BRETZENHEIM – „Gedichte sind ein schwieriges Genre. Viele Gedichte werden geschrieben, wenige werden gelesen.“ Das sagt der Bretzenheimer Autor Nikolaus Deister, dessen Gedichte allerdings durchaus mit viel Interesse gelesen werden. Diese Erfahrung hat er unter anderem bei der Mainzer Buchmesse gemacht. Im ZMO-Buchstabensalon gab er nun Einblicke in sein Werk „Gedankensplitter“ und eröffnete somit das Bretzenheimer Kulturprogramm für den Herbst. „Wir freuen uns, dass wir endlich wieder mit unserer Kultur loslegen können“, sagte ZMO-Vorsitzende Jutta Hager zu den rund 15 Gästen, die sich coronakonform im Raum verteilt hatten. „Wir hoffen, dass es dabei bleibt.“
In seinem Werk „Gedankensplitter“ hat Nikolaus Deister die mehrjährige Trennungsphase inklusive Scheidung von seiner ersten Frau verarbeitet. „Die Idee war, Gefühle wie Hoffnung und Wut zu formulieren sowie auch die guten und schönen Gefühle, kurz und prägnant“, sagte der Autor. „Ich möchte aufzeigen, dass bei allen Problemen eine positive Zukunft möglich ist.“ Die Gedichte hat er in die drei Phasen 1: Enttäuschung, 2: Suche und Öffnen sowie 3: Neues Glück (mit seiner zweiten Ehefrau) unterteilt. Kurz und prägnant kommt er auf den Punkt. In „Unbemerkt schlecht“ schreibt er: „Ihr Verfallsdatum bei mir war der Tag, an dem sie ihm verfallen ist.“ In „Unverändert“ heißt es: „Auch wenn die Schlange sich häutet, sie bleibt doch eine Schlange.“ Das Gedicht „Wenigstens“: „Wenigstens in meinen Tagträumen gibt es keine Gräben, keine Hindernisse. Ich schreite über das dunkle Wasser, das mir bis zum Hals steht.“ Untermalt wurde die Lesung mit kretischer und armenischer Musik. Zudem waren im Buch abgebildete Aquarelle von Nikolaus Deister ausgestellt.
Für die Lesung gab es viel Beifall. „Das war prägnant auf den Punkt gebracht, das war sehr authentisch“, lobte Jutta Hager. „Ein Konzentrat ist schwierig, da muss jedes Wort passen“, antwortete der Bretzenheimer Autor und gab weitere Einblicke in seine Arbeit.
Autor: Oliver Gehrig