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Andrea Müller-Bohn will Landrätin in Mainz-Bingen werden Ein Porträt der grünen Kandidatin für die Landratswahl im Kreis Mainz-Bingen

Andrea Müller-Bohn hat vor Kurzem das Votum der Grünen bekommen, um ins Rennen um das Amt der Landrätin zu gehen. Foto: Sabine Longerich

MAINZ-BINGEN – Kommunale Wärmeplanung, Klimaneutralität, bezahlbarer Wohnraum im Kreis, Personal für die bekannten Engpässe, gute Gesundheitsversorgung: Das sind nur einige Themen, die der Kandidatin der Grünen für das Amt der Landrätin in Mainz-Bingen unter den Nägeln brennen. Andrea Müller-Bohn hat vor Kurzem das Votum der Kreismitgliederversammlung bekommen, die die drittgrößte Fraktion im Kreistag Mainz-Bingen stellen, um ins Rennen um das Amt zu gehen.

Wer ist die Frau, die nun für ihre Partei den Hut in den Ring wirft, um am 11. Mai nächsten Jahres die Landratswahl zu gewinnen? Journal LOKAL hat Müller-Bohn gesprochen. Man kennt die Politikerin seit 2022 als Sprecherin der Fraktion der Grünen im Kreistag Mainz-Bingen, seit 2019 ist sie dort Mitglied der grünen Fraktion. Davor arbeitete sie rund zehn Jahre im grünen Vorstand mit. Doch wie hat Müller-Bohn zu den Grünen gefunden? Wie steht die Familie der verheirateten Mutter von zwei Kindern zum Entschluss und welche Schwerpunkte will sie in der angestrebten Funktion als Leitung der Verwaltung setzen?

Seit 2009 lebt die Familie in Rheinhessen, zunächst in Köngernheim, jetzt in Ingelheim. Seit vielen Jahren ist sie Mitglied bei den Grünen. „Mein Mann und meine Kinder sind meinen Weg immer mitgegangen, sie unterstützen mich ganz großartig,“ beruhigt Müller-Bohn gleich am Anfang des Gesprächs. „Neben Arbeit, Schule und Studium – die Kinder sind inzwischen 16 und 20 Jahre alt – hat jeder von uns seine Aufgaben. Wir alle haben fast die gleiche Verantwortung im Haushalt, damit uns allen auch Zeit für andere Verpflichtungen und Hobbys bleibt. Wir sind eine sehr kommunikative Familie, diskutieren ständig am Küchentisch, weil auch die Kinder der Meinung sind, dass man selbst gestalten muss, statt gestaltet zu werden.“ Gemeinsame freie Zeit verbringen sie mit langen Spaziergängen in der Natur oder mit Besuchen der Familie in der Eifel. Daneben gleicht sie ihren Alltag mit Hobbys wie Lesen, Malen und Handarbeiten aus.

Müller-Bohn ist 1971 in der Nähe von Rostock aufgewachsen. Ihr Vater, nautischer Offizier, hatte zehn Jahre lang Berufsverbot und durfte nicht zur See fahren, was die Tochter schon früh zu Skepsis gegenüber Politik und vor allem Parteien veranlasste. Zum Zeitpunkt der Wende war sie 18 Jahre alt, sie suchte ihren Platz in der Gesellschaft und eine Möglichkeit, aktiv gegen ihre Ohnmachtsgefühle anzugehen. „Die Selbstwirksamkeit, also selbst etwas zu bewegen und nicht tatenlos und ohnmächtig abzuwarten und zuzusehen, war für mich immer schon sehr wichtig,“ erinnert sich die Politikerin. Sie ergänzt, dass sie die Wende als Geschenk empfunden habe: „Endlich wurde Demokratie für mich greifbar, am 18. März 1990 durfte ich zum ersten Mal demokratisch wählen“. Es wurden dann sehr bald die Grünen.

