Start Hessen Biber sind wieder an den Untermain zurückgekehrt

Biber sind wieder an den Untermain zurückgekehrt

Ganze Arbeit leisteten die Biber an der Nidda in Sossenheim - Foto: Bernd Zürn
„Wo gehobelt wird da fallen Späne“. Das gilt auch für Biber.
– Foto: Bernd Zürn

FLÖRSHEIM – „Das war eindeutig ein Biber“, ist sich Johannes Schramm ganz sicher. Beim nächtlichen Gassi-Gang entlang des Schwarzbachs hatte der Hund des Okriftelers neulich angeschlagen. Folge dieser Bellerei: Ein ‚castor fiber‘, so der wissenschaftliche Name des nachtaktiven und wasserliebenden Nagetieres, zwängte sich durch den Zaun eines Kleingartens  und flüchtete panikartig die mehr als zwanzig Meter bis in den Schwarzbach. „Sehr laut und – für einen Biber – ungewöhnlich schnell“, erinnert sich Johannes Schramm nachträglich. Vor seiner überstürzten Flucht war der Biber recht aktiv: Ein junger Obstbaum von 3 – 4 Zentimetern liegt jetzt, wie mit einer scharfen Axt bearbeitet, gefällt dort im Kleingarten.

Für den herbeigerufenen Bernd Zürn vom BUND Flörsheim war das keine Überraschung. Bereits Ende Oktober 2016 wurde er von Christine Dörr über an- und abgenagte Bäume unterhalb der Eddersheimer Schleuse informiert. Die Eddersheimerin hatte das bei ihren Paddeltouren bemerkt. Seit Ende Oktober 2016 werden Zürn immer wieder Stellen gemeldet, an denen die Vegetarier mit ihren erstaunlichen Nagezähnen tätig waren. So fand er am 31. Dezember 2016 auch deutliche Nagespuren unterhalb der Opelbrücke auf der Flörsheimer Seite.

Bei seinem Versuch, ihr nächtliches Treiben mit einer fest installierten Wildtierkamera zu filmen, erwischte der Eddersheimer Urs Höhne im Dezember 2016 nur eine streunende Katze. Dann aber, am 6. Januar 2017, fotografierte er gegen 2:45 Uhr nachts tatsächlich und zweifelsfrei einen Biber am Eddersheimer Mainufer. Nur 14 Tage später konnte eine Kamera auf der Eddersheimer Schleu-seninsel gleich zwei Tiere filmen. Vermutlich ein Alttier mit seinem Jungen aus dem Vorjahr.

In diesem Okrifteler Kleingarten war ein Biber am Werk – Foto: Bernd Zürn

Von den ungewöhnlich umfangreichen Tätigkeiten der Tiere im Unterlauf der Nidda konnte sich Bernd Zürn mehrfach überzeugen. Dort ragt auch – deutlich sichtbar – eine  fast zehn Quadratmeter große ‚Biberburg‘ in die Nidda.

Ende 2017 setzte am Schwarzbach in Okriftel in Sachen Biber eine Funkstille ein. Erst im Januar 2020 erfuhr Bernd Zürn von mehreren Fraßspuren oberhalb des Wehres. Auf seine Bitten kamen am 15.01.2020 Vertreter der Unteren Naturschutzbehörde und des Regierungspräsidium Darmstadt zu einem Ortstermin an diese Stellen.

Biberaktivitäten auf der Brückeninsel, also mitten in Frankfurt, wurden dem Weilbacher BUND‘ler Zürn ebenso gemeldet wie solche am rechten Mainufer zwischen Keramag und Hochheim. Seit März 2021 gibt es auch eine, allerdings recht bescheidene, Biberburg am Flörsheimer Mainufer in Höhe der alten Schleuse. Zwei glaubhaften Augenzeugen zu folgen wurde in diesem Jahr am 13. Januar ein Biber im Mündungsbereich des Wickerbachs sowie im Juni ein weiterer am Main im Bereich Hochheim gesehen. Erfreuliches Fazit: Die Biber sind wieder an den Untermain und seine Nebenbäche zurückgekehrt.

Bernd Zürn