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FG-Stammtisch live aus dem Bürgerhof Kneipenfastnacht der Füsiliergarde wurde zum dritten Mal gestreamt

Der moderne Musikzug der Füsiliergarde brachte das närrische Auditorium gleich zu Anfang in Bewegung. Screenshot: Elke Fauck

GONSENHEIM – Die Gonsenheimer Füsiliergarde ist einer der wenigen Fastnachtsvereine, die an der Tradition der Kneipensitzungen festhalten. Vor einigen Jahren hat die Garde die Kneipenfastnacht zum Revival verholfen. Während der Pandemie kam der Gedanke der Streamung aus dem Bürgerhof auf, der auf so große Resonanz stieß, dass diese Attraktion beibehalten wurde.

Der Moderne Musikzug der Garde unter Leitung von Friedhelm Jungbluth und Jürgen Schick hatte bereits für die Aufwärmphase gesorgt, als die beiden Moderatoren, Gardepräsident Dr. Oliver Kohl und Oliver Böhm, die Sitzung eröffneten. Adi Guckelsberger trat in seiner bekannten Nachtwächterrolle auf. Seine gereimten Gags unter Beteiligung des  Publikums sind aus der Fastnacht nicht mehr wegzudenken. So berichtete er über einen Wiesbadener, der einen Pflasterstein täglich mehrmals mit einer Salbe einrieb. Auf die verwunderte Frage eines Passanten begründete der Wiesbadener das damit, dass er gestürzt sei und der Arzt im verordnet habe, die Stelle dreimal täglich mit Bepanthen zu behandeln.

„Der Nichtsnutz“ Marcel Jakobi scheiterte am Versuch, ohne Arbeit reich zu werden. Screenshot: Elke Fauck

Marcel Jakobi traute sich als „Nichtsnutz“ auf die närrische Rostra. Nach 13 Schuljahren wollte der nun endlich reich werden ohne zu arbeiten. Da das nicht so ganz klappte und auch ein versuchter Bankraub misslang, datete er eine reiche Seniorin in einem Hotelzimmer. Doch die von ihm verabreichte Dosis an Schlafmittel war wohl etwas zu hoch, denn in seinem späteren Beruf als Bestatter begegnete er Gundula wieder und das Testament war auf ihn ausgestellt. Michael Emrich brillierte in der Rolle als „Beamter vom Carneval Überwachungsamt“. Er maß den Bauchumfang der Redner, damit sie nicht in der Bütt stecken bleiben. „Des is aach kään Bluff, da wo nix drin is, da muss aach nix druff“, begründete er, dass Wiesbadener keine Narrenkappe tragen müssen.

„Gonsbachradio Gunsenum“ heißt der neue, von Herrn Becker aus Gunsenum (Rudi Hube) gegründete Radiosender. „Mir Gunsenummer sin die scheenste Leit“ ist die Erkennungsmelodie des Senders, der auf Welle 111 zu finden ist. Berichtet wird allerdings nicht nur aus Gonsenheim, sondern auch aus den Krisengebieten Finthen und Mombach. So saß ein Mombacher auf dem Dach des Bürgerhofs in Gonsenheim. Grund war die Ansage der Wirtin, die nächste Runde ginge aufs Haus. Bereits voriges Jahr hatte sich dieser Redner des erstklassigen Kokolores von der großen Bühne verabschiedet. Aber sein Versprechen, die Kneipensitzung dennoch weiterhin mit einem Vortrag zu bereichern, hat er gehalten.

Als Vertreter des Carnevalüberwachungsamts berichtete Michael Emrich über die Arbeitsweise der Beamten. Screenshot: Elke Fauck

Doro Kirschemann wollte mit Dirndl in die Mewa Arena. Da der Ordnungsdienst ihr als vermeintlichem Bayern-Fan den Zugang verweigerte, blieb ihr als einzige Chance, sich auszuziehen, denn die Unterhose war in Rot-Weiß.

