BODENHEIM – Es ist noch gar nicht soo lange her, da ging man auf den Markt, um den täglichen Lebensmittelbedarf zu decken. Der Kopfsalat wurde in Zeitungspapier eingeschlagen, die Kartoffeln kullerten in den mitgebrachten Eimer und die Eier wurden vorsichtig in ein Behältnis gelegt. Dann brach das Zeitalter der Plastikverpackungen an. Und mit ihm alle bekannten Folgen und negativen Auswirkungen. Dem versuchen die „Unverpackt“-Läden heute gegenzusteuern.
„‘Unverpackt‘ ist für uns eine Herzensangelegenheit“, sagt Rebecca Koss, Gründerin der „Unverpackt Rheinhessen GmbH“ im Gespräch. 2019 nahm ihre Familie an einem Experiment im Rahmen der KIKA-Sendung „PUR+“ teil: vier Wochen ohne Plastikverpackungen leben. „Am Ende der vier Wochen war der Anteil von nachgewiesenen Plastikbestandteilen im Urin signifikant niedriger“, beschreibt sie ihre Motivation zur Gründung der GmbH.
Nach zweijähriger Vorbereitungszeit wurde das Unverpackt-Geschäft im März 2021 in Nieder-Olm eröffnet, nachdem in Bodenheim keine geeignete Ladenfläche gefunden wurde. Und: Ein Unverpackt-Mobil fährt zusätzlich täglich von Montag bis Samstag Märkte und Ortschaften in Rheinhessen an. So auch Bodenheim, freitags von 8.00 bis 12.00 Uhr den Dolles. Eine zusätzliche Möglichkeit im Ort sich zu versorgen.
Was kann man einkaufen?
Hülsenfrüchte, Nudeln, Reis, Müsli, Kaffee/Tee, Mehle, Süßigkeiten sowie Nonfood-Produkte wie Hygieneartikel und Reinigungsmittel. Insgesamt über 300 verschiedene Waren gibt es im Mobil. Im Laden sind es über 1.000. Davon viele aus der Region. Das Brot liefert z. B. der ortsansässige Bäcker. Ein schöner Synergieeffekt.
Wie geht unverpackt Einkaufen?
Jeder bringt idealerweise seine eigenen Gefäße mit und befüllt sie selbst. Es dürfen auch kleine Menge sein, z. B. für Senioren- oder Singleaushalte.
Sind Unverpackt-Artikel teurer?
Nein, denn es handelt sich um hochwertige Waren, fast ausschließlich in Bio-Qualität. Wenn man diese Preise vergleicht, sind sie sogar zum Teil günstiger, da man nicht die Verpackung und deren Entsorgung mitbezahlen muss. Außerdem kann man die Menge individuell bemessen, was Kosten spart und Lebensmittelverschwendung vermeidet (Wegwerfmentalität). Ganz abgesehen davon, dass man Lebensmittel bewusster und wertschätzender erwirbt und gesünder lebt.
Und die Hygiene?
Alle Probleme werden in Großgebinden gemäß standardisierter Hygieneregeln an die Unverpackt-Läden geliefert und dort hygienisch in Kleinbehälter umgefüllt, aus denen die Kundschaft die Ware entnimmt. Dafür stehen Schaufeln und Zangen zur Verfügung. Außerdem können sich die KundInnen die Hände desinfizieren oder Handschuhe aus Stoff nutzen, die im Laden zur Verfügung stehen.
Die Menschheit kann sich den bedenkenlosen Raubbau der Erde schon lange nicht mehr erlauben. „Unverpackt“ bietet jedem und jeder eine kleine, individuelle Möglichkeit, einen Beitrag zur Erhaltung der Ressourcen zu leisten. Jede Woche! In Bodenheim!
Alle Informationen zum Unverpackt-Laden und zum Verkaufsmobil findet man auf der übersichtlichen Homepage unter: www.unverpacktrheinhessen.de.
Ulrich Nilles