WEISENAU – Gelbe Linien markieren die Sicherheitsabstände auf dem Schulhof. Acht mobile Waschstationen, die das Technische Hilfswerk (THW) der Schillerschule bereitgestellt hat, stehen an der Außenwand zum Hof hin. Piktogramme erinnern an die Hygienevorschriften. Für die Grundschüler aus Weisenau hat der Schulalltag begonnen. Damit, was ihn vor dem Lock-Down ausgemacht hat, hat die Gegenwart wenig zu tun.Das meint auch Schulleiter Armin Mößmer. „Alles fühlt sich sehr surreal an.“ Die Spontanität beispielsweise, die die Kinder gerne an den Tag legten, sei verschwunden. „Die rechte Freude kommt bei ihnen gar nicht auf“, beschreibt er den Eindruck aus den Begegnungen. „Dennoch sind wir froh, dass der Unterricht wieder stattfindet“, so Mößmer.
In diesem Augenblick betreten mehrere Schüler den Innenhof. Mößmer kennt sie alle mit Namen. „Das ist mein Vorteil.“ Ein Schüler hält sich den Bauch. „Was ist los?“, fragt ihn der Pädagoge. „Bauchschmerzen.“ Der Schulleiter unterhält sich kurz mit ihm. „Wenn es nicht besser wird, dann kommst du zu mir.“ Der Junge nickt.
Neben den Dritt-und Viertklässlern gehen aktuell die Kinder aus der Notfallbetreuung in die Schule. „Am 8. Juni stoßen die Erst-und Zweitklässler dazu.“ Spätestens dann werde es „personell und räumlich schwierig“. Drei unterschiedlichen Anfangszeiten, verschiedene Ein-und Ausgänge, halbierte Klassen, die täglich abwechselnd den Präsenzunterricht besuchen, und zeitlich versetzte Pausen bilden das konzeptionelle Grundgerüst. „Der Aufwand, den wir seit 13. März betreiben, ist unbeschreiblich hoch .Wir laufen am Limit“, verrät der Schulleiter. Dafür funktioniert die Informationskette,die die Eltern mit Updates und den Arbeitsmaterialien versorgt, gut. In vielen Haushalten fehlten Computer, Drucker oder andere Ressourcen, um die Kinder zu unterstützen. „Wir haben bisher beispielsweise wenig Einblick auf den Leistungsstand bei den Erstklässlern.“ Den Nachteilsausgleich, den manche erfahren, so minimal wie möglich zu halten, sei nun die große Herausforderung. Es gelte einiges aufzuholen.
Bisweilen war das Erlebte ein wichtiges Thema im Unterricht, so Mößmer. Die Ausbreitung einer Tröpfcheninfektion haben die Lehrer mithilfe einer Sprühflasche visualisiert. „Die Kinder haben die Hygienemaßnahmen gut verinnerlicht.“
Wie es im kommenden Schuljahr weitergeht, sei noch offen. Man wisse zum Beispiel nicht, wie sich die Lehrerversorgung angesichts der Lehrkräfte, die zu den Risikogruppen gehören, entwickeln werde, stellt er fest. Manche Eltern fragen, ob sie ihr Kind vor der Einschulung ein weiteres Jahr im Kindergarten lassen sollten. „Es herrscht viel Verunsicherung und berechtigte Sorge.“
An den Umständen verzagen wolle er nicht. „Ich habe ein gutes Team, in dem tolle Kollegialität herrscht, und ich arbeite gerne in meinem Beruf.“ Mit gesundem Menschenverstand, Vernunft und Augenmaß will Mößmer erreichen, dass bei den Kindern irgendwann wieder die rechte Freude aufkommt.