
BODENHEIM – 20 Jahre lang haben sie tagelang geprobt und gearbeitet, viel zusammen gelacht, manchmal auch gestritten, Kulissen gebaut und Requisiten geschleppt. Vor allem aber haben sie 20 Jahre lang die Besucher ihrer Aufführungen bestens unterhalten: die Laienspielgruppe des Bodenheimer Carneval Vereins unter der Leitung von Beate Dietz. Unvergessen ihre erste Mundartkomödie „Alter schützt vor Torheit nicht oder der 77. Geburtstag“, die im November 2003 ihre Premiere im Battenheimer Hof feierte. Damals in einer Hauptrolle das BCV-Urgestein Erich Hassinger, der einen untreuen Ehemann mimte, dem seine Frau (Karin Hassinger) aber auf die Schliche kam. Es war ein so großer Erfolg, dass aus der vermeintlichen Eintagsfliege ein fester Bestandteil im Rahmen der BCV-Veranstaltungen wurde. Es folgten Theaterstücke wie „Die Wingertsleich“, „Im Rathaus is de Deibel los!“, „Mord im S(w)inger Club“ oder „Schiff ahoi – Die MS Narhalla auf großer Fahrt“, um nur einige Highlights zu nennen – Aufführungen, die den Besuchern in der Erinnerung noch heute die Lachtränen in die Augen treiben.
Doch spätestens mit der Corona- kam auch die Theaterkrise: der Kartenverkauf ging rapide zurück und selbst die „eigenen“ Leute ließen sich nicht mehr ausreichend zu einem Theaterbesuch motivieren, wie Beate Dietz enttäuscht resümiert. Warum? An der Qualität der Komödien konnte und kann es jedenfalls nicht liegen, wie die Besucher-Reaktionen der letzten Aufführungen bewiesen. Und auch in diesem Jahr konnte nur noch eine Aufführung mit Besuchern gefüllt werden – nur eine Aufführung, was in keinem Verhältnis zu dem immensen Aufwand im Vorfeld steht. Folgerichtig, wenn auch schweren Herzens, hat Beate Dietz deshalb beschlossen, das Kapitel „Mundarttheater“ im BCV zu schließen.
Unter diesen Umständen fällt es dann auch schwer, über das letzte Stück „Verliebt, verlobt und nix wie fort“ zu berichten. Die Besucher im Hermann-Weber-Saal des Bürgerhauses Dolles jedenfalls haben sich köstlich über die chaotischen und teils abstrusen Hochzeitsvorbereitungen der Familie Tanne amüsiert, das gesamte Ensemble hat noch einmal richtig Gas gegeben und – ganz ehrlich – alle anderen, die (wieder mal) nicht ins Theater gekommen sind, haben es auch irgendwie nicht wirklich verdient, davon erzählt zu bekommen.
Michael Türk