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Fernöstlicher Blick auf die Stadtwerke Japanischer Universitätsprofessor lässt sich das kommunale Unternehmen erläutern

Geschenke als Erinnerung: Professor Minoru Hosaka und Übersetzerin Rie Ogino besuchten die Stadtwerke und sprachen mit Geschäftsführer Maik Landwehr (rechts) und Unternehmenssprecher Jürgen Gelis. Bild: Stadtwerke/Melanie Bauer.

RÜSSELSHEIM – Die Gründung von Stadtwerken erwägt Setagaya, einer der 23 Bezirke Tokios, für seine Energieversorgung. Über das Konzept eines solchen kommunalen Unternehmens informierte sich Minoru Hosaka, Professor an der in Setagaya ansässigen Seijo Universität, bei seinem Besuch bei den Stadtwerken Rüsselsheim. Am Ende des Gesprächs mit Geschäftsführer Maik Landwehr und dem Leiter Kommunikation und Marketing, Jürgen Gelis, sagte Hosaka: „Was ich hier gehört habe, finde ich sehr interessant, und werde es meinen Studenten vorstellen.“

Beim geschichtlichen Blick in den Rückspiegel erfuhr der Umweltsoziologe, dass die 1939 gegründeten Stadtwerke die Gas- und Wasserversorgung Rüsselsheims zunächst als städtischer Eigenbetrieb sicherstellten. 2001 wurde das Unternehmen, zu dem seit 1951 auch der Verkehrsbetrieb gehört, in eine GmbH umgewandelt – mit der Stadt Rüsselsheim als einziger Gesellschafterin. Heute sind die Stadtwerke unter anderem auch Stromversorger, sie bieten Telekommunikationsdienste und sind für die Straßenbeleuchtung zuständig. Ebenso wie für die Verteilnetze für Gas, Wasser und Strom.

Professor Hosaka, der durch seine Internetrecherche auf die Stadtwerke Rüsselsheim aufmerksam geworden war, befindet sich auf Studienreise im Rhein-Main-Gebiet. Er ließ sich detailliert erklären, was es mit der strikten Trennung von Netz und Vertrieb in der Energiewirtschaft auf sich hat. Das Energiewirtschaftsgesetz schreibt dieses so genannte Unbundling seit 2005 vor, um einen wettbewerbsorientierten Energiemarkt sicherzustellen: Seit 1998 gibt es in Deutschland den liberalisierten Strommarkt, 2006 folgte der Gasmarkt. Seither kann jeder Energieversorger die Netze – in Rüsselsheim betrieben von den Stadtwerken – gegen ein Entgelt nutzen. Und Strom- und Gaskunden können ihren Energieversorger frei wählen.
Geregelt durch einen langfristigen Konzessionsvertrag, betreiben die Stadtwerke also das Rüsselsheimer Gas- und Stromnetz. „Weil wir somit der Monopolist an dieser Stelle sind, hat der Staat sehr dezidierte Rahmenbedingungen vorgegeben, in denen wir uns bewegen dürfen“, erläuterte Maik Landwehr. Das Netzentgelt etwa können die Stadtwerke nicht einfach selbst bestimmen, sondern müssen der Regulierungsbehörde alle fünf Jahre ihre Kosten im Zusammenhang mit dem Netzbetrieb aufzeigen. Darauf dürfen die Stadtwerke eine gewisse Gewinnmarge aufschlagen.

„Ich finde es toll“, sagte Professor Hosaka, „dass die Stadtwerke Rüsselsheim auch ÖPNV anbieten“. Dazu erklärte Jürgen Gelis: „Die etwa 700 Stadtwerke in Deutschland sind nicht alle gleich.“ So seien manche der kommunalen Unternehmen auch für Hallenbäder, Parkhäuser oder die Abfallentsorgung, Straßen- und Kanalreinigung zuständig. Um letzteres kümmert sich in der hiesigen Region der Städteservice Raunheim Rüsselsheim AöR.

Auch darüber, welche Herausforderungen die Stadtwerke in nächster Zeit haben, erkundigte sich Hosaka. „Eines der Zukunftsfelder ist die Wärmeversorgung“, sagte Landwehr und sprach von Überlegungen, ein Wärmenetz aufzubauen. Mit Blick auf das gesetzliche Ziel, bis 2045 klimaneutral zu werden, soll die Wärmeerzeugung in Deutschland schrittweise immer weniger aus Erdgas und anderen fossilen Energieträgern bestritten werden – ein Thema, das auch in Japan aktuell ist.

Jürgen Gelis
Stadtwerke Rüsselsheim GmbH