EBERSHEIM – Auch wenn es ein ganzes Stück außerhalb liegt, Ebersheim gehört noch zu Mainz und ist somit die letzte Bastion der Mainzer Fastnacht. Dazu bekennt sich der Ebersheimer Carneval-Verein (ECV) „Die Römer“ selbstbewusst und präsentierte bei der ersten Prunksitzung mit eigenem Ballett, lokalem Wein und jeder Menge Büttenredner die Ebersheimer Version der fünften Jahreszeit.
Begonnen wurde mit dem Eröffnungsspiel, bei dem bereits dem großen Einzug entgegengefiebert wurde. Dieser lies auch nicht lange auf sich warten und ein närrisch kostümierter Elferrat, angeführt von den Sitzungspräsidenten Andreas Schmücker und Markus Weiß und gefolgt vom gesamten Aufmarsch des ECV, zog in den Saal. Schmücker, der erste Sitzungspräsident, hielt sich kurz und dankte allen Beteiligten mit den Worten: „auf unsere ehrenamtlichen Helfer und das gesamte Team ein dreifaches Helau!“ Die dreifache Erwiderung aus dem Publikum kam sofort.
Zeit fürs Protokoll, das von Axel Zimmermann verlesen wurde und wie gewohnt politisch bissig war. Mit der traurigen internationalen Lage wolle man sich gar nicht befassen, zumal es innenpolitisch und besonders Mainz intern genug zu spotten gebe. Besonders bekam diesmal der Mainzer Verkehr sein Fett weg, zumal die Stadt an Fastnacht zu einer regelrechten Pilgerstätte wird. So erklärt Zimmermann: „Drum sei gründlich es notiert, wie sehr Mainz von der Fastnacht profitiert.“
Es folgte der erste Höhepunkt, das Ballett des Ebersheimer Nachwuchses unter Leitung von Lena Zaun, diesmal mit einer Reise in den Orient und natürlich mit Zugabe. Anschließend präsentierten Steffen Schwibinger und Timo Schwarz als „Tommy und Schorsch“ einen Exkurs in die römische Vergangenheit der Stadt. Musikalisch ging es mit Peter Rösch in seiner bekannten Rolle als Straßenmusikant weiter, wo es besonders beim Klassiker „Am Rosenmontag“ Gelegenheit zum Schunkeln gab. Weniger politisch, aber umso lustiger blieb es bei Boris Feldmann und dem darauffolgenden Jens Baumgärtner in seiner gekonnten Rolle des Apothekers.
Danach stand mit Markus Schönberg als Ignaz „ein neuer Stern am Fastnachtshimmel“ auf der Bühne. Dieser zeigte sich als „rheinhessischer Oberbayer“ und später sogar als französischer Chansonnier besonders vielseitig. Politischer wurde es dann wieder mit dem „Advokaten des Volkes“ Rüdiger Schlesinger, bei dem die gesamte Parteienlandschaft durch den Kakao gezogen wurde. Die Pause leiteten dann fünf junge Männer ein, die selbst noch nicht genau wussten, wie sie hießen, aber in ihrem Lied „Was kost‘ die Schorle“ von der drückenden „Woi-flation“ sangen.
Zeit für die Pause und damit einem kleinen Personalwechsel, für den zweiten Teil übernahm nämlich Markus Weiß die Rolle des Sitzungspräsidenten. Dieses Jahr war die Planung eine besondere Herausforderung, wie er erzählt, da Ostern so früh ist, seien die Büttenredner besonders ausgebucht. Beim zweiten Teil stand vor allem das vereinseigene Ballett im Vordergrund, zuerst das Jugendballett unter Leitung von Vanessa Hauser und dann natürlich das Hauptballett, geleitet von Annika Schwarz. Daneben präsentierten sich Alex Leber als Polizist und Thomas Wucher mit seinen „Altrheinstromer“. Besonders aktuell war die Darstellung von Frank Brunswig als Streikender. Die letzte Büttenrede kam von Johannes Leopold Pschierer, der einen jungen Erwachsenen darstellte.
Der musikalische Ausklang wurde vom Musikzug „Sound of Weisenau“ gewährleistet, der mal wieder mit professionellem Klang überzeugen konnte. Wer diesen närrischen Auftakt in die goldene Zeit der Prunksitzungen verpasst hat, der kann dieses Versäumnis bei der zweiten Sitzung des ECV nachholen.
Johannes Preyß