
LAUBENHEIM – Wussten Sie, dass der Laubenheimer Park einmal einen kleinen Teich hatte? Oder dass er heute knapp 8000 Quadratmeter kleiner ist als zu seinen besten Zeiten? Wenn nicht, dann haben Sie bei der Führung der Kultur und Weinbotschafterin Claudia Stein einiges über diese „grüne Oase“ Laubenheims verpasst.
Denn nicht nur für Naturfreunde hatte die Führung etwas zu bieten. Vor allem die Geschichte des Parks, die ganz eng mit der Geschichte Laubenheims selbst verbunden ist, stand im Mittelpunkt. So beginnt diese im 19. Jahrhundert, als sich die Grenzen des Parks noch außerhalb der Ortsmauern befanden und seine grünen Wiesen in der noch spärlich bebauten Umgebung sicherlich kein Alleinstellungsmerkmal waren. Denn damals – auch das wissen viele nicht – war der Park noch im Privatbesitz der wohlhabenden Familie Umber, die sich hier als protestantischer Fremdkörper niedergelassen und den Landschaftsgärtner Siesmeyer mit der Errichtung dieses prestigeträchtigen Gartens beauftragte hatte. Die Biografie der Siesmeyers selbst ist so anschaulich, dass Claudia Stein sie ausführlicher erzählt. Von Bayern sei diese Familie aus einfachen Verhältnissen in die Rheingegend migriert, um sich als Landschaftsarchitekten zu etablieren. Gemeinsam mit seinem Bruder mauserte sich Heinrich Siesmeyer dann über Aufträge für den Adel hoch, bis die „Gebrüder Siesmeyer“ Inhaber eines großen Geschäfts von über 100 Mitarbeitern waren.

Zurück aber zum Laubenheimer Park: Dieser wurde in den 1920er-Jahren von der Familie Umber verkauft, der die Inflation um die Umbrüche, die das neue Jahrhundert mitbrachte, hart zusetzte. Damit wurde er aber noch längst nicht zu dem öffentlichen Park, der er heute ist. Stattdessen siedelte sich hier die Familie Lange an, deren altem Haus man hier vor einigen Jahren wohl noch beim Verwildern zuschauen konnte. Dass an dessen Stelle nun eine neue private Wohnanlage gebaut wurde, welche die Landschaft des Parks veredelt und dessen Fläche von ehemals 25.000 auf die heutigen 17.285 Quadratmeter verkleinerte, löste bei den Besuchern der Führung gemischte Gefühle aus.
Auf jeden Fall blieb der Park bis zum Zweiten Weltkrieg, während dem ein Teil des Anwesens sogar als Notkindergarten verwendet wurde, wie ein Zeitzeuge unter den Besuchern bestätigen konnte, im Besitz der Familie Lange. Danach wurde er mit der stetigen Auflösung des Familienbesitzes öffentlich. Was aber ist jetzt mit dem Teich passiert, der, von Heinrich Siesmeyer errichtet, all die Jahre das Zentrum des Parkes gebildet hatte? Dieser Teich ist leider den Sanierungsarbeiten in den 70er-Jahren zum Opfer gefallen. Schade eigentlich, denn hier muss zuvor, so Stein, „der ein oder andere erste Kuss gefallen sein“.
Zumindest aber wird der Park seitdem umso mehr seiner Aufgabe als Austragungsort der vielen Laubenheimer Feste wie dem Rebblütenfest gerecht. Am Ende der Führung wurden die Gäste mit einem Glas lokalem Wein oder wahlweise Traubensaft belohnt, welches sie unter dem neu gewonnenen Eindruck dieser „grünen Oase“ mit erstaunlich belebter Geschichte genießen konnten.
Johannes Preyß