NIERSTEIN – Unter der Parole „Wein ist Volksgetränk!“ entfaltete das NS-Regime eine groß angelegte Weinpropaganda. Nie zuvor hat es in Deutschland eine gewaltigere Absatzaktion für die heimischen Winzer gegeben. Ab 1935 übernahmen fast 1.000 Städte vom Rheinland bis nach Hinterpommern „Weinpatenschaften“ für einzelne Winzerorte, wobei im ganzen Reich auch volkstümliche „Feste der deutschen Traube und des Weines“ organisiert wurden. Der Volksmund machte daraus rasch die Parole: „Saufen für den Führer!“. Tatsächlich wurde den deutschen Winzern damit seitens des Hitlerstaates eine propagandistische Aufmerksamkeit gewidmet, wie sie keiner anderen vergleichbaren Berufsgruppe je zuteilwurde.
Auch die Nierstein Winzer profitierten stark von dem staatlich verordneten Trinkgelagen. Der rheinhessischen Weinbaukommune waren gleich mehrere Städte im Reich als „Weinpaten“ zugeteilt.
Um diese Weinpatenschaften geht es im neuerlichen Vortrag von Dr. Christoph Krieger, Leiter des Mittelmosel-Museums in Traben-Trarbach, der dieses ungewöhnliche Kapitel der Lokalgeschichte anschaulich vorstellt. Der promovierte Historiker, der sich erstmals wissenschaftlich mit der nationalsozialistischen Weinpropaganda beschäftigte, gibt anhand zumeist unveröffentlichter Quellen überraschende Einblicke in eine weithin unbekannte Seite des NS-Regimes.
Der Geschichtsverein Nierstein lädt zu diesem Vortrag alle Interessierten herzlich ein. Die Veranstaltung findet statt am Freitag, 21. Juli 2023, 19.00 Uhr, Rathausterrasse im Niersteiner Stadtpark, Eingang Bildstockstraße 10 in Nierstein. Der Eintritt kostet 7 Euro inklusive einem Glas Wein oder Wasser.
Autor. red