ALTSTADT – Eine Mülltonne wandelt sich plötzlich zu einer rasenden Pferdekutsche, nachdem Bühnenkulisse, Requisiten und Darsteller bei einem Unfall auf der A3 auf Grund geraten sind. Der Veranstalter des Gustavsburger Cineastenclubs lässt sich von den Widrigkeiten nicht beirren und zeigt eine spontane Theaterversion des Weltklassikers „Dracula“ nach Bram Stoker. Das dreiköpfige Schauspielerteam schlüpft kurzerhand in zahlreiche, schnell wechselnde Rollen – das Publikum erlebt höchst unterhaltsame und atemberaubende Wechsel, dazu eine Riesenportion Kreativität und schauspielerische Meisterleistungen.
Die Gruselparodie „Dracula“ von Wolfgang Benninghofen feierte bereits im Februar 2024 bei den Mainzer Kammerspielen die Premiere und begeisterte das Auditorium auch bei seiner jüngsten Aufführung im Fort Malakoff. Unter der Regie von Oliver Blank brillierten Tim Grothe, Axel Schwenk und Johannes Schedl in unzähligen und geistreich gespielten Rollen.
Nach dem Erfolg der Komödie „Der Hund der Baskervilles“ habe er nach einem ähnlichen Stück gesucht und sei auf die Gruselparodie von Benninghofen gestoßen, erläuterte Blank im Gespräch mit Journal LOKAL. Als größte Produktionsstätte für freie professionelle Theatergruppen in Rheinland-Pfalz haben die Mainzer Kammerspiele sich einen Namen gemacht. Seit ihrer Eröffnung leiten neben Blank auch Claudia Wehner und Tom Pfeifer die Theaterstätte im Fort Malakoff. Darüber hinaus inszenieren zahlreiche Ensembles die mannigfachen Aufführungen.
Mit „Protist Produktion“ ist Regisseur und Schauspieler Blank seit 1991 bei den Mainzer Kammerspielen tätig. Insgesamt zwölf Schauspiele brachte er seither auf die Bühne und konzentrierte sich in den letzten Jahren auf komödiantische Stücke. Wie in der Parodie „Dracula“ verkörpert dabei eine geringe Anzahl an Darstellern ein Dutzend unterschiedlicher Rollen: eine kurzweilige Form der Darbietung. Mit wenig Personal, beachtlichem Talent und einer großen Portion Humor bringt Blank zeitlose Theaterklassiker nach Mainz.
„Ich möchte den Menschen nahelegen, auch kleinere Theaterstätten zu besuchen“, appelliert er. Im Gegensatz zu großen Kultureinrichtungen, wie etwa dem Staatstheater Mainz würden kleinere Stätten weniger subventioniert werden. Blank liege es deshalb am Herzen, das facettenreiches Repertoire der Kammerspiele Mainz ins Bewusstsein zu rufen. Nach der Aufführung von „Dracula“, für die sich am 22. Februar zum letzten Mal in dieser Spielzeit der Vorhang heben wird, werde er sich der Produktion der französischen Komödie „Der Krawattenclub“ von Fabrice Roger-Lacan widmen, verriet der Regisseur. Weitere Infos zum aktuellen Programm gibt es unter: mainzer-kammerspiele.de.
Mandy Kramer