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Ein Abend mit „2Flügel“ Konzert >>>Christina Brudereck und Benjamin Seipel singen, sprechen und spielen ihr Konzert „Goldzwanziger“

Das Ehepaar Christina Brudereck und Ben Seipel beim Konzert „Goldzwanziger“. Foto: Claudia Röhrich

GONSENHEIM – Christina Brudereck und Benjamin Seipel erinnerten an die goldenen Zwanziger vor 100 Jahren mit ihrem Konzert „Goldzwanziger“. Mit Liedern und Geschichten von Liebe und Leid. Der Flügel erzählt, die Buchstaben singen. Ben Seipel liebt Musik. Und sein Instrument, den Flügel. Ein Abend mit „2Flügel“ ist kein Konzert, ist keine Lesung, aber beides gleichzeitig. Christina Brudereck liebt es, Geschichten zu erzählen. Christina Brudereck ist Theologin und Schriftstellerin. Sie verbindet Kultur, Politik. Benjamin Seipel ist Pianist und Dozent an der Hochschule für Musik Köln. Seine Improvisationen sind inspiriert von Soul, Jazz und Klassik, Kinderliedern und Hymnen.

Christina Bruderecks Begeisterung für die Sprache übertrug sich auf die Besucher. Foto: Claudia Röhrich

Ihre Begeisterung für Sprache, sein kunstvolles Spiel am Flügel. Ihre Spiritualität, seine Variationen bekannter Lieder. Ihre Reiselust, sein Gesang. Ihr Engagement für Menschenrechte, seine Improvisation. Ihr Wortwitz, seine Nachdenklichkeit. Das war der Abend mit „2Flügel“. Sie gastierten bei freiem Eintritt im Gemeindehaus der Evangelischen Kirche Gonsenheim.

Die Besucher erlebten ein dichtes und musikalisches Programm mit Lieblingsgeschichten, kleinen Melodien und großen Hymnen, neu interpretiert –  virtuos und voller Witz und Poesie. Brudereck gab einen Rückblick auf die „goldenen“ 1920er-Jahre. Sie erzählte, was in dieser Zeit alles entstanden ist, erfunden wurde und was die Epoche geprägt hat. Passend dazu sang Seipel „Ich hab´ noch einen Koffer in Berlin“. Brudereck sprach von Erinnerungen an ihre Großmutter, an die Kinderzeit und an Geschichten, die von Generation zu Generation weitererzählt werden. „Erinnern“ und „Freundschaft“ lauteten die berührenden Songs zu diesem Thema. Das folgende Potpourri mit circa 20 Stücken in chronologischer Reihenfolge von Bach bis Bourani löste Jubel und Begeisterung aus.

Ben Seipel beherrscht das Spiel auf dem Flügel. Foto: Claudia Röhrich

Beide Künstler aus Essen sind wahre Ton- und Wortakrobaten und boten einen Abend voll mit erfrischenden und nachdenklichen Anekdoten, Erzählungen, Impulsen, Poetry Slam und mehr. Und natürlich Musik. Das kam nicht von ungefähr, seine Mutter schickte ihn schon früh in die musikalische Erziehung. Bei dem Song „Lili Marleen“ experimentierte der Pianist mit elektronischem Hilfswerk. Er pries eine App an, mit der er vielstimmig singen konnte. 1919 war ein langer Prozess der Gleichberechtigung, Randgruppen hatten sich durchgesetzt, Gründerinnen,  Schriftstellerinnen, Fotografinnen. 1929 zog dann die NSDAP in Berlin ein und machte die Rechte der Frauen und Juden wieder zunichte.

„Goldzwanziger“ spürte politische Parallelen auf, die vor 100 Jahren und die heutigen. Erfindungen, Wandel, Kunst, Biografien. Comedian Harmonists, Marlene Dietrich und Babylon Berlin. Vorbilder und Heldinnen, die Güte und Gerechtigkeit verkörpern. Mit Augenzwinkern, Gänsehaut und dem Schwung der Hoffnung für unsere Zeit. Seipel dankte ebenso wie Pfarrerin Anne-Bärbel Ruf-Körver den zahlreichen Ehrenamtlichen, die das Konzert ermöglicht haben.

Das Ehepaar Christina Brudereck und Ben Seipel begeisterte das zahlreich erschienene Publikum. Im Anschluss an das Konzert wurde die Möglichkeit für persönlichen Kontakt zu „2Flügel“ rege am Büchertisch genutzt. Zum Abschluss wurden die Künstler mit tosendem Applaus verabschiedet.

 

Claudia Röhrich

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Seit Februar 2015 bin ich als freie Journalistin bei Journal LOKAL - die lokale Zeitung tätig. Zuvor arbeitete ich nach meinem Informatikstudium viele Jahre als IT-Koordinatorin. Seit zwei Jahren bin ich als freie Journalistin im Deutschen Fachjournalistenverband (DFJV) akkreditiert. Die in vielerlei Hinsicht anspruchsvollen oder originellen lokalen Veranstaltungen motivieren mich bei Recherche und Verfassen meiner Artikel.