliegen mit einer Klappe: er erhöht die Wirtschaftlichkeit seiner Erneuerbare-Energien-Anlagen, kann durch Kostenersparnisse weitere Anlagen installieren und so insgesamt den Versorgungsgrad mit selbst erzeugtem, klimafreundlichem Strom vor Ort erhöhen.“
Rita Schwarzelühr-Sutter, Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesumweltministerium, gratulierte den Preisträgern: „Die Corona-Pandemie belastet vor allem die Kommunen in Deutschland stark. Um in dieser Zeit eine Unterstützung zu leisten, hat das Bundesumweltministerium im Zuge des Konjunkturprogramms der Bundesregierung die Förderung des kommunalen Klimaschutzes noch einmal verbessert. Im Rahmen unserer Nationalen Klimaschutzinitiative, mit der wir engagierte Kommunen in ganz Deutschland fördern, konnten wir die Förderquoten erhöhen. Das Konjunkturprogramm wird in Kommunen als Beschleuniger für einen nachhaltigen und klimafreundlichen Weg in die Zukunft dienen. Konkrete Beispiele dafür, wie dieser Weg beschritten werden kann, zeigen die Gewinner im diesjährigen Wettbewerb ‚Klimaaktive Kommune‘“.
Wettbewerb „Klimaaktive Kommune“
Der Wettbewerb „Klimaaktive Kommune“ (bis 2015 Wettbewerb „Kommunaler Klimaschutz“) wird seit 2009 im Rahmen der Nationalen Klimaschutzinitiative ausgelobt. In diesem Jahr wurden insgesamt 176 Beiträge in vier unterschiedlichen Kategorien eingereicht. Der Main-Taunus-Kreis hat sich mit dem Projekt „Strombilanzkreismodell“ in der Kategorie „Ressourcen- und Energieeffizienz in der Kommune“ beworben.
In dieser Kategorie gab es 44 Bewerbungen, aus denen drei Gewinnerprojekte ausgewählt wurden. Weitere Informationen zum Wettbewerb sowie Fotos zum ausgezeichneten Projekt unter: www.klimaschutz.de/wettbewerb2020
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