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Besinnlicher Weihnachtsmarkt zwischen Marktplatz und Katharinenkirche Entdeckung >>>Eindrücke vom dritten Adventssonntag in Oppenheim

Am Stand des Evangelischen Dekanats Ingelheim-Oppenheim gab es Segen zum Mitnehmen. Vor dem Engelsflügelmotiv entstanden Fotos sowie kurze Gespräche und Momente der Besinnung mitten im Marktgeschehen. Foto: Gregor Starosczyk-Gerlach

OPPENHEIM – Der Weihnachtsmarkt in Oppenheim hat es geschafft, eine eigene Prägung herauszubilden. Beim Schlendern an den knapp über 40 Ständen lässt sich jedenfalls nach und nach eine Atmosphäre entdecken, die ihn von anderen Weihnachtsmärkten unterscheidet. Sie erschließt sich nicht auf den ersten Blick, entsteht aber im Weitergehen, im Verweilen an den rund 40 Ständen, die auf dem Marktplatz und den Weg von dort zur Katharinenkirche säumen.

Am dritten Sonntag im Advent – und am Samstag davor – lockte der Weihnachtsmarkt viele Gäste in die Altstadt. Auffällig war dabei die Zusammensetzung. Zahlreiche Initiativen, Vereine und Gruppierungen aus der Stadt selbst prägten das Bild. Der Weihnachtsmarkt bekam den Charakter einer Plattform für Genuss, Begegnung und Austausch.

Der festlich geschmückte Weihnachtsbaum auf dem Marktplatz bildete einen prächtigen Mittelpunkt des Weihnachtsmarktes in der Oppenheimer Altstadt.
Foto: Gregor Starosczyk-Gerlach

Beispielsweise waren auch jene Gruppierungen und Parteien mit eigenen Ständen vertreten, die im Oppenheimer Stadtrat die Geschicke der Stadt bestimmen. Bürgerinnen und Bürger konnten, wenn sie es wollten, den direkten Draht suchen, Fragen stellen und ins Gespräch kommen. In einer Zeit, in der demokratische Prozesse vielerorts an Wertschätzung verlieren, wirkte diese Offenheit bei Glühwein ansprechend und auf Augenhöhe. Auch die Kirche nutzte den Rahmen für unmittelbare Begegnung. Das evangelische Dekanat Ingelheim-Oppenheim war vertreten und bot Segen zum Mitnehmen an. Pfarrerin Vanessa Bührmann sprach den Segen für alle, die es wünschten. Daraus entwickelten sich kurze, auf das Wesentliche konzentrierte seelsorgerische Gespräche. Als sichtbares Zeichen nahmen die Menschen ein Foto vor einem Pop-up-Hintergrund mit zwei weißen Flügeln mit, der das Sinnbild eines Engels aufgriff. Das Angebot stand keineswegs abseits. Vielmehr suchten viele Besucher bewusst das Gespräch.

Die gesellschaftsstiftende Dimension zeigte sich an anderen Ständen. Eine private Familieninitiative verkaufte Bilder, die der verstorbene Vater hinterlassen hatte, und sammelte so Spenden für die Hospizgruppe Rhein-Selz. Fünfzig Prozent des Erlöses gingen an die Einrichtung. Auch der lokale Lions Club engagierte sich mit einer charitativen Aktion. Kreativität verband sich hier mit konkretem sozialem Nutzen.

Zwischen Marktplatz und Katharinenkirche prägten über 40 Stände das Bild des Oppenheimer Weihnachtsmarktes. Das Karussell zog vor allem Familien an und verlieh dem Markt eine entspannte Atmosphäre.
Foto: Gregor Starosczyk-Gerlach

Insgesamt nutzten viele Vereine den Markt nicht nur zur Aufbesserung der Kasse, sondern vor allem, um über ihr Engagement zu informieren und sichtbar zu bleiben. Besonders beliebt waren die Kuchen an der Theke des Tanzsportvereins Rhein-Selz Oppenheim. Zudem bot der Weihnachtsmarkt Raum für Initiativen jenseits klassischer Vereinsstrukturen. Der Kreativtreff präsentierte sich als offenes Angebot, als sinnvolle gemeinschaftliche Beschäftigung im Alltag. Auch hier entstanden Gespräche, Einblicke und neue Verbindungen. All das war schön anzusehen in einer Stadt, die im sich gerade verabschiedenden Jahr ein hohes Jubiläum der Verleihung von Stadtrechten gefeiert hat.

Über allem lagen die Düfte des Marktes. Klassische Crêpes und herzhafte Fleischgerichte mischten sich mit orientalischen und asiatischen Aromen. Die Musik blieb gut hörbar, aber dezent und ließ Raum für Gespräche. Am frühen Abend verlagerte sich die sinnliche, zugleich besinnliche Stimmung in die Katharinenkirche. Dort erklang klassische Musik und bot einen ruhigen Gegenpol zum Treiben auf den Straßen.

Alles in allem bediente der Oppenheimer Weihnachtsmarkt viele Bedürfnisse und verband Geselligkeit, Genuss, Austausch und Innehalten. Gerade in einer Zeit, die als besinnlich gilt, erweist sich der Adventsmarkt in Oppenheim als Empfehlung. Er zeigt einen Ort, an dem Gemeinschaft nicht nur beschworen, sondern gelebt wird.

 

Gregor Starosczyk-Gerlach