LAUBENHEIM – Ein charmantes Stück Ortsgeschichte wurde kürzlich anlässlich des jährlichen Mitgliederfestes des Heimat- und Verkehrsvereins (HVV) in Laubenheim lebendig: Beim ersten „Adalfrid und Songart-Schenkungsfest“ wandelten mehr als 30 Teilnehmer – stilecht angeführt von „Magd Gerlind“ alias Kultur- und Weinbotschafterin Claudia Stein – durch den Stadtteil und ließen historische Figuren auf unterhaltsame Weise auferstehen. Adalfrid und Songart, die Hauptfiguren der Geschichte, hatten dem Kloster Fulda am 3. Mai 773 einen Weinberg geschenkt, um sich so von ihren Sünden freizukaufen. Dieses Datum ist die erste urkundliche Erwähnung von Laubenheim, damals allerdings noch „Nubenheim“, woran das diesjährige Mitgliederfest des HVV erinnern sollte. „Mitverschenkt“ wurden übrigens neben dem Weinberg auch die Mägde Gerlind und Anna – damit jemand die Arbeit machte …

Der Festtag begann am frühen Nachmittag auf dem Vorplatz der katholischen Kirche Mariae Heimsuchung. In historischer Gewandung begrüßte „Magd Gerlind“ die Gäste und verlas feierlich die symbolische Schenkungsurkunde – ein augenzwinkernder Auftakt für einen Nachmittag zwischen Tradition und Gemeinschaft. Danach führte die kleine Wanderung durch den Adalfridweg und den Songartweg, beide 2013 nach dem Fund von Frankengräbern so benannt, über Burgunderweg und Longchampplatz bis hin zum evangelischen Kirchlein. Schon kurz nach dem Start traf die Gruppe auf „Adalfrid“, dargestellt von Klaus Schmitt, Mitglied in der AG „Historisches Laubenheim“ des HVV), der standesgemäß Wein aus seinem Wingert anbot. Was soll man sagen: Der Jahrgang 773 mundete allen noch ganz vorzüglich … Doch der Empfang wurde rasch zur lebendigen Szene: Ehefrau „Songart“, von Petra Beringer grandios in Szene gesetzt, und „Magd Anna“, verkörpert von Heike Spitzlei, mischten sich lautstark ein. Während Songart ihren Gatten Adalfrid für seinen Müßiggang und das Gelage rügte, richtete sich ihre Kritik auch an Magd Gerlind, die diesen Unsinn noch unterstützte.

Für milde Stimmung sorgte dann das duftende Bauernbrot, das von Anna gereicht wurde – und von Heike Spitzlei selbst gebacken worden war. Ein liebevolles Detail, das vielen Teilnehmern schmackhaft in Erinnerung bleiben dürfte. Nach der amüsanten Einlage stimmte die Gruppe das eigens für die 1250-Jahr-Feier geschriebene Lied „Laubenheim, nur du bist unser Ort“ an – begleitet von Textzetteln, damit auch weniger textsichere Gäste mitsingen konnten. Ein Zwischenstopp am Longchampplatz bot Gelegenheit, auf die architektonischen Kuriositäten des Ortes hinzuweisen, darunter das versteckte Türmchen des evangelischen Kirchleins und die symbolisch immer noch fehlende „Laubenheimer Mitte“.

Am Ziel, dem Vorplatz des evangelischen Kirchleins, angekommen, erwartete die Gäste ein liebevoll vorbereitetes Fest: Frank Krapp von der Kilians-Stube, selbst Vereinsmitglied, stand am Grill und sorgte für kulinarischen Genuss, unter anderem mit selbst gemachten Salaten. Die Weine stammten von drei Laubenheimer Winzern, dazu gab es Traubensaft für die Nicht-Weintrinker. Die Nutzung des Kirchhofs ermöglichte Friedhelm Kärcher vom Kirchenerhaltungsverein – ein gelungenes Zusammenspiel lokaler Akteure. Das Fest war exklusiv den Mitgliedern und ihren Angehörigen vorbehalten und bot Gelegenheit, sich bei allen für ihre Treue und Unterstützung zu bedanken. Spenden waren willkommen, aber kein Muss.

„Wir möchten Geschichte erlebbar machen und gleichzeitig Danke sagen,“ so die Initiatorinnen und Vorstandsmitglieder Heike Spitzlei und Claudia Stein, die für das Jahresprogramm des HVV verantwortlich zeichnen. Die tolle Idee, Adalbert und Songart sowie ihr „Gesinde“ auferstehen zu lassen, und die kreativen Ideen zur Umsetzung der ganzen Geschichte bildeten das Herzstück dieser neuen Veranstaltung. Mit diesem Format – einer Mischung aus historischer Inszenierung, geselligem Beisammensein und kulinarischer Begleitung – ist dem HVV Laubenheim ein schöner Auftakt für eine neue Vereinstradition gelungen. Das „Adalfrid und Songart-Schenkungsfest“ soll künftig jährlich stattfinden und das Vereinsleben weiter stärken.

Den anwesenden Vereinsmitgliedern gefiel es jedenfalls: Akteure, Helferinnen und Helfer erhielten großen Beifall für ihren Einsatz und die kreative Umsetzung, unter anderem auch von Ortsvorsteher Norbert Riffel (CDU) und dem HVV-Vorstandsvorsitzenden Klaus-Dieter Rank. Ein Fest mit Herz, Humor und Heimatverbundenheit – sicher ganz im Sinne von Adalfrid und Songart.
Sabine Longerich