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Alte Forderung nach Tempo 80 auf der Autobahn neu formuliert  BI „Lebenswertes Marienborn“ erinnerte OB Haase an sein Wahlversprechen

Oberbürgermeister Nino Haase (parteilos) stellte sich den Demonstranten und tauschte sich mit ihnen aus. Foto: kga

MARIENBORN – Mit einer Demonstration vor der Kulturhalle in Marienborn, wo am Abend der Ortsbeirat zu seiner konstituierenden Sitzung mit dem Mainzer Oberbürgermeister Nino Haase (parteilos) zusammenkam, erinnerten rund 30 Mitglieder und Sympathisanten der Bürgerinitiative „Lebenswertes Marienborn“ den OB an sein Wahlversprechen, sich für Tempo 80 auf den Autobahnen rund um den Stadtteil einzusetzen. Zu der Aktion sahen sich die Teilnehmer der Demo veranlasst, nachdem die Stadt im veröffentlichten Entwurf des neuen Lärmaktionsplans davon spricht, dass die Innenstadt eine Entlastung durch Verkehrslärm erfahren solle, indem der Verkehr auf den auf sechs Spuren auszubauenden Mainzer Ring (A643, A60) mit Tempo 100 umgelenkt werden solle.

Der Autobahnlärm ist ein Ärgernis in Marienborn. Foto: kga

Für viele Menschen in Marienborn komme das einem Schlag ins Gesicht gleich, so die BI. Schon jetzt leide der Stadtteil durch den hohen Lärmpegel von den ihn einnehmenden Autobahnen A60 und A63, wo teils um zehn Punkte höher liegende Dezibelwerte gemessen würden als in anderen Stadtteilen. Tempo 80 sei deshalb stets das Ziel gewesen. Doch nun spricht die Verwaltung von Tempo 100.  Burkhard Renk, Eckhard Grabowski und Wolfgang Gummersbach hielten mit anderen Teilnehmern Plakate in die Höhe. „Tempo 80“, „Wo läuft der Ha(a)se hin“ und „Lärm macht krank“ war darauf zu lesen. Jeder, der auf dem Weg in die Kulturhalle war, konnte deutlich sehen, worum es bei der Demo ging. Für manche überraschend war offenbar das frühe Eintreffen des Oberbürgermeisters. Er wollte sich vor der konstituierenden Sitzung des Ortsbeirates noch „auf ein Wort“ den Demonstranten stellen.

„Das Ziel der Stadt ist das, was alle wollen. Tempo 80“, fing Haase an und erntete sogleich Protest, weil dies so nicht im Lärmaktionsplan stehe.  Es sei ein wichtiger Schritt, den man gehe, indem man zunächst nach Aufhebung der Dauerbaustelle am Mainzer Kreuz auf Tempo 100 gehe. „Nur wenn es nach der Baustellenzeit tatsächlich lauter wird an dieser Stelle, können wir dann auch juristisch sicher ein geringeres Tempo einfordern. Eine Aussicht auf Erfolg ist dann deutlich höher“, so Haase. Er gab zu, er könne die genauen juristischen Kniffe, die hinter dieser Taktik stünden, nicht erklären. Er bat deshalb die Vertreter der Bürgerinitiative, sie mögen mit dem Fachdezernat in der Verwaltung sprechen.

Auf den Einwand Grabowskis und Renks, die Verwaltung beziehe sich beim Lärmaktionsplan auf eine Richtlinie von 2007, die laut BI aber eben dafür gar nicht herangezogen werden könne, erklärte Haase, dass im ersten Entwurf des Lärmaktionsplans der Wunsch der Stadt nach Tempo 80 nicht drin war. „Jetzt schreiben wir unser Wunschziel aber hinein“, sagte er. Er betonte auch, er habe mit Verkehrsminister Volker Wissing gesprochen, um noch einmal deutlich zu machen, dass man in Mainz den Ausbau der A 643 auf sechs Spuren nicht wolle.  Letztlich erklärte er bezogen auf Marienborn noch einmal: Die Verkehrslärm-Entlastung der Innenstadt werde nicht auf Kosten der Marienborner Bürger durchgesetzt werden. Man sei sich einig und verfolge dasselbe Ziel, die juristischen Schritte könnten „die im Fachdezernat aber besser erklären“, wiederholte er und gab den Protestlern sein Versprechen; „Ich arrangiere gerne einen Termin mit der Verkehrsverwaltung für Sie.“ Danach verabschiedete er sich in die Kulturhalle. Die Initiative will weiter an ihren Forderungen festhalten, wonach die Autobahnanrainer durch „Abstandnahme vom sechsspurigen Ausbau, Tieferlegung und teilweise Überdeckelung der Autobahnen entlastet werden sollen.

kga