FLÖRSHEIM – Samstag, 12. Februar 2022, 10:00 Uhr: Ein heller, aber recht kalter Wintermorgen. Auf dem sogenannten ‚ Messer-Grundstück‘ treffen sich acht Mitglieder des BUND Flörsheim. Sechs davon sind Frauen. Jürgen Krichbaum und Bernd Zürn, die Vertreter des starken Geschlechtes, sind hoffnungs-los in der Unterzahl. Alle eint der Wunsch, in den nächsten vier Stunden auf dieser Streuobstwiese etwas Gutes für die dort wachsenden Obstbäume zu tun.
Obstbäume müssen vor dem ‚Vergreisen‘ geschützt werden
„Seit dem September 1988 betreut der BUND Flörsheim dieses private Grundstück. Es gehört der Familie Messer. Daher unsere interne Bezeichnung ‚Messer-Grundstück‘. Es ist exakt 2 024 Quadratmeter groß“, berichtet Bernd Zürn. Er ist der Einzige, der von Anfang an dabei war. In diesen mehr als 30 Jahren mussten die Aktiven des BUND mehrere abgestorbene Bäume durch Neupflanzungen ersetzen. Natürlich einheimische Arten: Äpfel wie ‚Roter Boskop‘ oder Birnen (‚Gräfin von Paris‘), aber auch ein Speierling und ein Nussbaum. „Bei richtiger Pflege“, so Nicola Böye, „können die Bäume durchaus 80 Jahre alt werden“. Gut, dass sie – die Baumwartin – auch heute wieder dabei ist: Sie kennt sich exzellent aus. Wenn sie Bäume schneidet und dabei Erklärungen abgibt wird sie immer wieder von den anderen Teilnehmern umlagert und gefragt. „Ohne Schnitt würden die meisten Obstbäume viel zu viel Astwerk produzieren. Dadurch fällt zu wenig Sonnenlicht in das Bauminnere. Folge: Der Baum wird anfälliger gegen Krankheiten aller Art und altert (‚vergreist‘) schneller“, so die Expertin. Dass durch den Schnitt auch der Ertrag gesteigert wird ist für die BUND‘ler nicht so wichtig.
Naturbelassen, aber nicht zu üppig
Üblicherweise gehört zu einem Baumschnitt auch eine Leiter. Die suchte man an diesem Tag vergeblich: Mit einer akkugetriebenen Kettensäge an einem mehrere Meter langen Stiel konnte Silvia Schober auch dickere Äste in großer Höhe kappen. Am Boden wurden unerwünschte Schösslinge und andere, zu üppig wachsende Pflanzen, mit einer Motorsense zurückgedrängt. Am häufigsten kamen aber handbetriebene Ast- und Baumscheren zum Einsatz. „Um den Charakter einer Streu-obstwiese zu erhalten sind solche Eingriffe ab und zu erforderlich“, begründet Cäcilia Habicht den heutigen Einsatz. „Weil die Streuobstwiese nur dann ihre wichtige Funktion erfüllen kann: Lebens-raum für zahlreiche Tiere zu bieten“, ergänzt Andrea Schnittler. „Außerdem“, so Ulli Quall, „lassen wir ja noch genügend naturbelassene Ecken für Hasen, Fasanen, Rebhühner und Konsorten“. Und tatsächlich: Plötzlich springt ein Feldhase vor den BUND‘lern auf. Sehr zum Erschrecken von Astrid Dockal. Sie freut sich aber, einen dieser sehr selten gewordenen Tiere gesehen zu haben.
Bei der „Manöverkritik“ am Ende des Arbeitseinsatzes gab es nur zufriedene Gesichter. Was aus diesem Grundstück und seiner artenreichen Tier- und Pflanzenwelt geworden wäre, wenn die ge-plante Umgehungsstraße dort gebaut worden wäre, mochte sich niemand ausdenken.
Bernd Zürn
BUND Flörsheim