
VG RHEIN-SELZ – In der Feuerwache der Verbandsgemeinde (VG) Rhein-Selz in Nierstein wurde vor Kurzem ein Projekt vorgestellt, das zeigte, wie Menschen mit Beeinträchtigungen erfolgreich in den Arbeitsmarkt integriert werden könnten. Im Mittelpunkt stand Dirk Rosenbaum, der seit einem halben Jahr als externer Mitarbeiter die Feuerwehrschlauchreinigungsmaschine bedient.
„Der Alltag zeigt, dass es doch nicht immer so einfach ist, Menschen aus einer Werkstatt in den ersten Arbeitsmarkt zu bringen“, erklärt Michael Huber, Geschäftsführer der Gesellschaft für Teilhabe und Integration „in.betrieb“. Der erste Schritt sei oft ein Praktikum. „Wenn daraus ein ausgelagerter Arbeitsplatz entsteht, ist der Weg in den regulären Arbeitsmarkt geebnet.“ Rosenbaum hat den ersten Schritt der Werkstatt in Nieder-Olm gewagt. Noch ist er dort in der Schreinerei tätig und montierte dort unter anderem Baustellenlampen. Doch als bekennender und leidenschaftlicher Feuerwehrmann erkannte er die Chance: „Wenn so eine Stellenausschreibung kommt, warum soll man dann Nein sagen?“. Zu den Diensten bei der Feuerwehr reist er mit dem Bus an.
In Nierstein kommt die neue Unterstützung gut an. „Es ist unfassbar wertvoll für uns, weil es sich um ein einsatzrelevantes Thema handelt“, betont ein Vertreter der Feuerwehr. Die Reinigung und Prüfung der Schläuche seien essenzielle Aufgaben, die mit hoher Sorgfalt erledigt werden müssen. Rosenbaum hat sich in die Materie eingearbeitet. „Ohne funktionierende Schläuche können wir nicht arbeiten.“ Die Sicherheit sei freilich immer gewährleistet. „Dirk kennt sich aus, hat Spaß daran und bringt wertvolle Erfahrung mit.“
Noch ist Rosenbaum nicht im ersten Arbeitsmarkt angekommen. Derartige Integration ist für in.betrieb eine Kernaufgabe. Bis zum Jahresende wolle man 60 Menschen in den ersten Arbeitsmarkt bringen, erklärte Bereichsleiter Jan Löffler. „Aktuell haben wir 31 außerhalb der Werkstätten untergebracht.“ Doch das sei nicht immer einfach. „Es braucht einen tollen Arbeitsplatz, einen interessierten Arbeitnehmer und ein Unternehmen, das sich darauf einlässt.“ Mit einem Satz: Ein komplexes Matching, das viele Faktoren berücksichtigen müsse.
„Ich habe mich sehr gefreut, dass wir von in.betrieb eingeladen wurden, um solche Projekte kennenzulernen, sagte ein VG-Bürgermeister Martin Groth. „Es ist wichtig, zu verstehen, welche Herausforderungen es gibt, aber auch, welche Möglichkeiten sich bieten. Vielleicht entstehen aus diesem Beispiel weitere Kooperationen.“ Die VG betritt damit ein neues Inklusionsfeld.
Rosenbaum selbst ist mit seiner Entscheidung glücklich: „Ich bin froh, dass ich den Mut hatte, etwas Neues zu probieren.“ Die Zusammenarbeit zwischen „in.betrieb“ und der VG-Feuerwehr weckt Hoffnungen. Eine gelungene Inklusion in den begehrten ersten Arbeitsmarkt kann die Teilhabegesellschaft übrigens vorweisen: von der Werkstatt hat sich inzwischen ein Kollege von Rosenbaum, Jens Herzensberger, komplett abgekoppelt und arbeitet in einem Weingut in Mommenheim.
red