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Chormusik nach allen Regeln der Kunst MGV Heiterkeit präsentiert Chor- und Klavierkonzert im Gonsenheimer Rathaus Rubrik: Kultur

Jannik Wölfel beeindruckte als Solist am Flügel. Foto: Johannes Preyß

GONSENHEIM – „So bunt gemischt wie unser Publikum ist auch unser Programm.“ Treffender hätte es Vorsitzende Centa Asmus in ihrer Einführungsrede nicht formulieren können. Denn blickte man zu Beginn des Konzertes „Als Freunde kommen wir“ im Gonsenheimer Rathaus schon einmal kurz in das Programmheft, las man neben den Namen bekannter Volkslieder auch Elvis Presley, Peter Maffay und dann wieder Giuseppe Verdi oder Wolfgang Amadeus Mozart. Im Männergesangverein Heiterkeit, in dem schon längst nicht mehr nur Männer singen, wird Vielseitigkeit groß geschrieben.

Das stellte auch Janine Kleinherz, die das Publikum durch das Programm führte, heraus. Einige Aktive  mussten altersbedingt ausscheiden, und es werde nach jungem Zuwachs gesucht, der MGV will mit der Zeit gehen. Das Programm bestand im ersten Teil aus besinnlicheren Volksliedern, um dann im zweiten Teil immer mehr zu beschwingten Evergreens überzugehen. Besonders freute man sich über Jannik Wölfel als Pianosolisten und heimlichen Star des Abends sowie über die Anwesenheit von Ortsvorsteherin Sabine Flegel in den Zuschauerreihen.

Der „Elvis von Gonsenheim“ Volker Höfner machte seinem Ruf alle Ehre. Foto: Johannes Preyß

Wie versprochen startete das Programm klassisch. Nach dem für das Konzert namensgebende Einführungslied „Als Freunde kommen wir“ folgte „Ja, wenn die Sonne erwacht in den Bergen“ und die Volksweise „Kein schöner Land in dieser Zeit“. Ein erster Höhepunkt war ein bearbeitetes Stück aus einer Verdi-Oper, dessen Text mit dem deutschen Gebet „Herr, schenke den Frieden“ ersetzt wurde. Zeit für den ersten Solopart und gleichzeitig den ersten kleinen Stilbruch. Die Gospelballade „We call on him“ wurde präsentiert von Volker Höfner, besser bekannt als „Elvis von Gonsenheim“, der durch seine Elvis-Presley-Kotletten unverkennbar identifiziert werden konnte. Auch wenn diese mittlerweile grau geworden sind: Spätestens die tiefe und noch immer kräftige Stimme machte eine Verwechslung unmöglich. So setzte Höfner durch die anmutige Ballade ein Denkmal für einen gealterten Elvis, den es in Echt leider nie gegeben hat.

Der nächste Teil galt Jannik Wölfel, Pianist, Komponist und ein Hoffnungsträger des musikalischen Nachwuchses in Mainz. Entsprechend wurden beginnend mit einem Adagio in C-Dur und zwei Etüden ausschließlich Eigenkompositionen aufgeführt. Das erste Stück erschien durch die Lebendigkeit der wie zufällig aufeinander fallenden Töne wie ein plätschernder Bach oder ein leichter Regen. Langsamer und getragener erschienen die beiden Etüden, die deutlich vom Rhythmus der linken Hand geleitet wurden, der sich im Adagio noch hinter dem unaufhörlichen Plätschern leichter Töne verbarg. Alle Stücke vereinte neben der großen Virtuosität des Solomusikers etwas Meditatives, Introvertiertes und im besten Sinne Einsames.

Ortsvorsteherin Sabine Flegel bedankte sich bei allen Teilnehmenden. Foto: Johannes Preyß

Es folgte wieder der Chor, der nun im zweiten Teil mit moderneren Songs seine Vielseitigkeit unter Beweis stellte. Begonnen wurde mit zwei Lieder von Peter Maffay. Auffällig war, dass sowohl „Ich wollte nie erwachsen werden“ als auch der Klassiker „Über sieben Brücken musst du geh’n“ eigentlich den tiefen Wunsch zurück in die Kindheit und die Tragik des Erwachsenwerdens als großes Thema behandeln, wie es die Zeile „Manchmal wünsch ich mir mein Schaukelpferd zurück“ so schön beschreibt. Danach folgte der Evergreen „Blue Bayou“ von Roy Orbison und Höfner brillierte noch einmal mit dem Elvis-Klassiker „Where could I go“. Auch wenn die Akustik nicht optimal war, der Festsaal im alten Rathaus besticht durch seine helle Verzierung im barocken Stil und natürlich die historische Bedeutung als zentraler Ort für Gonsenheim.

Es folgte der zweite Auftritt von Jannik Wölfel, mit zwei Walzern in d-Moll und einem Scherzo, natürlich wieder selbst komponiert. Die beiden Walzer, deutlich in den festen Strukturen des Tanzes und nach klassischem Vorbild, waren nicht weniger virtuos und mit dem Scherzo setzte er den Höhepunkt seiner Darbietung an den Schluss. Im großen Kontrast zum Beginn seines Programms wurde hier ein schnelles, extrovertiertes und explosives Stück geboten, das Wölfel die Möglichkeit gab, nach allen Regeln der Kunst in die Tasten zu hauen. Das Stück selbst dauerte nur wenige Takte an, doch das Widerhallen in Form von tosendem Applaus war umso länger. Das Scherzo war nicht nur der Höhepunkt des Klavierteils, sondern des ganzen Abends.

Fröhlich ging es mit dem letzten großen Teil des Chors weiter. Das Lied „Bist nur ein Mensch“ thematisierte auf leichte Weise die Selbstgefälligkeit und Selbstüberschätzung von uns Menschen, wobei es bei genauerem Hinhören deutlich zu einem Botschafter für Gleichheit und Toleranz wurde. Es folgte „Butterfly“ und dann mit dem Lied „Die Rose“ das erste und einzige Duett, präsentiert von Evelyn Ende und Bernhard Becker. Danach wurde noch vom ganzen Chor „Warum bist du gekommen“ gesungen. Im Finale spielte Wölfel eine Polonaise, natürlich ebenfalls selbst komponiert, und der Chor präsentierte mit „Uns’re kleine Nachtmusik“ eine ganz besondere gesungene Version der kleinen Nachtmusik von Wolfgang Amadeus Mozart.

Der Chor schmetterte traditionelle und moderne Stücke. Foto: Johannes Preyß

So vielseitig das Programm war, so kurzweilig war es auch. Ortsvorsteherin Flegel ließ es sich nicht nehmen, spontan das Wort zu ergreifen, um allen Musikern und Verantwortlichen, besonders Wölfel, persönlich zu danken und mit den Worten „Es waren nur 14 Melodien, aber ich bin sicher, dass man es in der ganzen Mainzer Straße gehört hat“ ihre Hochachtung auszudrücken. Besonders schön war, dass zum Abschluss mit einem gemeinsamen Lied, der deutschsprachigen Version von „Amazing Grace“, auch das Publikum Teil des musikalischen Programms wurde. Und siehe da, die Stimmen aus dem Publikum machen Hoffnung auf künftige Gesangstalente beim MGV Heiterkeit.

Autor: Johannes Preyß