LAUBENHEIM – Im Frühjahr 1994 startete der heutige Ortsvorsteher Gerhard Strotkötter für die SPD zusammen mit dem damaligen Ortsvorsteher Günter Beck seinen ersten historischen Laubenheimer Rundgang. Dazu erstellte er eine Broschüre mit dem Titel „Kleiner historischer Rundgang durch den alten Ortskern von Laubenheim“. Sie basiert auf Nachforschungen beim Amt für Denkmalwesen und vielen Gespräche mit „alten Laubenheimern“. Die Rundgänge erfreuen sich derzeit so großer Beliebtheit, dass der Ortsvorsteher oft bis zu viermal im Jahr mit verschiedenen Gruppen unterwegs ist. Daneben finden im Frühjahr und Herbst zwei vom Heimat- und Verkehrsverein initiierte Veranstaltungen statt. Diesen verleiht Strotkötter durch die Erzählung vieler Anekdoten aus der Vergangenheit des Stadtteils einen besonderen Reiz. Der neueste Rundgang startete wie immer am Marktplatz an der Statue des „Ausschellers“ Marbeck. Dieser rief in amtlicher Mission beispielsweise die Bevölkerung nach Unwettern dazu auf, sich mit Reche, Harke und Bickel beim Rathaus zu Aufräumarbeiten zu melden.
Viele von Marbecks legendären Auftritten, die eigentlich offizielle öffentliche Bekanntmachungen waren, schmückte er oft – nach dem Genuss von ein paar „Halbe“ – mit witzigen Bemerkungen aus. Manche würden heute als sexistisch angesehen. Aber besonders diese breiteten sich im Ort wie ein Lauffeuer aus. Bei diesem jüngsten Rundgang begab man sich wieder auf eine Zeitreise durch die Ortsgeschichte von der Jungsteinzeit über die Römerzeit und die Zeit Karls des Großen sowie des 18. und 19. Jahrhunderts bis in das übernächste Jahr 2023. Dann begeht Laubenheim seine 1250-Jahr-Feier.
Durch die verwinkelten Gassen des Ortskerns gehend, gab es an zahlreichen Ecken viel Interessantes zu erfahren. So konnte man auch die „Villa Schott“ des gleichnamigen Mainzer Musikverlegers in der Hans-Zöller-Straße, früher Wormser Straße, bewundern. Diese wurde oft vom Komponisten Richard Wagner besucht, der dort viele bekannte Musikstücke komponierte. Hierzu ergänzte Klaus Rank, der Vorsitzende des Heimat- und Verkehrsvereins, dass dort neben Wagner auch die weiteren Komponisten Franz Liszt und Engelbert Humperdinck ein- und ausgingen. Er wies auch auf die Geschichte des Marienhofs hin, in dem um 1850 die Sektkellerei Kupferberg und 1966 die „Jumelage“ Laubenheim-Langchamp (Partnerschaft) gegründet wurde. So hatte Gerd Strotkötter für fast jede Ecke des Rundgangs eine kleine Anekdote parat. Auch der neu restaurierte Gemeindepark gehörte zum Sightseeing und wurde viel bewundert. 54 Erwachsene, einen Jugendlichen mit Hund und zwei Babys zählte der Chronist, die trotz Corona und nur drei Grad Celsius augenscheinlich viel Spaß an der Runde durch ihren Stadtteil hatten. Am Ende ließen sie sich noch mit Glühwein und Schmalzbroten verwöhnen.
Klaus Schmitt