MAINZ – Der Kinderschutzbund Mainz arbeitet seit diesem Jahr mit einer neuen Therapiemethode für Kinder: Bei „Work of Sand“ können Kinder mithilfe einer Sandkiste und unterschiedlichen Spielfiguren traumatische Erlebnisse im Spiel aufarbeiten, ohne darüber reden zu müssen.
Dank der finanziellen Unterstützung des Rotary Clubs Mainz-Churmeyntz steht diese Methode erstmals auch Kindern in Mainz und Rheinhessen offen. In der Regel wird Sandtherapie sonst nur in Einzelsettings in therapeutischen Privatpraxen angeboten.
Bei „Work of Sand“ (auch expressive Sandarbeit) sitzt oder steht jedes Kind vor einer kleinen Sandkiste und erarbeitet mithilfe verschiedenster Spielfiguren seine eigene Sandszene. Neben jeder Sandkiste sitzt immer der gleiche ausgebildete Betreuer, der das Spiel still begleitet, ohne aktiv einzugreifen.
Wenn ein Kind im Laufe der Therapie Bedarf nach Austausch oder Unterstützung hat, steht ihm seine erwachsene Bezugsperson zur Seite. Obwohl jedes Kind an seinem eigenen Sandkasten arbeitet, ist die Gruppenerfahrung entscheidend für die Entstehung eines Geborgenheits- und Gemeinschaftsgefühls.
Der Vorgehensweise zugrunde liegt die kulturübergreifende Tendenz aller Kinder, interessante wie erschreckende Erfahrungen im Spiel spontan zu bearbeiten. Durch den freien Ausdruck im Spiel verarbeiten die Kinder das Erlebte auf ihre Weise und ohne darüber reden zu müssen. Somit können Sprachbarrieren überwunden und auch Kinder erreicht werden, die sich nicht durch Sprache ausdrücken können oder möchten.
Daher ist die Methode z. B. auch für die Arbeit mit geflüchteten Kindern, die (noch) kein Deutsch sprechen, sehr gut geeignet. „Mit ‚Work of Sand‘ bieten wir Kindern einen geschützten Raum, um traumatische Erlebnisse im symbolischen Spiel aufzuarbeiten“, erklärt Katharina Gutsch, Geschäftsführerin des Kinderschutzbund Mainz. „Leider erleben wir, dass die Anzahl der Kinder, die mit einer traumatischen Erfahrung lebt, z. B. durch Kriegs- oder Gewalterfahrungen, sexuellen Missbrauch oder schweren Verlusten, seit Jahren ansteigt. Daher sind wir sehr dankbar, ein langfristiges Angebot für traumabetroffene Kinder anbieten zu können. Die neue Methodik ist sowohl für die Fachkräfte als auch für die Kinder eine einzigartige Erfahrung.“
„Wir freuen uns sehr, dass wir mit unserer Spende solch ein wichtiges und innovatives Projekt realisieren können“, erläutert Tobias Bartenbach vom Förderverein des Rotary Clubs Mainz-Churmeyntz. 40.000 Euro waren im vergangenen Jahr beim 6. Churmeyntz-Cup, einem Charity-Golfturnier des Rotary Clubs, zusammengekommen.
red