Eigentlich wollte die junge Frau Medizinerin werden – in der DDR wurde ihr dieser Wunsch verwehrt. Nach der Wende bekam sie den ersehnten Studienplatz, wechselte aber nach drei Jahren zum Studium Erwachsenenbildung, Pädagogik und Personalwesen. Und sie ist auch im Bereich Personalwesen beruflich unterwegs: Seit zehn Jahren verantwortet sie bei Boehringer Ingelheim sehr erfolgreich das Betriebliche Eingliederungsmanagement, mit dem sie unterschiedlichsten Menschen mithilfe verschiedener Netzwerkpartner eine Wiedereingliederung in ihren Beruf oder auf eine alternative Stelle ermöglicht. Müller-Bohn macht deutlich, wie wichtig ihr die Arbeit mit Menschen ist: „Ich habe das Bedürfnis, immer auf Augenhöhe mit meinem Gegenüber zu kommunizieren, Menschen bei Bedarf zu unterstützen und ihnen zu helfen.

Darum war der Wechsel des Studiums für mich genau richtig.“ Und so sieht sie wohl auch die Rolle der Landrätin: als Kümmerin, die dafür sorgt, dass die Verwaltung gut für die Bevölkerung arbeiten kann. „Ich möchte an der Spitze einer Verwaltung stehen, die gut aufgestellt ist und motiviert ihren Dienstleistungsauftrag erledigt, eine Verwaltung, die für die Bürgerinnen und Bürger da ist. Dafür möchte ich den Dienstleistungsgedanken in den Vordergrund stellen: eine moderne, digitale Verwaltung, barrierefrei zugänglich, und das nicht nur physisch gedacht, mit einer verständlichen und einfachen Sprache.“

Müller-Bohn weiß: „Wir brauchen mehr Personal für die bekannten Engpässe, zum Beispiel bei Erzieherinnen, Busfahrern, auch bei Verwaltungsangestellten.“ Neue Wege brauche es, um sie zu halten. „Es reicht nicht, dass wir Jobtickets und eine tolle Kantine anbieten. Wir brauchen auch bezahlbaren Wohnraum im Kreis. Hier kann die Kreiswohnungsbaugesellschaft mit ins Spiel genommen werden. Die Politikerin nennt einige Hebel, die sie als „Herzensthemen“ bezeichnet: „Wir sind ein Pendler-Landkreis. Also sollten wir nicht nur für bezahlbaren Wohnraum sorgen, sondern zum Beispiel auch für den Ausbau der KRN-Busflotte, und das mit klimaneutralen Antrieben. Die kommunale Wärmeplanung ist sehr wichtig für private Haushalt. Hier sehe ich die Verwaltung in der Rolle, für die Kommunen Synergien zu schaffen, zu koordinieren und zu unterstützen. Die Gesundheitsversorgung ist ein Riesenthema – wir müssen abwarten, welche Rahmenbedingungen der Bund schafft und was letztendlich beschlossen wird.“

Die gute Gesundheitsversorgung sieht sie als die Aufgabe der obersten Verwaltungsleitung an: „Meiner Meinung nach ist das in der Vergangenheit vernachlässigt worden. Wir brauchen nicht nur eine ausreichende Krankenhausversorgung im Kreis, sondern auch attraktive Angebote für Arztniederlassungen.“ Als neue Landrätin hätte Andrea Müller-Bohn ein weites Feld zu beackern. Herausforderungen wie der demografische Wandel, insbesondere im Pflegebereich, fehlende Qualifizierungen und fehlende Unterstützung für Pflegende, der bereits angesprochene Personalmangel in anderen Berufen, Klimaneutralität, bezahlbarer Wohnraum und nicht zuletzt der Katastrophenschutz: Es kommt einiges auf die jetzige Fraktionssprecherin zu.

„Ich werde diese Aufgaben nicht allein stemmen müssen“, so ihr Resümee. „Ich bin Teamplayerin und werde mit rund 1300 Mitarbeitenden in der Verwaltung ein gutes, erfahrenes und qualifiziertes Team an meiner Seite haben.“

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Nach mehr als 25 Jahren Berufserfahrung im Bereich der Kommunikations-, Redaktions- und Pressearbeit und mehr als 30 Jahren Autorentätigkeit bin ich seit April 2024 für das JOURNAL LOKAL unterwegs. Da ich - gut vernetzt in der gesamten VG Bodenheim - mitten im alten Ortskern von Bodenheim wohne weiß ich, über welche Neuigkeiten und Projekte man unbedingt berichten sollte. Mein besonderes Interesse gilt dem sozialen Miteinander, kulturellen und sportlichen Veranstaltungen sowie der Orts- und VG-Politik. Journalistische Ausflüge führen mich u. a. auch nach Laubenheim, in die VG Rhein-Selz und an andere schöne Orte.