
INGELHEIM – Ursprünglich hatten die Landfrauen aus Ingelheim den Brunnen in der Stadtmitte im Blick. Dann wählten sie aber der Brunnen am François-Lachenal-Platz aus. Eine gute Wahl, wie die Stimmung bei der Einweihung des Osterbrunnen in Nieder-Ingelheim zeigte. „Man wird ja immer wieder überrascht von Ideen. Und dazu gehört mit Sicherheit dieser wunderbare Osterbrunnen.“ Mit der Bemerkung eröffnete Stadtbürgermeister Ralf Claus (SPD) die Einweihung auf dem ehemaligen Rathausplatz in Nieder-Ingelheim. Was als Herzensprojekt der Landfrauen begann, ist jedenfalls ein Blickfang im Stadtbild geworden. Seit Monaten werkelten die Landfrauen an der Umsetzung, erzählte Initiatorin Ingrid Stritter. 4000 Eier wurden in mehreren Sitzungen liebevoll bemalt, aufgefädelt und sortiert. „Viele von uns wollten einfach mal wieder gemeinsam etwas schaffen.“ 25 bis 30 Frauen saßen manchmal beieinander, erzählt Stritter. Einige Landfrauen ließen sich mit ihren knapp 90 Jahren das Gemeinschaftsprojekt nicht entgehen. Zur Stärkung gabs Kaffee und Kuchen: Nicht nur den Platz, sondern auch das Miteinander sollte schön werden. „Es war am Ende ein bisschen holprig mit uns – aber wir sind ja flexibel“, wies Claus auf die Unterstützung: Die Stadt beteiligte sich kurzfristig an der Finanzierung. Der Bauhof stellte den Brunnen rechtzeitig in Betrieb, die örtliche Schlosserei stellte das Metallgerüst her.
Das Schmuckstück bringt durch seine Erscheinung nicht nur den Platz vor dem ehemaligen Rathaus noch mehr zur Geltung. Neben der handwerklichen Kreativität und dem bürgerschaftlichen Engagement wohnt ihm auch christliche Symbolik inne. Weil der bunte Schmuck mit dem Osterfest zusammenhängt, übernahmen der katholische und die evangelische Pfarrerin die Einweihung. Pfarrerin Andrea Waßmann-Böhm von der evangelischen Saalkirchengemeinde betonte die Symbolkraft des Projekts: „Das Osterei gehört untrennbar zu Ostern dazu. Es sieht aus wie tot – aber das Leben kommt von innen heraus. Es ist ein Zeichen der Hoffnung und der Auferstehung.“
Umrahmt wurde die Zeremonie durch den Auftritt von Brigitte Müller (Bläserchöre Ingelheim), die einige Melodien spielte. Die Trompetenklänge, die über dem Platz und Brunnen schwebten, genügten, um zu spüren, wie es Claus sagte: „Es lohnt sich, mal herzukommen, sich hinzusetzen, zu erzählen – und den Frühling zu genießen.“
red