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Einen Kabeltyp als Hauptursache entlarvt Stadtwerke Rüsselsheim gehen den Stromausfällen vom Ende Juni nach

Bild von Alexandra_Koch auf Pixabay

RÜSSELSHEIM – „Wir haben intensiv die Ursachen für die Stromausfälle untersucht und sind dabei einem installierten Kabeltyp auf die Spur gekommen: dem VPE-Mittelspannungskabel“, sagt Maik Landwehr, Geschäftsführer der Stadtwerke Rüsselsheim. Bei diesem Typ kam es auf einer Kabelstrecke gleich zu vier Kurzschlüssen im Erdreich.

„In einer ersten Maßnahme werden wir diese Kabelstrecke auf 280 Meter Länge komplett erneuern“, kündigt Maik Landwehr an. Es handelt sich um die Teilstrecke zwischen den Trafostationen Virchowstraße Nord und Sauerbruchstraße.

„Der Kabeltyp VPD ist in bestimmten Baujahren als anfällig für Schäden bekannt und wird von uns auch nicht verbaut“, berichtet Landwehr. „Diese Kabel befanden sich aber in dem Stromnetz, das wir 2008 übernommen haben“, ergänzt Landwehr. „Wir haben diesen Kabeltyp zum allergrößten Teil im Rahmen unserer ständigen Modernisierungen routinemäßig ausgetauscht.“  Neben den 280 Metern, die bereits ersetzt werden, gibt es im 670 Kilometer langen Stromnetz von Rüsselsheim lediglich noch vier Kilometer mit diesem Kabeltyp.

„Diese vier Kilometer untersuchen wir aktuell. In vier Wochen sollen die Ergebnisse vorliegen“, kündigt der Geschäftsführer an. „Dann entscheiden wir, ob und in welcher Reihenfolge die Kabelstrecken erneuert werden müssen.“ Dabei spielt neben dem Zustand auch die Bedeutung einer Leitung eine Rolle, zum Beispiel wie viele Haushalte darüber versorgt werden oder wie wichtig sie für Redundanzen ist.

Die Suche nach den Ursachen der Stromausfälle Ende Juni umfasste auch eine grundsätzliche Bestandsaufnahme des Netzes. „Hier gibt es gute Nachrichten: Die Analyse zeigt, das Stromnetz ist weder veraltet, noch existiert ein Investitionsstau“, betont Landwehr. Er verweist auf den SAIDI-Wert, der die Ausfallzeiten je Einwohner in einem Netzgebiet bewertet. Für Rüsselsheim liegt der Wert bei sechs Minuten und damit deutlich unter dem Bundesdurchschnitt von 12 – „ein klares Zeichen für ein sehr stabiles Netz, bei dem wir den Betrieb und die Wartung im Griff haben.“

Die drei Stromausfälle waren die größten und umfangreichsten seit 2008, seit die Stadtwerke fürs Stromnetz in Rüsselsheim verantwortlich sind. „Erst die Verkettung äußerst seltener Umstände hat die großen Auswirkungen hervorgebracht“, verdeutlicht Landwehr. „Nur weil auch Redundanzen betroffen waren, konnten die sonst üblichen Umschaltungen nicht greifen – das ist ein Zusammenwirken, wie es nur extrem selten, mit Wahrscheinlichkeiten unter ein Prozent, vorkommt.“

Obwohl diese Verkettung so selten ist, haben die Stadtwerke nach Landwehrs Einschätzung sehr schnell reagiert: Das Fachwissen der Mitarbeiter, geübte Prozesse und Abläufe sowie das Vorhalten von Kapazitäten im Tiefbau und beim Material waren Voraussetzungen für die Beseitigung der Fehlerstellen.“  Für ihn ist es „eine stolze Leistung, in sehr kurzer Zeit insgesamt 60 Personen zu organisieren und mehrere Firmen gleichzeitig zu koordinieren.“

Der Geschäftsführer weist darauf hin, dass entgegen mancher Vorurteile weder die PV-Erzeugung noch Wärmepumpen oder E-Ladestationen einen Einfluss auf die Stromausfälle hatten. Auch ein Fehler im vorgelagerten Netz konnte ausgeschlossen werden.

„Ein Stromausfall in dieser Größenordnung ist für die Betroffenen eine schwierige Situation und große Herausforderung“, unterstreicht Landwehr. Eine hundertprozentige Versorgungssicherheit wird es allerdings nicht geben, wie 35.000 Stromausfälle belegen, die sich nach der Berechnung von Stromausfall.org im vergangenen Jahr bundesweit ereignet haben. „Doch weil wir wissen, wie wichtig der Strom für alle ist, setzen wir alles daran, dass sich so ein Ereignis nicht wiederholt. Aus meiner Sicht muss niemand in Deutschland einen größeren und regelmäßigen Ausfall befürchten.“

Jürgen Gelis
Stadtwerke Rüsselsheim GmbH