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Der Wald leidet

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OBER-OLM – Der Wald kennt viele Geschichten. Etliche sind erquicklich, die anderen können erschrecken. Wie jene beispielsweise, die der Wald über die Klimaänderung erzählt. Drüber kann auch der Ober-Olmer Wald einiges berichten. Gut, wenn dabei ein Förster ist und übersetzt. Denn nicht jeder versteht die Sprache von Flora und Fauna oder kann die Zeichen lesen, die der Wald heute sendet.

„Ich will Sie auf die Folgen des Klimawandels sensibel machen“, sagte Jan Hoffmann vom Forstamt im Ober-Olmer Wald bei der Eröffnungsveranstaltung zur dreiteiligen Reihe, „Klimawandel in der Region erfahren“. Dabei kooperieren erstmalig die Volkshochschule Ober-Olm (VHS), die Grüne Schule der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz und das Forstamt Rheinhessen.

Es klang ernüchternd, was Hoffmann den Teilnehmern zeigte. Beispielsweise das Bild der eingefärbten Baumscheibe einer 140-jährigen Eiche. Blau schimmerten die Jahresringe im inneren Kreis, doch je näher zu Baumrinde hin, umso mehr Ringe leuchteten rot. „Haben Sie von den ,warming stripes‘ gehört?“ Die Klimastreifen machen langfristige Temperaturverläufe sichtbar. Betrug die Jahrestemperatur bei der Pflanzung der Eiche zu Zeiten von Kaiser Wilhelm I in 19881 noch neun Grad Celsius, so ist sie 2020 auf 10,8 Grad angestiegen. „Die Bäume müssen damit klarkommen.“ Eine zu kurze Spanne, als dass die Holzgewächse die Klimaveränderung adaptieren könnten, sagte Hoffmann. „Der Begriff der Anpassung ist hierbei schwierig“. Wie auch das Gesamtproblem. Dem Waldsterben liegt eine Mischung der Auswirkungen von Globalisierung und Klimawandel zu Grunde. Auf welche Bäume die Förster im Wald künftig setzen, sei eine Frage des Klimas und der Schädlinge. „Zum Beispiel der Bergahorn. Ein noch vor wenigen Jahren hochgejubelter Baum, leidet seit acht Jahren unter Pilzbefall.“ Es sei eben „die Gretchenfrage“, so Hoffmann, welche Baumarten die Zukunft des Waldes sichern können.

Der Klimawandel ist das Thema schlechthin für Förster in Rheinland-Pfalz. „Es gibt Versuche, den Wald stabiler zu machen, dennoch wurde man kalt erwischt.“ Dabei seien die Folgen im Ober-Olmer Wald noch nicht mal ganz so gravierend wie beispielsweise im Lennebergwald. Die letzten drei heißen Sommer haben den Baumbestand derart geschwächt, dass der Regen des Jahres 2021 kaum geholfen habe. „Jüngere Bäume werden damit vielleicht klarkommen, hier aber sehe ich keine Chancen“, deutete er auf eine Wildkirsche am Forsthaus.

Das zweite Modul der Reihe führt am 19. September in den Botanischen Uni-Garten. Am 3. Oktober kehrt das Klima-Event zum Forsthaus zu einem Aktionstag zurück. „Wir präsentieren viele praktische Beispiele, wie jeder zum Schutz natürlicher Ressourcen beitragen kann“, so Renate Wiedenhöft von der VHS an. Anmeldung für die Exkursion bei Renate Wiedenhöft unter Telefon 01702127798.