BODENHEIM – Ein amtlicher Gang in die Verbandsgemeinde Bodenheim und ein kurzer Blick in die Ausstellung „DAMALS – Menschenbilder aus Paris“ waren Anlass und Auslöser, den Mensch hinter der Kamera kennenzulernen: die Bodenheimer Fotografin Magrit Hankel-Püntener.
Wir sitzen in ihrem Atelier, umgeben von Scheinwerfern, großformatigen Fotomappen und Handwerkzeug. Im gefühlten Zentrum eine analoge Großformatkamera, mit der Hankel-Püntener Sach- und Werbeaufnahmen gestaltet hat; ebenso Mittel- und Kleinbildkameras, mit denen unzählige Live- und Portraitaufnahmen farbig und schwarz-weiße entstanden sind. Denn Menschen, Gesichter waren eine zentrale Herausforderung während ihres gesamten Berufslebens. Auf einer schlichten Tischplatte liegen Arbeiten, anhand derer sie den Laien bescheiden, aber fesselnden Worten in die Kunst des Fotografierens einführt.
Die Fotos zu „DAMALS“ seien im November 1968 in Paris entstanden, als die heutige Fotografenmeisterin noch Studierende für Technische Bildgestaltung an der Fachhochschule Köln war. Auftrag: Gute Bilder machen. Handwerkzeug: eine Rolleiflex-Kamera und schwarz-weiß-Filme. 30 lange Jahre, Hankel-Püntener hatte gerade ihr Atelier in Bodenheim eröffnet, reifte in ihr der Wunsch, etwas mit diesen Fotografien zu machen. Eine Ausstellung, die mittlerweile vierte in Bodenheim.
Werbefotos
Ihr Credo während ihres gesamten fotografischen Lebens: das „Malen mit Licht“. Leitet sich doch das Wort „Fotografie“ vom altgriechischen „Phos“ = Licht und „graphein“ = schreiben/malen ab. „Das habe ich meinen Lehrlingen vom ersten Tag der Ausbildung an vermittelt.“ Und das ist auch für den ungeübten Betrachter sofort sehbar. Etwa bei den Werbefotos, die einen wichtigen Teil ihres Berufslebens ausmachen. Neben regionalen Unternehmen, etwa örtlichen Weingütern, sowie großen Firmen (Eckes, Ditsch) hat Hankel-Püntener mit Weltkonzernen zusammengearbeitet. Es entstanden Werbebroschüren zu medizinischem Gerät für Böhringer/Ingelheim oder Aufnahmen mit farbig gestaltetem Glas für die Schott AG Mainz. Im Studio zu arbeiten und das Licht selbst zu setzen sei vergleichsweise einfach. Die ganz große Herausforderung bildeten hingegen Aufnahmen mit natürlichem Licht.
Der Mainzer Dom
Dies erläutert die Fotografin anhand von Abbildungen in der Dokumentation „Lebendiger Dom – St. Martin zu Mainz“, die eine Reihe von eigenen Bildbeiträgen enthält. Wir verweilen bei Fotos des Bischofsstuhls – der Kathedra -, dem Grabmahl Kardinal Albrechts von Brandenburg, dem Kruzifix der St. Gotthard-Kapelle und bei dem „Kopf mit Binde“ des unbekannten Naumburger Meisters. „Diese Aufnahme ist mit Rembrandt-Licht gemacht.“ Mehr verrät die Fotokünstlerin nicht.
Ein Bild mit Geschichte
1997 begann für Magrit Hankel-Püntener eine sehr intensive Auseinandersetzung mit Hildegard von Bingen, aus der sich eine bis heute andauernde sehr persönliche Beziehung entwickelte. Anlass war der 900. Geburtstag der Mystikerin, zu dem eine vielbeachtete Sonderausstellung im bischöflichen Dom- und Diözesanmuseum Mainz stattfand. Mit dem Direktor des Museums Dr. Hans-Jürgen Kotzur besuchte Hankel-Püntener die Lebens- und Wirkungsstätten der Heiligen und trug mit nahezu 50 Fotografien zum Katalog-Handbuch „Hildegard von Bingen 1098 – 1179“ bei.
Ein Foto liegt ihr besonders am Herzen, ein Bild mit Geschichte: um die Zeit Hildegards abzubilden, hatte sie ein Motiv mit altem, grauen rheinhessischen Mauerwerk ausgewählt, in das ein Holzfenster eingelassen ist; leider am Tag des Besuchs ohne Licht. Tage später hatte sie eine innere Eingebung und machte sich stehenden Fußes auf den Weg nach Heimersheim. Vom gegenüberliegenden Fenster reflektierte das Sonnenlicht genau auf die ausgewählte Stelle!
Stunden könnte man ihr zuhören, wenn sie von ihren Experimenten und Erlebnissen erzählt. Vor fünf Jahren hat sie ihre berufliche Tätigkeit gesundheitsbedingt an den sprichwörtlichen Nagel gehängt, aber Magrit Hankel-Püntener brennt immer noch für das Malen mit Licht.
Ulrich Nilles