KREIS GROSS-GERAU – Es ist ruhiger geworden rund um die Afrikanische Schweinepest (ASP), die Mitte Juni 2024 erstmals auftrat und vor einem Jahr viele Menschen in Atem gehalten hat. Von den seitdem 1480 beprobten Tieren und Knochen sind bislang 604 positiv auf ASP untersucht worden (Stand 5.8.2025). Die Abstände werden größer, in denen das Virus in toten Wildschweinen entdeckt wird. Der jüngste Fall eines positiv auf ASP getesteten Wildschweinkadavers war Ende Juni (am 28. Juni gesund erlegt).
„Das macht mich zwar verhalten optimistisch, dass wir die Seuche in den Griff bekommen können. Aber es bedeutet nicht, dass alles schon gut ist. Wir wussten von Anfang an, dass wir uns mit der ASP auf einem Marathon befinden. Wir sind noch weit davon entfernt, komplett ASP-frei zu sein. Dass es aktuell jedoch relativ gut aussieht, ist auf das Zusammenwirken der verschiedenen Gegenmaßnahmen zurückzuführen. Daher sollten wir auf keinen Fall Vorsicht und verantwortungsvolles Verhalten aufgeben“, bewertet Erster Kreisbeigeordneter Adil Oyan die Lage.
Zu den Maßnahmen der ASP-Bekämpfung im Kreis, die Wirkung zeigen und erste Erfolge mit sich bringen, gehören die intensive Kadaversuche, die Jagd, Einhaltung aller Regeln in der Landwirtschaft und umsichtiges Verhalten in der Bevölkerung. Die Jäger wirken – seit sie es dürfen – aktiv mit und reduzieren den Wildschweinbestand. Darum gibt es kaum noch Totfunde.
Der weit fortgeschrittene Zaunbau trägt dazu bei, dass sich (infizierte) Tiere nicht weiter in der Region verteilen. Dass Wildschweinrotten im Sommer, wenn viel Nahrung vorhanden ist, recht standortfest sind, trägt ebenfalls dazu bei, dass das Virus weniger verschleppt wird. Inzwischen gibt es – vor allem durch das Seuchengeschehen – einige Areale im Kreisgebiet, die wildschweinfrei sind. Auch die Abschüsse tragen dazu bei: Bis Ende März 2025 wurden 107 Wildschweine erlegt, zwischen 1. April und 29. Juli waren es 647.
„Die Wildschwein-Population ist bereits drastisch reduziert. Das ist wichtig, denn nur dann, wenn es möglichst wenige potenzielle Empfängertiere für das Virus gibt, können wir eine Infektions-Unterbrechung und das Seuchenende erreichen“, so Adil Oyan.
Eine bedeutende Rolle nimmt auch die Bevölkerung ein. Denn auch wenn es aktuell z.B. keine Vorgaben mehr für Hundehalterinnen und -halter gibt, was die Anleinpflicht angeht, hilft es doch, wenn die Haustiere im Wald angeleint bleiben. Damit sie nicht, dem Jagdtrieb folgend, Wildschweine beunruhigen und versprengen. Genauso wichtig ist es, die Türen in den Festzäunen immer nach dem Durchgehen sorgfältig zu verschließen und Zaunschäden zu melden. Auch dies hilft, die Seuche zu begrenzen und am Ende zu besiegen.
„Natürlich ist der Kreis Groß-Gerau keine Insel. Auch in den Nachbarkreisen, die von ASP betroffen sind, müssen die Vorsichtsmaßnahmen greifen. Nur gemeinsam können wir Südhessen auf Dauer wieder ASP-frei machen“, appelliert der Erste Kreisbeigeordnete Adil Oyan an das Verantwortungsgefühl aller.
