MAINZ – Sie heißen Mombasa Royal, Meenzer Mädchen, Drama Queen, Grand Mayence und Rheinhessen Rhapsody: die Honigsorten aus der Stadtimkerei. Seit 2017 unterhält die Gesellschaft für psychosoziale Einrichtungen (gpe) in Mainz ein Projekt, das die soziale Komponente mit einem besonderen Hobby verknüpft.
„Die gpe unterstützt Menschen mit psychischen Problemen im Alltag“, erläutert Leiter Jens Bucher. Die Stadtimkerei lockt darüber hinaus andere Interessierte an, sagt Bucher wohlwissend. „Egal ob jemand, der aus der Klinik entlassen worden ist oder prekär lebt, oder der Nachbar, der Rentner oder der Student: Sie alle fangen bei der Stadtimkerei bei null an.“ Für das Projekt besuchte der Heilpädagoge, der seit zwölf Jahren in der sozialen Projektarbeit tätig ist, zur Qualifikation unter anderem eifrig Kurse beim Imkerverein und bei Bieneninstituten.
Mittlerweile sind aus 60 Akteuren elf Imker hervorgegangen. „Natürlich gibt es auch Menschen, die das umfassende Thema überfordert oder die das Imkern vielleicht nur aus der zweiten Reihe verfolgen möchten.“ Die anderen pflegen ihre Kontakte. Die Vernetzung wächst, das gemeinsam Erlebte verbindet.
Sobald die Gruppen zusammenkommen, startet die Inklusion. Niemand müsse sich outen, so Bucher. Die Projektteilnehmer erleben in Teams das Bienenjahr, das an den warmen Tagen im März anfängt und im August endet. Aber auch im Herbst und Winter gebe es genug zu tun, erzählt Bucher.
Wie zu erwarten war, erschwert Corona die Arbeit. „Die Imkerei lebt von der Gruppendynamik, auf die wir verzichten mussten.“ Nach dem ersten Info-Tag im März kam direkt der Lockdown. Die Exkursionen zu anderen Imkern, die Kooperation mit dem Staatstheater – alles musste heruntergefahren werden.
„Jetzt fehlt uns eine ganze Generation von Akteuren“, bedauert Bucher. Die Arbeit will er für 2021 modifizieren und kleinere Gruppen betreuen. Bis Ende 2021 läuft noch die Förderung durch „Aktion Mensch“.
Jetzt wurde das Projekt für das Engagement gegen soziale Ausgrenzung mit dem Brückenpreis des Landes Rheinland-Pfalz ausgezeichnet. „Ein schönes Erlebnis ist es immer gewesen, wenn unsere Akteure, Menschen, die seelisch belastet sind, beispielsweise Führungen übernehmen, vor anderen Menschen über Bienen sprechen oder sich mit ihren Talenten einbringen.“ Für Personen, die ein schwieriges Leben und gravierende Krankheitserfahrungen hinter sich haben, seien es neue Perspektive. „Imkern macht glücklich und tut der Seele gut.“