NIERSTEIN – Zu einer beeindruckenden Geschichtsstunde entwickelte sich die Veranstaltung von Geschichtsverein und Stadt Nierstein im Stadtpark, bei der an 30 Jahre Deutsche Einheit und 30 Jahre Partnerschaft mit Freyburg an der Unstrut erinnert wurde. Insbesondere die Zeitzeugen Martin Bertling (Bürgerrechtler, erster Bürgermeister Freyburgs nach der Wende), die aus der DDR als Bürgerrechtlerin zwangsausgewiesene Hanns Schneider wie auch Renate Müller Stapf, die als Mutter eines „Republikflüchtlings“ in ihrer Tätigkeit als Bürgermeisterin einer kleinen Gemeinde gebrandmarkt wurde. Sie alle bezeugten wie der Unrechtsstaat der DDR in ihr Leben eingriff, ihnen die Freiheit nahm, sie gängelte oder gar verfolgte. Anfangs nicht angstfrei, dann mit immer mehr habe man aus der DDR eine Demokratie formen wollen. Was sich dann innerhalb von 11 Monaten 1989/90 entwickelte fasste Martin Bertling zusammen: „Die deutsche Einheit war das größte Glück unseres Lebens.“ Eine faszinierende, von Thomas Ehlke geleitete Runde, der auch die Niersteiner Weinkönigin Gina Gehring (Habe heute mehr gelernt als im Geschichtsunterricht) und die Freyburger Weinkönigin Antonia Odenthal folgten Sie präsentierten im gelungenen Zusammenspiel Weine der beiden Partnerstädte. Geschichtsvereinsvorsitzender Hans-Peter Hexemer und Stadtbürgermeister Jochen Schmitt unterstrichen die Bedeutung der Partnerschaft und hoben den Wert der Demokratie hervor, die nur lebendig bleibe, wenn viele mitmachten. „Es liegt an uns, an jedem Einzelnen“. Dem pflichtete auch Udo Männicke, Freyburgs Bürgermeister bei. Mit Liedern aus der Wendezeit sorgten Ulli Becker und Fritz Vollrath für musikalische Akzente.
Norbert Kessel