Start Gesellschaft „Kulturbuntes Bodenheim“ in Berlin Einblicke in Politik und Geschichte

„Kulturbuntes Bodenheim“ in Berlin Einblicke in Politik und Geschichte

Auf der Kuppel des Reichstags: Mustafa Ahmadi aus Afghanistan, inzwischen deutscher Staatsbürger, Nina Vovk (Ukraine), Mohammad Abedi (Iran) und Tamara Kucherenko (Ukraine). Foto: privat

BODENHEIM – Berlin im Herbst: Politik, Geschichte und das pulsierende Herz der Hauptstadt – eine gute Kombination, um die gesellschaftlich relevanten Fragen zu stellen.Vor Kurzem reisten 50 politisch interessierte Menschen nach Berlin, eingeladen von Tabea Rößner, Bundestagsabgeordnete (MdB) der Grünen aus Mainz. Dabei bot die Bildungsreise auch der Flüchtlingsinitiative „Kulturbuntes Bodenheim“ Einblicke in politische Abläufe und gesellschaftliche Themen. Das Netzwerk engagiert sich seit über zehn Jahren in der Integrationsarbeit.

Sechs Rheinhessen und Rheinhessinnen mit Wurzeln in Afghanistan, Deutschland, Iran und der Ukraine waren dabei. Die Reise ermöglichte fundierte Erkenntnisse über die Strukturen der deutschen Politik. Stadtführungen halfen, Geschichte und Gegenwart der Hauptstadt zu erfassen. Elisabeth Henn von der Initiative berichtete, dass Rößner die Erklärungen in Abstimmungsprozesse gut vermittelte, wie etwa zur E-Mobilität, an der zahlreiche Gremien beteiligt sein müssen. Rößner beantwortete auch individuelle Fragen der Teilnehmer.

Die Reise beeindruckte: Die Gruppe aus Rheinhessen nutzte eine Gelegenheit an der Eastside Gallery, um über Themen wie Religionsfreiheit, Geschlechterverhältnisse, den deutschen Arbeitsmarkt und Weltfrieden zu diskutieren. Mohamed Abedi, Elektroniker in Ausbildung in Bodenheim, sagte: „Trotz meines Studiums im Iran weiß ich wenig über die europäische Geschichte“, und fügte hinzu: „In der Schule ging es oft nur um das Perserreich. Die Ermordung der Juden wurde kaum erwähnt.“ Abedi lebt seit vier Jahren in Deutschland und verfolgt das politische Geschehen nun intensiv.

Henn berichtete, dass der Besuch des neu eröffneten Dokumentationszentrums für Flucht, Vertreibung und Versöhnung viele Teilnehmende bewegte, da er Erinnerungen an eigene Fluchterfahrungen weckte. Auf Tuchfühlung mit der Hauptstadt wurden Politik, Geschichte und Kultur lebendig, wie Henn weiter ausführte: „Bundesrat, Hammelsprung, Lobbyregister, Wasserwege in Berlin, Reichstagsbrand 1933, Gesetzgebungsprozesse, Parteienfinanzierung, Luftbrücke und Rosinenbomber, Holocaust-Mahnmal, die Reichstagskuppel, das Brandenburger Tor – das Programm war spannend und aufschlussreich, gerade für unsere Neubürgerinnen und Neubürger.“

Abends blieb Zeit für Spaziergänge Unter den Linden, zum Checkpoint Charlie oder zum Alexanderplatz, um das Flair der einst geteilten Stadt zu erleben. Auf der Rückfahrt reflektierte der Heizungsbauer Mustafa Ahmadi: „Als deutscher Staatsbürger möchte ich die Zukunft des Landes mitgestalten. Dazu muss ich gut informiert sein.“

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