Start Rheinhessen/Mainz Neptun und die Anstalt „Meenzer Rhoiadel“ trat im Bodenheimer Dolleskeller auf

Neptun und die Anstalt „Meenzer Rhoiadel“ trat im Bodenheimer Dolleskeller auf

Die Bodenheimer Akteure des „Meenzer Rhoiadels“. Rechts oben der Vorsitzende Markus Andres - Foto: Volker Bewersdorff

BODENHEIM – Nach fast vierjähriger Pause sind sie zurück auf den Brettern, die die Welt bedeuten, die Laienschauspielgruppe „Meenzer Rhoiadel“. Kürzlich trat das Mund-ART-Theater zwei Mal im jeweils vollbesetzten Keller des Bodenheimer Bürgerhauses Dolles auf. Eine besondere Rolle kam dabei dem Bodenheim „Applaus e. V.“ zu.

In ihrem Grußwort freute sich Nicole Dittmann (1. Vorsitzende), dass der „Rhoiadel“ das Angebot von „Applaus e.V.“ gerne angenommen hatte, den Dolleskeller zu bespielen. Der Vorstandsvorsitzende der Theatergruppe Markus Andres bedankte sich umgekehrt, dass Bodenheim auf sie zugekommen und eine Kooperation mit ihnen eingegangen sei.

Und dann eroberten die Akteure die Bühne mit dem Stück „Die Mumbacher Klappsmiehl“, Text und Regie: Markus Andres.

Das Personal der Anstalt Dachsbau, Köchin und Putzfrau Frau Kachelmann (Eveline Zech) und Pfleger Kai Schuld (Klaus Ritter) bedauern, dass sich ihre Chefin Frau Professorin Sophia Liebich (Ilse Richter) in den Ruhestand verabschieden will. Nun soll die Leitung der „Klappsmiehl“ in die Hände von Doktorin Katharina Wohlleben (Petra Beringer) gegeben werden. Dies stellt sich als recht schwierig heraus, da ihr die Insassen von Zimmer 13, Herr Einstein, König Drosselbart und Herr Lichtermann (Volkmar Braun, Ralf Rainer Hundertmark, Manfred Schmitt) den Einstand alles andere als leicht machen.

Die Besucherin Sabine (Carolin Runkel), Lichtermanns Nichte, dringt in dieses von der Welt abgeschlossene System ein. Und: Doktor Wohllebens Goldfisch Neptun spielt mit seiner stummen Rolle ein verbindendes Element durch die drei Akte der „Mumbacher Klappsmiehl“.

Dass das vordergründig sehr humorvolle Theaterstück die Zuschauer erreichte, konnte man an dem Lachen und dem häufigen Zwischenapplaus ablesen. Alle Akteure waren immer in Bewegung. Sie brachten das Geschehen laut und deutlich artikulierend und mit differenzierender Mimik in das Publikum. Die leicht überzogene Kostümierung sowie die passende Maske unterstützten die Darstellung der unterschiedlichen Charaktere. Kleine Texthänger, souffliert durch Anita Leo, überspielten sie souverän mit lustigen Einlagen („Aah, jetzt hab‘ ich’s verstonne:“).

An beiden Abenden gab es Besonderheiten, die es verdienen, hier genannt zu werden:

Die Ensemblemitglieder Volkmar Braun und Petra Beringer haben in allen bisherigen Aufführungen der „Klappsmiehl“ seit 2014 mitgespielt.

Der Lichtermann-Darsteller Manfred Schmitt, neu im Ensemble, bewältigte seine persönliche Bühnenpremiere in Bodenheim erfolgreich.

Wegen Krankheit des Ensemble-eigenen Beleuchters Lars Schmitt, sprang 15 Minuten vor Beginn der Samstagsvorstellung ein Mitglied von „Applaus e.V.“, Christoph Beickert, ein und löste seine Aufgabe hervorragend.

Im Textbuch ist sie 71 Jahre alt, Professorin Sophia Liebich. Gefragt nach ihrem tatsächlichen Alter antwortete Ilse Richter: „91“. Unglaublich, welche Bühnenpräsenz sie zeigte.

Allenthalben äußerten Menschen aus dem Publikum, froh zu sein, den kriegsgetrübten Alltag hinter sich lassen und für zwei Stunden abschalten und herzhaft lachen zu können.

Trotzdem gerieten die Menschen in der Ukraine auch an diesem humorvollen Abend nicht in Vergessenheit. Sowohl der „Rhoiadel“ als auch „Applaus“ spendeten die Einnahmen aus dem Kartenverkauf der Freitagvorstellung und dem Catering an das leidgeprüfte Volk im Osten Europas.

Ulrich Nilles