Liebe Mainzerinnen und Mainzer,
„Der Gardisten bunte Pracht erfreut ganz Meenz an Fassenacht.“
Unter diesem Motto feiern die Mainzer Narren im Jahre 2019 die Fastnacht.
Viele Monate mussten wir warten, nun ist es wieder soweit – und die hiesige Kampagne wird bis in den März hinein spürbar länger als die vergangene: Die närrischen Tage stehen vor der Tür, viele Sitzungen liegen bereits hinter uns, aber das alljährliche Finale „uff de Gass“ ist natürlich immer am Schönsten.
Gemeinsam mit allen Närrinnen und Narrhalesen freue ich mich darauf, den Höhepunkt der vierfarbbunten Jahreszeit – die Straßenfastnacht – ausgelassen und friedlich in Mainz zu feiern.
Trotz, oder gerade wegen der vielen traurigen Nachrichten aus aller Welt, bin ich weiterhin felsenfest davon überzeugt, dass wir Mainzer uns unsere heitere und ausgelassene Art zu feiern weiterhin nicht verderben lassen. Wer gut gelaunt ist, neigt nicht zu Blödsinn!
Das Highlight einer jeden Kampagne bleibt der Rosenmontag. Ganz Mainz ist dann wieder auf den Beinen und verwandelt die Innenstadt in ein wogendes Narrenmeer.
Erstmals findet der eigentlich bislang untrennbar mit dem Fastnachtswochenende verbundene Kinder- und Jugendmaskenzug bereits deutlich früher statt: 14 Tage vor dem Fastnachtswochenende, damit bereits am 16. Februar.
Grund für dieses außergewöhnliche Intermezzo sind die neu eingeführten Winterferien im Februar, die 2019 und 2020 erstmals in Rheinland-Pfalz anberaumt werden.
Die damit einher gehenden Befürchtungen wegen möglicher „Skiferien“ liegen auf der Hand: Geringere Teilnehmerzahlen der Aktiven, gedimmte Stimmung wegen ausbleibender Zuschauer… Alle Szenarien hierzu sind abgewogen, medial begleitet und kommentiert worden.
Die Gemengelage ist schwierig, die Terminierung der Ferien für die Fastnachtsvereine, welche die Jugendarbeit groß schreiben, eine überaus bittere Pille. Zumal der bisherige Jugendzug sonst auf den „vorverlegten Schienen“ des Rosenmontagszuges lief und stark profitieren konnte: In den kommenden beiden Jahren wird die Realisierung gesondert laufen müssen, da die komplette Infrastruktur 14 Tage zuvor bereits für die Jugend gestemmt werden muss. Mit allem, was dazugehört: Spezielles Rahmenprogramm, ein eigenes Sicherheitskonzept natürlich – und dies zu einem deutlich höheren Kostenrahmen.
ABER: Die schlechteste Alternative wäre es gewesen, den Jugendmaskenzug vor diesem Hintergrund entfallen zu lassen – das wird niemand ernsthaft wollen. Daher danke ich dem Verkehrsverein für seine großen Anstrengungen und bin erleichtert, dass wir eine Lösung für diese Situation gefunden haben, schließlich ist der Jugendmaskenzug für viele Kinder der erste Kontakt mit der Meenzer Fassenacht.
Machen wir daher aus den neuen Rahmenbedingungen eine Tugend – und unterstützen den Zug am 16. Februar ab 11.11. Uhr umso mehr nach Leibeskräften.
Die Fastnacht bleibt in Mainz eine historisch tief verwurzelte Institution, ein gewachsener und prägender Identifikationsfaktor für sehr viele Menschen. Mit der politisch-literarischen Fastnacht kann Mainz zudem schon immer auf ein Alleinstellungsmerkmal verweisen, das weit in die Vergangenheit zurückreicht, als das Volk humorig-forsche Formen fand, um der Obrigkeit kritische Worte mit auf den Weg zu geben.
Die Mainzer Fastnacht ist seither in der gesamten Republik bekannt und beliebt. Und egal ob Karneval, Fastnacht, Fasnet oder Fasching: Ich bin weiterhin der Meinung, dass das bunte Narren-Treiben in der fünften Jahreszeit in Deutschland in den Kanon zum immateriellen Weltkulturerbe aufgenommen werden sollte. Dabei verdient die Fastnacht in Mainz auch die starke Unterstützung der Stadt, gerade weil die Sicherheitsauflagen zu immer höheren Kosten für den Veranstalter der Straßenfastnacht führen.
Jüngst sah ich einen Bericht, der an den singenden Dachdeckermeister Ernst Neger erinnerte. Ernst Neger stellt unzweifelhaft eine der absolut herausragenden Figuren der Mainzer Fastnachtsgeschichte dar.
Auch sein Enkel Thomas Neger ist heute vielen ein Begriff. Ernst Neger wäre am 14. Januar 2019 stolze 110 Jahre alt geworden. Er starb einen Tag nach seinem 80. Geburtstag am 15. Januar 1989.
Ernst Neger hat der Fastnacht der Nachkriegszeit all das gegeben, was zum damaligen Zeitpunkt von essentieller Bedeutung war: Wunderschöne Songs, eher zurückhaltend-berührende Auftritte, unvergessen tiefsinnig-berührende Verse wie „Heile heile Gänsje“ – und die Fastnachtshymne „Humba Täterä“.
Die ganze Region behält diesen einmaligen und prägenden Akteur der Mainzer Fastnacht in Erinnerung:
Mainz trägt Dich weiter im Herzen.
Ihr
Michael Ebling