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Fasten ist mehr als ein Verzicht Interview mit Herrn Pfarrer Christian Kaschub von der Pfarrgruppe Bodenheim-Nackenheim

Pfarradministrator Christian Kaschub in der Pfarrkirche St. Gereon, Nackenheim - Foto: Ulrich Nilles

BODENHEIM / NACKENHEIM – Das dritte Jahr der Pandemie ist angebrochen. Zum zweiten Mal begeht die christliche Kirche die Fastenzeit in dieser Ausnahmesituation. Dazu Pfarrer Christian Kaschub von der Pfarrgruppe Bodenheim-Nackenheim.

Frage: Corona setzt dem öffentlichen Leben grenzen. Fastnacht fällt erneut aus. Kann man den Menschen in dieser Situation noch mehr Verzicht zumuten?

Pfarrer Kaschub: Es geht in der Fastenzeit nicht um den reinen Verzicht. Das ist kein Selbstzweck, sondern es geht darum umzukehren und seinen Glauben zu erneuern. Das kann nicht nur durch Verzicht gelingen, sondern auch, indem ich die Welt bewusster wahrnehme und das Verhältnis zu Gott in meinem Leben neu entdecke.

Frage: Welche Bedeutung hat das christliche Fasten in unserer säkularisierten Welt?

Pfarrer Kaschub: Es ist ein deutliches Zeichen, was uns als Christen ausmacht, die Verbindung zu Jesus Christus und zu seiner Kirche. Fasten ist mehr als ein Verzicht auf Süßes, Alkohol oder Fleisch. Es ist für uns als Kirche im Moment eine wirkliche Fastenzeit, eine Zeit, in der die Kirche umkehren und Buße tun muss. Die Kirche muss und wird neue Wege gehen, bei uns im Bistum Mainz durch den Pastoralen Weg und die damit verbundenen Veränderungen.

Frage: In den Anfängen des Christentums aß man 40 Tage kein Fleisch, trank keinen Wein und hatte nur eine Mahlzeit am Abend. Gibt es heute Alternativen dazu?

Pfarrer Kaschub: Ich rate jedem wahrzunehmen und den Fokus darauf zu lenken, was im Moment trotz Corona möglich ist. Es kann eine geistliche Hilfe sein, sich jeden Abend zu notieren, für was man Gott danken möchte. Das kann den eigenen Blick verändern und hat wenig mit Verzicht dazu. Das soll keine Aushöhlung des Fastengedankens sein, sondern es kann ihn ergänzen.

Frage: Wie gestaltet Ihre Gemeinde 2022 die österliche Bußzeit?

Pfarrer Kaschub: Zum einen gestalten wir die Fastenzeit durch unsere Gemeindegottesdienste, zu denen ich herzlich einlade. Zum anderen die Früh- und Spätschichten in der Pfarrgruppe. Es erfreut mich besonders, dass diese ganz selbstverständlich ökumenisch gestaltet werden. Ich bin dankbar für dieses gute ökumenische Miteinander hier vor Ort. Auch die Bußandacht in unserer Pfarrgruppe ist eine Gelegenheit, über das eigene Leben nachzudenken.

Das Interview führte Ulrich Nilles