Start Hessen BUND: Hochspannungsmast bringt Störchen kein Glück

BUND: Hochspannungsmast bringt Störchen kein Glück

Albrecht Heislitz, Rita Brustmann und Manfred Bender (v.l.n.r.). Während Rita Brustmann einige stark verkohlte Zweige in der Hand hält zeigt Manfred Bender zu der Stelle, an der das Nest einmal war. Das Nest auf der linken Masttraverse ist in Ordnung und wird auch bebrütet - Foto: privat

FLÖRSHEIM –

Gefährlicher Sex in großer Höhe

Wer hat sie in den letzten Tagen auf seinen Spaziergängen nicht schon beobachtet, wenn sie ihre gewaltigen Flügel ausbreiten und sich majestätisch vom Aufwind in große Höhen treiben lassen? Gemeint sind unsere Störche. Nach ihrer Rückkehr aus den Winterquartieren – nur rund zehn Prozent überwintern bei uns – beginnen sie mit dem Ausbau ihrer Nester, der Partnersuche und der Kopulation. Damit ist die Begattung gemeint. Ein, aus menschlicher Sicht betrachtet, halsbrecherischer Akt in schwindelerregender Höhe. Ein Großteil der Nester befindet sich nämlich auf Hochspannungsmasten.

 

2022 wird wohl ein gutes Storchenjahr

Die meisten Störche brüten jetzt.  Drei bis fünf Eier sind üblich. Bei einigen wenigen ist jetzt sogar schon der erste Nachwuchs geschlüpft. Auf Grund eigener Beobachtungen und aus Meldungen seiner Kollegen geht der Flörsheimer BUND-ler Bernd Zürn von einem guten Storchenjahr 2022 aus. Die Zahl von 17 erfolgreichen Brutpaaren mit 32 flügge gewordenen Jungstörchen im Jahr 2021 dürfte im vom ihm betreuten Bereich MTK/Westlicher Teil Wiesbaden in diesem Jahr über-troffen werden.

 

Das sind die kümmerlichen Überreste eines großen Storchennestes – Foto: privat

Totalverlust durch Stromstoß

Dabei sind Überraschungen nicht ausgeschlossen. So endete am 24.03. der Luftkampf zweier Störche  an einem Hochspannungsmast mit dem tödlichen Stromschlag des einen Rivalen. Knapp zwei Wochen später sorgte ein besonders langer Zweig, den die Störche zu ihrem Nestbau auf demselben Hochspannungsmast verwendeten, ebenfalls für einen ungewollten Stromfluss durch das Storchennest. Zu diesem Ergebnis kamen Bernd Zürn und seine Mitstreiter bei einer Ortsbesichtigung am 3. Mai.: Das recht ansehliche Nest von etwa 120 cm Durchmesser war fast komplett verschwunden. An seiner Stelle lagen nur noch einige wenige angebrannte Zweige. Viele stark angekohlte Zweige dagegen gab es direkt unter dem Eisenmast. Ebenfalls ein zerfetztes Storchenei. Die Altstörche hatten also nicht nur ein komplettes Nest gebaut sondern sogar schon mindestens ein Ei gelegt.

 

Glück im Unglück

Erstaunlicherweise haben die beiden Altstörche  den Brand ihres Nestes heil überstanden. Das konnte der Storchenbeobachter Horst Usinger deswegen eindeutig feststellen weil beide Tiere beringt waren und er sie am Tag nach dem Brand auf dem Mast neben ihrer zerstörten Heimstatt stehen sah. Nun hoffen die Storchenfreunde, dass die Beiden ein neues Nest bauen und darin eine weitere Brut beginnen. Die Chancen sind jedoch gering denn für einen völligen Neuanfang ist es eigentlich schon zu spät.

Berns Zürn