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Überschuss – doch der Sparkurs bleibt Bistum Mainz hat den Finanzbericht für 2023 veröffentlicht

Im Bistum Mainz bleibt die finanzielle Lage angespannt. Foto: Gregor Starosczyk-Gerlach

MAINZ – Das Bistum Mainz hat das Haushaltsjahr 2023 mit einem Überschuss von rund 48 Millionen Euro abgeschlossen. Das geht aus dem Finanzbericht, den das Bistum Mainz veröffentlich hat. Damit endet das Jahr anders als 2022, als noch ein Fehlbetrag von über 58 Millionen Euro verzeichnet wurde. Bereinigt um Sondereffekte liegt der tatsächliche Gewinn bei rund 26 Millionen Euro.

Trotz dieser positiven Bilanz bleibt die finanzielle Lage angespannt. Seit 2020 verfolgt das Bistum einen strikten Sparkurs. Bis 2030 sollen jährlich 50 Millionen Euro eingespart werden – rund ein Viertel der bisherigen Ausgaben. Diözesanökonom Carsten Erdt betont: „Die Haushaltskonsolidierung bleibt zwingend notwendig.“

Die Kirchensteuereinnahmen sind weiter rückläufig: 2023 gingen sie auf 221,3 Millionen Euro zurück – ein Minus von fast sieben Millionen im Vergleich zum Vorjahr. Grund dafür sind vor allem hohe Austrittszahlen (13.550) bei gleichzeitig geringen Neuzugängen (3.549 Taufen). Auch in Rheinhessen ist der Trend spürbar – etwa in Gemeinden wie Oppenheim, Bodenheim oder Alzey, wo die Zahl der Austritte zuletzt über dem Landesdurchschnitt lag.

Zudem wirkt sich der Fachkräftemangel aus: Viele genehmigte Stellen bleiben unbesetzt. Das entlastet zwar kurzfristig den Haushalt – stellt aber insbesondere die kleineren Pfarrgemeinden in ländlichen Regionen wie Rheinhessen vor strukturelle Herausforderungen. Seelsorgeeinheiten wie in der Verbandsgemeinde Rhein-Selz müssen immer häufiger mit geteilten Ressourcen arbeiten.

Ein Schwerpunkt lag 2023 auf der Neuordnung des Schulwesens: 14 Schulen wurden in die neue St. Martinus Schulgesellschaft überführt. Vier Standorte mussten abgegeben werden. Betroffen war unter anderem die Schulstruktur in Rheinhessen, wo katholische Schulen in Trägerschaft weiterhin eine zentrale Rolle spielen – etwa in Alzey oder Mainz-Hechtsheim. Ziel ist es, Kosten zu senken – vor allem beim Bauunterhalt und bei Pensionsverpflichtungen.

Auch bei den Kitas schreitet die Reform voran. Viele der 198 Einrichtungen sind inzwischen im Zweckverband Unikathe organisiert. In Rheinhessen etwa betreibt der Verband Kindertagesstätten in Nierstein, Wörrstadt, Nieder-Olm und Gau-Algesheim. Sie entwickeln sich zunehmend zu Familienzentren, werden aber weiterhin nicht vollständig durch staatliche Zuschüsse finanziert.

Das Bistum investiert nach den Leitlinien der Deutschen Bischofskonferenz. Russische Emittenten sind seit Beginn des Ukraine-Krieges ausgeschlossen. Das Portfolio erzielte 2023 eine Rendite von knapp sechs Prozent. Die Kapitalerträge dienen unter anderm dem Erhalt kirchlicher Gebäude, etwa auch in kleineren Gemeinden wie Zornheim oder Harxheim, wo Sanierungen ohne zentrale Unterstützung nicht zu stemmen wären.

Für 2024 rechnet das Bistum mit weiter sinkenden Einnahmen und deutlich steigenden Personal- und Sachkosten. Vor allem die hohen Tarifabschlüsse belasten den Haushalt. Die Zahl der pastoralen Mitarbeitenden wird weiter sinken. Dies betrifft auch Gemeinden in Rheinhessen, wo bereits heute mehrere Kirchorte von einem einzigen Pastoralteam betreut werden.

Die Leitung des Bistums plant daher weitere strukturelle Kürzungen – auch bei Aufgaben und Angeboten. Ziel bleibt eine zukunftsfähige Kirche, die „nah bei den Menschen“ bleibt. Gerade in ländlich geprägten Regionen wie Rheinhessen ist dies eine Herausforderung.

„Wir wollen handlungsfähig bleiben, ohne den Kernauftrag der Kirche zu verlieren“, so Bischof Peter Kohlgraf. Der Sparkurs sei schmerzhaft, aber notwendig – und nur mit Beteiligung der Gemeinden und Ehrenamtlichen tragfähig.