BRETZENHEIM – Der Umbau und die Aufstockung des Nettomarktgebäudes in der Martin-Kirchner-Straße ist in großem Stil geplant. Viele Bretzenheimer befürchten, dass mit dem Umbau zumindest zwei der fünf großen, 50- bis 60-jährigen Platanen vor dem Markt aus Platzgründen gefährdet sind. Für den Erhalt aller fünf Platanen setzt sich die Bretzenheimer Nachhaltigkeitsinitiative ein, die jetzt mit einer Aktion vor Netto auf die Gefahr aufmerksam machte.
Ein großes Plakat „Wir wollen leben!“ war von Baum zu Baum gespannt. Weitere Plakate hingen an jedem Baumstamm. Dazu symbolisierten Kreidestriche und Steine die geplante Gebäudeerweiterung in Nähe der Bäume. Eine Unterschriftenliste für den Erhalt der Bäume lag aus, dazu gab es Einblick in die Pläne, wonach vier Wohneinheiten auf das erweiterte Nettomarktgebäude obendrauf gesetzt werden sollen. Die Nachhaltigkeitsinitiative erklärt: „Die Initiative findet, dass es in der momentanen Situation mit äußerst bedrohlicher Klimakrise und noch gravierenderem Biodiversitätsverlust nicht vertretbar ist, auch nur einen gesunden Baum zu opfern. Darüber hinaus weist der Ortskern Bretzenheims ohnehin nur einen sehr geringen Baumbestand auf. Die Bäume sind wichtig für Klima und Mikroklima, sie sind ortsbildprägend und daher unbedingt unversehrt zu erhalten. Der Bauträger hingegen hat mitgeteilt, dass alle Bäume erhalten bleiben sollen. Die Bedenken sind jedoch noch nicht ausgeräumt und so soll der Prozess aktiv begleitet werden.“ Zahlreiche Ortsbeiratsmitglieder wie Fabian Ehmann (Grüne), Michael Wiegert (SPD) und Uwe Marschalek (FDP) kamen vorbei und informierten sich vor Ort. „Der Ortsbeirat ist nur noch Staffage und wird nicht informiert“, schimpfte das ehemalige Ortsbeiratsmitglied Uwe Trier (CDU) lautstark. „Schlimm ist auch, dass Stellplätze wegfallen“, ergänzte Marschalek.
Unterstützung erhält die Initiative von Zahnarzt Dr. Reiner Abstein, der seit 35 Jahren eine Praxis in der Nachbarschaft hat und die Bäume hat aufwachsen sehen. „Die Bäume sind sehr wichtig fürs Klima“, bekräftigte her. „Im Sommer sind sie wichtige Schattenspender.“ Aber es gab auch Gegenstimmen. „Ich befürchte, dass der Nettomarkt nicht bleiben kann, wenn er nicht erweitert wird“, sagte ein Kunde. „Ich habe hier lieber weiter einen Nettomarkt, wenn ich wählen müsste, anstatt dass künftig 2000 Kunden zu Real fahren.“ Der Discounter habe eine wichtige Bedeutung für Bretzenheim-Nord. „Es ist nicht geplant, den Nettomarkt abzureißen“, entgegnete Initiativensprecherin Andrea Oppacher-Friedrich. Das bestätigte OB Michael Ebling (SPD) in einem Schreiben an die Initiative. Es sei kein Fällantrag gestellt, eine Ortsbegehung sei „entbehrlich“. Die Initiative will den Prozess weiter begleiten.