NACKENHEIM – Das Ortsmuseum Nackenheim konnte im vergangenen Jahr 700 Besucherinnen und Besucher verzeichnen. Zur ersten Vernissage des Jahres 2025 fanden 50 Kunstinteressierte den Weg ins Muxum, um die Werke von Angelika Adam zu bewundern. Journal LOKAL nutzte die Gelegenheit, mit der Künstlerin ins Gespräch zu kommen. Die Ausstellung „Energie der Farbe“ ist bis zum 23. März jeden Sonntag von 13 bis 17 Uhr zu sehen.
Journal LOKAL: Auf der Website des Muxum werden Sie als jemand vorgestellt, dessen berufliches Leben von Papier und Farbe geprägt ist. Was genau ist Ihr Hauptberuf?
Angelika Adam: Ich habe meine Ausbildung in einer großen Druckerei absolviert und bin gelernte Industriebuchbinderin. Seit 21 Jahren arbeite ich in einer Digitaldruckerei in Nierstein. Dort gestalte, verarbeite und drucke ich, eine Tätigkeit, die definitiv Kreativität erfordert.
Journal LOKAL: Was möchten Sie mit dem Titel der Ausstellung ausdrücken?
Angelika Adam: Ich liebe kraftvolle und leuchtende Farben, die die Energie und Dynamik in meinen Bildern sichtbar machen. Meine Arbeitsweise ist stark gefühlsbetont. Wenn ich mich beim Malen richtig auspowere – eines meiner Werke trägt daher auch den Titel „Power“ – möchte ich, dass Betrachterinnen und Betrachter genau diese Energie spüren.
Journal LOKAL: Wann und wie haben Sie Ihre Leidenschaft für die Malerei entdeckt?
Angelika Adam: Schon als Kind hatte ich große Freude am Malen und profitierte viel vom Kunstunterricht in der Schule. Der entscheidende Moment kam allerdings durch einen Kurs bei Judith Schwibinger-Becker, die im vergangenen Jahr verstorben ist. Sie hat mir empfohlen, weitere Kurse zu besuchen, was mich sehr motiviert hat. 2016 habe ich dann angefangen, selbst loszulegen, mit Rahmen, Farben und viel Experimentierfreude.

Journal LOKAL: Sie sind Mitglied im „Künstlerkreis Nierstein“. Welche Rolle spielt diese Gemeinschaft für Ihre künstlerische Entwicklung?
Angelika Adam: Im Künstlerkreis planen wir regelmäßig gemeinsame Ausstellungen, etwa bei Lily Reichert in Nierstein, in der Verbandsgemeinde, im Heimatmuseum Undenheim oder in Nieder-Olm. Dabei treffen wir uns in unregelmäßigen Abständen, um Themen, Bildgrößen oder dominante Farben abzustimmen. Trotzdem bleibt jede und jeder von uns in der eigenen Stilrichtung frei.
Journal LOKAL: Auch die vorherige Ausstellung im Muxum zeigte abstrakte Kunst. Können Sie den Besucherinnen und Besuchern einen Zugang zu Ihrer Malerei erleichtern?
Angelika Adam: Das finde ich tatsächlich sehr schwierig, denn abstrakte Bilder lassen sich oft nur schwer erklären oder beschreiben. Selbst für die Titel meiner Werke brauche ich manchmal eine Weile, um etwas Passendes zu finden.
Journal LOKAL: Dennoch finden sich bei Ihnen auch gegenständliche Ansätze, wie etwa bei der Hommage an die Weinregion Rheinhessen. Ist das richtig?
Angelika Adam: Ja, das stimmt. Ab und zu experimentiere ich mit gegenständlicher Malerei, um meine Techniken weiterzuentwickeln. Ein Beispiel ist mein Bild „Wunschwelt“, in das ich Studien zu einer Avocado, einer Schildkröte, Steinen und einem Luftballon-Hund integriert habe.
Journal LOKAL: Mit welchen Materialien arbeiten Sie?
Angelika Adam: Meine Basis ist meistens Leinwand, die ich mit Acrylfarben bemale. Oft trage ich vorher Strukturpaste oder Gesso auf, eine Spachtelmasse, die der Oberfläche mehr Tiefe verleiht. Künftig möchte ich auch mit Gips und Gipsbinden experimentieren, um dreidimensionale Effekte zu erzielen. Zusätzlich arbeite ich gelegentlich mit Graffitispray, Stempeln oder Schablonen, um Akzente zu setzen.
Journal LOKAL: Viele Menschen würden gerne malen, trauen sich aber nicht – oft hört man: „Ich kann das nicht.“ Können Sie einen einfachen Einstieg empfehlen?
Angelika Adam: Ganz einfach: Farben, Leinwand und Pinsel besorgen und anfangen. Alles Weitere ergibt sich von selbst. Mein Rat: Wähle Farben, die dich ansprechen. Lass ein begonnenes Bild ein paar Tage stehen und arbeite dann daran weiter und wenn es dir am Ende gar nicht gefällt, übermale es und fang von vorne an. Genauso mache ich es auch.
Journal LOKAL: Frau Adam, wir danken Ihnen für das Gespräch.