EBERSHEIM. Am 74. Jahrestag der Befreiung von Auschwitz hat Ebersheim der Opfer der nationalsozialistischen Herrschaft gedacht. Ein Dutzend Bürger aus dem Mainzer Stadtteil folgten der Einladung des Ortsbeirats zur Gedenkfeier. Persönlich und symbolisch setzten sie die sichtbare Entsprechung zum Gedenkstein, der 2012 als ein „Zeichen gegen die Intoleranz, Feindseligkeit und Ausgrenzung“ auf dem lokalen Friedhof gesetzt worden war. Die einige Minuten dauernde Veranstaltung, die Ansprachen und eine Gedenkminute einschloss, werteten die Teilnehmer als ein unverzichtbares Zeichen. „Das öffentliche Gedenken muss stattfinden“, unterstrich die stellvertretende Ortsvorsteherin Anette Odenweller (CDU). Ortsvorsteher Matthias Gill (Grüne) bedankte sich bei den Bürgern, die die Pflege des Gedenksteins übernehmen.
Jedes Jahr gestaltet eine andere Fraktion aus dem Ebersheimer Ortsbeirat das Gedenken am 27. Januar, dieses Mal die SPD-Fraktion. Vorsitzende Corinne Herbst führte aus, dass „die Erinnerung an das dunkelste Kapitel der deutschen Geschichte stets wach gehalten werden“ müsse. Sie finde es beschämend, fuhr Herbst fort, dass Menschenhass, Antisemitismus und Nationalismus in diesen Zeiten erneut hässliche neue Blüten treiben. Gegenwärtig mehr denn je müssten die Demokraten dafür eintreten, dass „diese Menschen verachtende Ideologie nie mehr auf einen fruchtbaren Boden fällt“. Angst sei dabei kein guter Ratgeber, vielmehr der Mut, aus der Überzeugung das Richtige zu tun.
Den Bogen zu Ebersheim schlug Hubert Heimann (SPD), der an die jüdischen Mitbürger erinnerte, die „im Verlaufe des Krieges oder bereits vorher deportiert wurden und elendig sterben mussten“. Der jüdische Friedhof in Ebersheim führe vor Augen, dass die jüdische Teilgemeinde von Ebersheim nicht unbedeutend gewesen sei, so Heimann. Er sprach von der Mitverantwortung der Wehrmacht für die Gräueltaten des Zweiten Weltkrieges: einem Umstand, der „bis in die 1990er-Jahre in Deutschland tendenziell ein Tabu-Thema“ gewesen sei. Die Massenmorde der Nazis seien ohne das Zutun der Wehrmacht und der Soldaten nicht möglich gewesen, stellte Heimann fest.