GONSENHEIM – „Aufbruch – fotografische Schlaglichter der 50er-Jahre” – so lautet die aktuelle Ausstellung von Philipp Münch im Stadtteiltreff Gonsenheim. Der bekannte Mainzer Nachkriegsfotograf wurde mehrfach für seine Verdienste um die deutsch-französische Freundschaft ausgezeichnet und ist bis heute als Zeitzeuge in Mainzer Stadtteilen und Schulen unterwegs. Münch wurde 1930 in Mainz geboren und erstellte bereits in jungen Jahren umfangreiche fotografische Dokumentationen über die Nachkriegszeit sowie über die 50er-Jahre in Mainz. Der Zweite Weltkrieg hatte in der gesamten Stadt Mainz rund 60 Prozent aller Bauten vernichtet; im Zentrum der Stadt betraf dies sogar mehr als 80 Prozent der Gebäude. Die Ausstellung im Stadtteiltreff gibt einen kleinen Einblick über die Tage nach Kriegsende.
Zeitzeuge Münch war zudem langjähriges Mitglied des Fotoclubs Mainz und erlangte durch seine zahlreichen fotografischen Ausstellungen sowohl nationale als auch internationale Anerkennung. Sein Leben widmete er der Völkerverständigung sowie der deutsch-französischen Aussöhnung. Neben persönlichen Freundschaften entwickelten sich aus seinen zahlreichen Studienreisen zudem auch viele kulturelle Projekte.
Die aktuelle Fotoausstellung im Gonsenheimer Stadtteiltreff am Sportfeld wird als „eine Bestandsaufnahme des Aufbruchs, voller Demut und Respekt, aber auch mahnend”, beschrieben. Rund 30 Fotos zieren die Räumlichkeiten, erläuterte Stephan Hesping, welcher als hauptamtlicher Mitarbeiter für die Bereiche Beratung, Erwachsenenbildung, Musik, Elsa-Zeitung und Flüchtlingsarbeit zuständig ist. Bei der offiziellen Vernissage habe Münch mit seinem stolzen Alter von 93 Jahren in einem kleinen, aber feinen Rahmen Erinnerungen aus seinem Leben erzählt. Erschreckend sei gewesen, dass Münch im Kindesalter nicht über das gesamte Ausmaß der Kriegsverbrechen aufgeklärt wurde; so wusste er etwa lange Zeit nichts von den schlimmen Verbrechen in den KZs. Dies sei ein Indiz für das damalige kollektive Verdrängen in der facettenreichen Kriegs- und Nachkriegszeit, erläuterte Hesping. Darüber hinaus erinnerte sich Philipp Münch im Rahmen der Eröffnungsfeier jedoch auch an glückliche Momente – so erzählte er etwa eine Anekdote, in welcher er mit dem ersten Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland und zugleich ersten Bundesminister des Auswärtigen, Konrad Adenauer, Boule spielte.
Die eindrucksvolle Ausstellung ist bis zum 15. Juni jeweils montags bis donnerstags von 14 bis 17Uhr im Stadtteiltreff zu sehen. Durch die anderen Angebote im Treff werden Besucher zudem automatisch mit den Bildern von Münch konfrontiert, erläuterte Hesping. So könnten Berührungspunkte mit der Thematik geschaffen werden.
Autorin: Mandy Kramer