KRIFTEL – Ein wenig stolz sei er schon gewesen, erzählt Bernhard Daubitz, als er dieses Jahr die Summe von insgesamt 3.050 Euro an die Stiftung Bärenherz auszählte. Da kam richtig was zusammen. Meistens wollen die die Leute ja eher weniger von allem. Weniger Autos, weniger Fleisch, weniger CO²-Ausstoß zum Beispiel. Bei ihm werde es eben mehr. Und darüber freue er sich, „weil es für eine gute Sache ist“. Die Spendenbereitschaft der Deutschen sei ja eher zurückgegangen, weiß Volker Oblong von der Stiftung Bärenherz zu berichten. Kriftel verhielte sich da offensichtlich gegen den Trend.
Ein Urgestein
„So eine Art Krifteler Urgestein bin ich schon und gerne auch“, wie Daubitz von sich selber sagt. Bekannt wie ein bunter Hund. Schließlich war schon fünfmal das Fernsehen bei ihm. Sogar die FAZ hatte ihn im Dezember mit einer ganzen Seite geehrt. Und das nicht, weil er in seinem Berufsleben bei der Hoechst AG und später bei Infraserv als Mess- und Regeltechniker mit seiner Truppe für das Funktionieren der Technik in der großen Hoechst-Welt verantwortlich war. Obwohl – seine gewisse Berühmtheit in Hessen hat schon auch was mit Technik zu tun: mit Lichtertechnik nämlich. Denn seit 1982 installiert Bernhard Daubitz im Advent seine spektakuläre Weihnachtsbeleuchtung am Haus und im Garten. Für alle Installationen hat er genaue Schaltpläne angefertigt. Etliche Fotos von Steckdosen, Kabeln, Lichterketten und Dekorationen sind in einem Ordner abgeheftet. Die Anbringung der Beleuchtung dauert rund sieben Wochen.
Immer mehr Menschen wollen das Ergebnis sehen, besuchen das Haus gegenüber der Weingartenschule, gucken, staunen, machen Fotos und werfen Geld in seinen Briefkasten.
Sprechender Briefkasten
Dass er für seine Mühe mit Geldspenden bedacht wird, hat Daubitz zunächst sehr irritiert. „Die Besucher wollten mir immer wieder für meine Ausgaben einen Schein zustecken“, erzählt der auch in Vereinen engagierte Krifteler. „Das wollte ich natürlich nicht annehmen. Aber die Menschen waren hartnäckig, und da kam mir die Idee, das Geld zu spenden.“ Er installierte einen „sprechenden Weihnachtsbriefkasten“, der sich für jede Spende bedankt und den er in der Weihnachtszeit täglich ausleert.
Daubitz spendet den Ertrag der Stiftung Bärenherz, einem Hospiz für schwerkranke sterbende Kinder und Jugendliche, die ohne klinische Umgebung mit viel Liebe umsorgt und gepflegt werden. „Ich mach das nicht für mich“, betont Daubitz. Es sei ihm einfach wichtig zu helfen. Jetzt kamen über die Weihnachtszeit über 3000 Euro zusammen. Ein neuer Rekord!
Am Dienstag, den 29. Januar, übergab er das Geld an Volker Oblong von der Stiftung, der herzlich für die Unterstützung dankte. Am Anfang, vor fünf Jahren, waren es noch 630 Euro gewesen, die bei Bernhard Daubitz für den guten Zweck eingeworfen wurden.
Ein Leuchtturm
Mittlerweile ist das Krifteler „Weihnachtshaus“ weit über Kriftels Grenzen hinaus bekannt. Daubitz freut sich vor allem darüber, dass oft sehr nette Gespräche zustande kommen und vor allem die Kinder ihn mit Fragen löchern. „Sie bemerken als erste, was Jahr für Jahr an Neuerungen dazukommt.“ Denn sein Projekt wächst stetig weiter. „Anfangs habe ich mir Lichterketten vom Sperrmüll geholt, mittlerweile blinken 29.000 LED-Lichtlein“, resümiert Daubitz. Mittlerweile ist sein Haus eine Art Leuchtturm für die gute Sache. „Die Spenden kommen zurzeit gerade richtig“, erklärt Volker Oblong. Denn am 10. Februar werde der Tag der Kinderhospize gefeiert, an der die Stiftung Bärenherz beteiligt sei.
Kinder für Kinder
Leuchtende Augen hätten seine Lebensgefährtin und Bernhard Daubitz bei den 66 Euro bekommen, die sie von 8- bis 11-jährigen Schülerinnen der Linden- und der Weingartenschule erhalten hätten. „Die Kinder hatten Muscheln gesammelt, sie verkauft und den Erlös für Bärenherz gespendet.“ Ein Vorbild für die nächste Weihnachtszeit.
Alexander van de Loo