Start Hessen Erstaunliches bei den Flörsheimer Turmfalken

Erstaunliches bei den Flörsheimer Turmfalken

Junger Turmfalke im Flaum - Foto: privat

FLÖRSHEIM – Die Natur sorgt immer wieder für Überraschungen. Das musste auch Bernd Zürn am 10. Juni erleben, als er auf den engen Stufen im Turm der evangelischen Kirche in Flörsheim hoch kletterte. Für den in seiner Altersgruppe (über 80 Jährige) amtierenden deutschen Meister im Hochhaustreppenlauf ist das sozusagen Alltag.

Gerade erst geschlüpfte junge Turmfalken – Foto: privat

Oben angekommen, konnte der BUND-Aktive nur verständnislos den Kopf schütteln. In dem vor fast 30 Jahren vom BUND dort gebauten Turmfalkenkasten fand er zwei junge Turmfalken sowie ein nicht bebrütetes Ei. Zwei Wochen vorher gab es bei seinem Kontrollbesuch noch drei Junge sowie zwei Eier. Es fehlten also ein Jungvogel und ein Ei. Für Zürn ein Rätsel. Freiwillig verlassen hat das eine Junge sein Nest sicher nicht; es war flugunfähig. Vielleicht unfreiwillig, also aus Unerfahrenheit rausgefallen? Wohl kaum, denn dafür sind die Kleinen zu vorsichtig. Verhungert? Dann müsste er tot im Nest liegen. Von den eigenen Eltern rausgeworfen? Bei manchen Tieren geschieht das tatsächlich, wenn die Nahrungsversorgung extrem schwierig ist. Dass Turmfalken so etwas machen hat Zürn noch nie gehört. Außerdem konnte weder er noch die ihn begleitende Küsterin Esther Ilka auf der darunter liegenden Dachfläche den Kadaver sehen. Ob andere Vögel, zum Beispiel Elstern, dort zu Besuch waren? Wäre denkbar. Katzen oder Eichhörnchen? Eher nicht, denn dafür ist die Stelle im Turm zu hoch. Alles in allem: Rätselhaft!

Im Turm der Galluskirche und in dem der Josefkirche fand Zürn Ende Mai jeweils vier junge Turmfalken. Dazu ein unbebrütetes Ei in der Josefkirche. Das sind jahrzehntelange Durchschnittswerte für Flörsheim. Zürn hatte den Eindruck, dass sich alle acht Jungen in einem guten Zustand befanden. Dennoch wird, wenn die Statistik stimmt, die Hälfte von ihnen ihr erstes Lebensjahr nicht überstehen.

Bernd Zürn