
MOMBACH – Den vorläufigen Stopp des geplanten sechsspurigen Ausbaus der Autobahn 643 zwischen den Anschlussstellen Gonsenheim und Mombach wertet der Ortsvorsteher von Mombach, Christian Kanka (SPD), als einen Teilerfolg: „Es braucht jetzt aber eine schnelle und gut durchdachte Klärung, wie es weitergeht.“ Die EU-Kommission hat dem Vorhaben vorerst kein grünes Licht erteilt.
In ihrer Stellungnahme vom 23. Juli (veröffentlicht von der Stadt Mainz am 1. August) erklärt die Generaldirektion Umwelt, sie sei „zum jetzigen Zeitpunkt nicht in der Lage, eine positive Stellungnahme […] abzugeben“. Die Hauptgründe sind unter anderem eine unzureichende FFH-Verträglichkeitsprüfung, eine mangelhafte Alternativenprüfung und nicht ausreichende Ausgleichsmaßnahmen. Zugleich verweist die Kommission ausdrücklich auf die Variante mit vier Fahrstreifen plus temporärer Seitenstreifenfreigabe (4+2) und Tempolimit als prüfwürdige Alternative.
Dies könnte Eingriffe und Stickstoffeinträge in das Schutzgebiet Mainzer Sand reduzieren. Laut Kanka zeigt die Entscheidung, dass es richtig ist, dass europäische Vorgaben beim Umwelt- und Naturschutz Vorrang haben. „Das FFH-Naturschutzgebiet Mainzer Sand darf keinesfalls in seinem Bestand gefährdet werden; es ist ein einzigartiges Natur- und Naherholungsgebiet.“ Die schützende Haltung der Mombacher SPD für das Areal ist nicht neu; die Sozialdemokraten haben sich früh an der Seite des Bündnisses „Nix in den (Mainzer) Sand setzen“ engagiert. Auch Kankas Vorgängerin, Dr. Eleonore Lossen-Geißler (SPD), engagierte sich in der Angelegenheit für den Schutz.
Mit an der Spitze der Bewegung gegen den Ausbau standen auch die Mombacher Grünen, die sich seit vielen Jahren entschieden gegen den Ausbau aussprechen. Für sie ist die Nachricht der EU-Kommission eine faktische Absage. „Der Ausbau durch das Naturschutzgebiet Mainzer Sand und den Lennebergwald konnte verhindert werden. Damit wird der Schutz des einzigartigen Naturschutzraums über die unsinnige Verbreiterung der Autobahn gestellt. Der Ausbau hätte den Mainzer Sand stark gefährdet, der eine in Europa einzigartige Pflanzen- und Tierwelt beheimatet“, so Stefanie Gorges, Sprecherin des Mombacher Ortsverbands der Grünen. „Das Engagement von uns und vielen beteiligten Verbänden und Organisationen hat letztendlich ausgezahlt“, ergänzt Ansgar Helm-Becker, Sprecher der Mombacher Grünen.
Kritik an der „Blockadehaltung“ der EU kam von der rheinland-pfälzischen Verkehrsministerin Daniela Schmitt (FDP). Sie fordert ein klares Bekenntnis des Bundes zum Projekt und politische Gespräche in Brüssel. Wie es nun weitergeht, ist offen. Kanka: „Niemand weiß, wie lange die Vorlandbrücke noch standhält.“ Seitens der Vorhabenträger und Behörden wie dem Landesbetrieb Mobilität lag zum Redaktionsschluss noch keine konkrete Reaktion zum weiteren Verfahren vor.