FINTHEN – Im schlichten schwarzen Kleid mit Dreiviertelarm, die Lippen rot geschminkt, eine schlichte Kette als einziger Schmuck um den Hals, tritt sie dicht vor das Mikrofon und blinzelt. Und dann singt sie, von Liebe und Leidenschaft, von käuflicher Liebe, von der Liebe im Krieg und von der ewigen Liebe, mit der ihr unvergleichlichen Stimme. „La mome Piaf“ – „der kleine Spatz von Paris“ war zu Besuch in der vvangelischen Kirche in Finthen. Und mit ihr Marlene Dietrich, Jacques Brel, Hildegard Knef, Gilbert Bècaud … „Chansons de la rose – Geschichten von der Liebe“ heißt das Programm, mit dem die Mainzer Sängerin und Künstlerin auf Einladung des Kirchen-Fördervereins zum Benefizkonzert gekommen war und das Publikum mitnahm nach Paris, mitten in das Herz der Liebe. Begleitet wurde Hock von der Pianistin Seung-Jo Cha, mit der sie schon seit vielen Jahren freiberuflich zusammenarbeitet. Die beiden Künstlerinnen ergänzen sich perfekt, sie lächeln sich zu, nicken leise, kleine Hinweise auf den nächsten Einsatz, das nächste Lied.
„Ganz Paris träumt von der Liebe“, wenn unter dem Himmel der Stadt der Liebe ein Chanson erklingt („Sous le ciel de Paris“ und Verliebte am Seine-Ufer spazieren gehen. Wird aus der rosaroten Brille, von der Edith Piaf in ihrem „La vien en rose“ schwelgend träumt und den anfänglichen Glücksgefühlen, die Marlene Dietrich in „Ich bin von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt“ eine tiefe, große Liebesbeziehung? Kein Chanson kann das inniger ausdrücken als die „Hymne à l’amour“, die der Spatz von Paris einst ihrer großen Liebe, dem Boxer Marcel Cerdan, geschrieben hat. So heißt es in der Ankündigung zum Chansonabend.
Das Publikum lehnt sich zurück und genießt, summt leise mit, wenn Marlene Dietrich singt, wenn „Lili Marleen“ wieder unter der Laterne steht. Hock gibt immer auch ein wenig Informationen zu den Chansons, die sie anstimmt, wann das Lied aus welchem Grund entstanden ist. Liebe, Traurigkeit, Wut, Trennung, Abschied – „Et maintenant“ – „Und jetzt“ hat schon der 100.000-Volt-Mann Bécaud gesungen. Und auch Hock bringt die Wut und Verzweiflung nach der Trennung im Kirchenschiff zum Ausdruck. Auch Max Raabes „Guten Tag, liebes Glück“ und die Commedian Harmonists „“Irgendwo auf der Welt, gibt’s ein kleines bisschen Glück“ haben durch Hock einen Auftritt in Finthen. Seung-Jo Cha begleitet sie dabei mit großem Gefühl und mitunter äußerst virtuos am Klavier. Ihre Hände tanzen manchmal förmlich über die Tasten. Und so wird es ein Abend, an den das Publikum sich sicher noch lange erinnert. Als Danke gibt es „Standing Ovations“ und hierfür als Zugabe „Non, je ne regrette rien“ und „Aux Champs-Elysées“.
„Sie sind umsonst hereingekommen, aber kommen nicht umsonst raus“, wies die Vorsitzende des Kirchenfördervereins Christine Weil scherzend auf die Spendendosen hin. Viele Projekte im Stadtteil werden durch die Benefizabende unterstützt. Jetzt soll der Erlös für die neue Beleuchtung im Dietrich-Bonhoeffer-Haus genutzt werden.
kga