„Wie bescheuert kann es denn sein,setzt man die Bundestagswahl mitten in die Kampagne hinein“, war der Einstieg von Pfarrer Daniel Kretsch, der auch die vierfarbbunte  Bühne als Pfarrer betrat, mit gezielten Spitzen gegen die Politik, besonders gegen den Riss in der Brandmauer. In dem in allen Facetten gelungenen Vortrag teilte er gegen alle Parteien aus, nutzte jedoch die Bühne für klare Worte gegen die AfD. Frank Brunswigs Kampfsportkarriere vom Judoka über Karate bis hin zum Sumo-Ringer war abenteuerlich. Nachdem der Kämpfer im Ring den günstig erworbenen Milchreis mit Kirschen warf, war auch diese  Karriere beendet.

Die tänzerische Fastnacht bestritten drei Mädchen aus dem Kinder- und Jugendballett der Füsiliergarde. Das Trio bewies, dass auch ein kleiner Teil des Teams zu Großem fähig ist, wenn der zur Verfügung stehende Platz nicht für alle ausreicht. Trainiert werden die Kinder von Georgina Schick und Nadine Torricelli. Eine weitere Tanzeinlage präsentierte das Garde-Duo des Carnevalvereins vom TV Sprudel Wiesbaden. Felizitas Hess und Laura Bote tanzen seit 20 Jahren in ihrem Verein und sind inzwischen auch als Trainerinnen aktiv.

Murielle Stadelmann hatte einige musikalische Einlagen im Gepäck.Screenshot: Elke Fauck

Eine Anmoderation der besonderen Art wurde der Couplet-Sängerin Ottilie Strunzer (Werner Ott) und ihrem Pianisten (Christophe Hinz) zuteil. Rudi Rauschgold von R.R.-Management (Rudi Lucas) präsentierte eine Nachtigall, gefangen im Körper einer Fleischverkäuferin, mit der Ansage “Sollten Sie beabsichtigen, Blumen auf die Bühne zu werfen, dieses Mal bitte ohne Topf!” Ottlilie Strunzer hat auch schon am Staatstheater gesungen. Zwar nicht auf der Bühne, aber neben dem Theater vor dem Kiosk, also eben am Staatstheater. Fraa Strunzer strunzte in ihrer üblichen Art in einem Couplet in Feierlaune mit professioneller Begleitung von Christophe Hinz am Klavier. „Kaa Sau weiß was das alles kost, drauf alle Meenzer sage Prost!”

Bei diversen Gesangseinlagen von Gastwirtin, Köchin und Opernsängerin Murielle Stadelmann durften ihre Lieblingslieder „Und nachts sang ich die Lieder” und der „Gardeoffizier” am Ende der Veranstaltung nicht fehlen. Auch gemeinsam mit Adrian Werum, der die gesamte Veranstaltung am Klavier begleitete und Rainer Werum, rockte die Wirtin vom Weinhaus Bluhm den Bürgerhof mit so manchem Saallied. Ein weiterer Opernsänger als Gast des Abends war Derrick Ballard vom Mainzer Staatstheater. „E viva Moguntia” aus der Kehle eines Bassbaritons war ebenfalls ein besonderes Highlight.

Herr Becker aus Gunsenum alias Rudi Hube gründete das Gonsbachradio Gunsenum. Screenshot: Elke Fauck

Es war eine Fastnachtssitzung der etwas anderen Art, mit einer guten Mischung aus Vortrag, Tanz und Musik, toller Stimmung und zusätzlicher Option für diejenigen, die keine Tickets mehr bekommen hatten oder aus anderen Gründen nicht live vor Ort dabei sein konnten, den Stream zu Hause am Bildschirm zu verfolgen. Gardemitglied Salvatore Ruggiero überreichte einen Scheck von der Schott AG über 7.777 Euro, was es ermöglicht, in den kommenden Tagen den Stream in die Mainzer Seniorenheime zu übertragen und einige der rund 950 Mitglieder der größten eigenständigen Garde der Mainzer Fastnacht in die Einrichtungen auszusenden, um mit den Bewohnern mit der entsprechenden fastnachtlichen Verpflegung zu feiern und dort Stimmung zu verbreiten.

Um dies mit dem Schlachtruf der Gonsenheimer Füsiliergarde zu beschreiben: „De Kram klappt!”

Das Garde-Duo-Ballett vom Carnevalverein Sprudel Wiesbaden war zum zweiten Mal zu Gast. Screenshot: Elke Fauck

Elke Fauck