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„Als alle Millionäre waren“ Vortrag und Ausstellung zum Thema Inflation im Museum Gonsenheim

Der Zweite Vorsitzende Prof. Gunnar Schwarting und HGG-Vorsitzende Manuela Müller-Horn eröffneten gemeinsam die Ausstellung zum Thema Inflation und Notgeld. Foto: Oliver Gehrig

GONSENHEIM – Die Hyperinflation und das Notgeld der Stadt Mainz vor exakt 100 Jahren waren nun Thema eines Vortrags von Prof. Gunnar Schwarting, dem Zweiten Vorsitzenden des Heimat- und Geschichtsvereins Mainz-Gonsenheim (HGG), im Museum Gonsenheim. Damit wurde die interessante Ausstellung „Als alle Millionäre waren“ eröffnet, die Einblicke in diese besondere Zeit in Mainz und in Gonsenheim gibt.

Ein besonderer Fokus wird in der Ausstellung auf das Notgeld der Stadt Mainz gelegt. Am 2. August 1923 wurde der Eine-Million-Reichsmarkschein ausgegeben, am 18. September folgte der Eine-Milliarde-Schein und am 8. Oktober war gar die eine Billion fällig. Das Geld war zu diesem Zeitpunkt quasi nichts mehr wert.  Diese Notgeldscheine sind in Vitrinen im Museum Gonsenheim ausgestellt.

Die Scheine hatten absurde Summen wie etwa 100 Billionen Mark. Foto: Oliver Gehrig

„Wie konnte es zu dieser Hyperinflation, dem Schreckensbild aller Sparer, kommen?“, fragte Prof. Schwarting zu Beginn seines Vortrages vor rund 30 Gästen rhetorisch in die Runde und gab selbst eine Erklärung. „Der Krieg musste finanziert werden.“ Der Schuldendienst für die Kriegsanleihen bündelte damals 90 Prozent des Reichshaushaltes. Die Gonsenheimer Tarife für Wasser und Gas wurden damals im Monatstakt geändert, so Schwarting weiter. Besser wäre ein Wochentakt gewesen. 1924 erfolgte dann mit der Rentenmark die Abkehr vom Goldstandard. Scheine waren danach nicht mehr gegen Gold eintauschbar.

„Das Interessante an den Scheinen sind die Unterschriften“, informierte Schwarting. So sind die ältesten Scheine vom Mainzer OB Karl Göttelmann unterschrieben, spätere Scheine von seinem Nachfolger Dr. Karl Külb und weitere vom Beigeordneten Wilhelm Ehrhard, der dann ebenfalls Mainzer Oberbürgermeister wurde. Das erste Notgeld war übrigens kunstvoll gestaltet mit Werbung etwa von Köstritzer Schwarzbier oder Mainzer Motiven wie dem Marktbrunnen, dem Gutenbergplatz oder dem Neubrunnenplatz.

In den Vitrinen im Museum gibt es weitere interessante Informationen über die damalige Zeit. In den Städten wurde Tempo 30 für Pferdefuhrwerke eingeführt, am 29. Oktober 1923 ging die erste Radiosendung der Funkstunde Berlin über den Äther. Und der FSV Mainz 05 spielte damals in der Kreisliga. Die Ausstellung ist während der Öffnungszeiten des Museums zu sehen, weitere Infos unter www.hgg-gonsenheim.de.

Oliver Gehrig