
FLÖRSHEIM – „Ich habe gerade einen Kunden bedient, als es einen dumpfen Knall gab“, meldet Christine Schreiber ganz aufgeregt an Bernd Zürn und ergänzt: „Der Kunde sah dann einen Storch vom Hochspannungsmast ungebremst zu Boden stürzen. Kannst du mal vorbeikommen?“
Bei seiner Ankunft bestätigte sich das, was der Weilbacher BUND-Aktive erwartet hatte: Tod durch Stromschlag! Dazu muss man wissen, dass viele Störche bei uns ihre Nester (‚Horste‘) auf Hoch-spannungsmasten bauen und dort auch brüten. Unmittelbar neben den Starkstromleitungen, in denen der Strom mit bis zu 380 000 Volt fließt. Berührt ein auf dem Eisenmast stehender Storch mit seinen Flügeln eine stromführende Leitung, fließt der Strom durch den Tierkörper. Dieser Stromschlag ist tödlich. „Dass so etwas nicht öfter passiert wundert mich“, so Zürn, „denn Störche haben eine Flügelspannweite von bis zu 2,20 Metern. Da sind solche Unfälle geradezu vorprogrammiert“.

Todesursache: Starkstrom
Einer der beiden „Pechvögel“ trug einen Ring der Vogelwarte Helgoland. Dadurch konnte der ebenalls herbeigeeilte Horst Usinger ermitteln, dass er im Jahr 2020 in Riedstadt geschlüpft ist. Bei ihm war ganz deutlich zu sehen, dass der Strom durch den rechten Flügel und dann das linke Bein floss.
Beweis: Aufgeplatzte Haut und angeschmorte Federn. „Auch der Geruch ist für mich ganz eindeu-ig“, weiß Zürn aus mehrjähriger trauriger Erfahrung.
Bei der anschließenden, natürlich sehr laienhaften ‚Obduktion‘ der einstmals stolzen Vögel war Zürn angenehm überrascht: Eine kräftige Flugmuskulatur sowie ein erstaunlich großes Fettpolster und ein wohl gefüllter Magen – mit nur wenig Plastikteilen – war eigentlich eine exzellente Voraussetzung für eine erfolgreiche Familiengründung. Für den beringten, im Jahr 2020 geschlüpften Storch, wäre es vermutlich die erste Brut gewesen.
Störche können tödliche Duelle austragen
Im vergangenen Jahr kämpften zwei Störche um einen Platz auf einem Strommast neben der A 66.
Bei diesem Getümmel berührte einer der beiden Kampfhähne eine Leitung. Für ihn war das der letzte Kampf seines Lebens.
Seit dem Jahr 1998 stellen Zürn und seine Helfer/innen Masten für ‚ihre‘ Störche auf. Einige davon wurden nie benutzt. Warum die Adebare lieber auf den lebensgefährlichen Strommasten brüten bleibt wohl ihr Geheimnis.
Bernd Zürn