Dass die Situation heute deutlich stabiler wirkt als noch vor wenigen Monaten, ist nicht zuletzt dem unermüdlichen Einsatz vieler Fachleute zu verdanken: Vor allem das Veterinäramt, das seit Beginn des Ausbruchs mit hoher Professionalität, Umsicht und großem Engagement agiert, spielt hierbei eine zentrale Rolle. Unterstützt wird es dabei von zahlreichen weiteren Fachabteilungen, deren koordiniertes und engagiertes Zusammenwirken maßgeblich zu den bisherigen Erfolgen beigetragen hat.
„Ohne den Einsatz unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die seit Monaten über ihre eigentlichen Aufgaben hinaus Verantwortung übernehmen, stünden wir heute nicht so gut da“, hebt Oyan hervor. „Diese intensive und disziplinierte Arbeit im Hintergrund verdient große Anerkennung.“
Hilfreiche Infos aus der jüngsten Pressemitteilung des Landes zu ASP an der Landesgrenze zwischen Hessen und NRW:
Was können Wanderer und Hundebesitzer tun?
Jeder kann helfen, die Ausbreitung zu verhindern – vor allem durch richtiges Verhalten im Wald:
- Hunde anleinen: Im Wald und auf Feldern sollten Hunde an der Leine geführt werden. So werden Wildschweine nicht aufgescheucht oder in neue Gebiete getrieben.
- Auf den Wegen bleiben: Halten Sie sich an die markierten Wege in Wäldern. Vermeiden Sie es, in dichte Unterholzgebiete zu gehen.
- Keine Essensreste wegwerfen: Werfen Sie Essensreste wie Wurstbrote auf keinen Fall achtlos weg. Ob im Wald oder auf Rastplätzen: Wildschweine werden durch diese Lebensmittel angelockt. Das Virus überlebt in nicht ausreichend erhitzten Fleischprodukten, wie z.B. Schinken über lange Zeit. Entsorgen Sie Abfälle daher ausschließlich in geschlossenen Mülltonnen oder nehmen Sie sie wieder mit.
- Wildschweine nicht füttern: Bitte füttern Sie kein Wild. Das lockt Wildschweine an Zäune oder Wege und erhöht die Infektionsgefahr.
- Tote Tiere melden, aber nicht berühren: Sehen Sie ein totes Wildschwein, halten Sie Abstand und melden Sie den Fund wie oben beschrieben. Auch Hunde sollten nicht an Kadavern schnüffeln. Wenn doch einmal Kleidung oder Pfoten in Kontakt mit einem Kadaver gebracht wurden, waschen Sie diese danach sorgfältig ab und sorgen für eine Desinfektion der Kleidungsstücke.
So helfen Sie aktiv mit, unsere Natur und die heimischen Tierbestände zu schützen.
Wie können Jäger helfen?
Jägerinnen und Jäger spielen eine Schlüsselrolle:
- Verstärkte Bejagung: Wo erlaubt, soll die Schwarzwilddichte durch jagdliche Maßnahmen spürbar gesenkt werden. Das gilt bereits jetzt. Weniger Wildschweine bedeuten eine geringere Wahrscheinlichkeit, dass ein infiziertes Tier das Virus verbreiten kann.
- Funde an die zuständige Veterinärbehörde melden. Die Bergung erfolgt dann durch geschultes Personal.
- Zäune kontrollieren: Wenn möglich, überprüfen Sie den Zustand der errichteten Elektro-Schutzzäune und halten Sie Tore geschlossen. Wenn Ihnen Beschädigungen auffallen, melden Sie diese umgehend der zuständigen Veterinärbehörde. Jeder intakte Zaun hilft, Infektionsketten aufzubrechen.
Was können Landwirte tun?
Schweinehalter sollten jetzt besonders auf die Einhaltung von Biosicherheitsmaßnahmen achten:
- Seuchenhygiene beachten: Lassen Sie keine Fremden oder Tiere unbeaufsichtigt in Ihre Betriebsstätten. Stellen Sie Desinfektionsmatten und -spender an den Ein- und Ausgängen bereit. Reinigen Sie regelmäßig Arbeitsbereiche und Geräte, die mit Schweinen zu tun haben.
- Futter sichern: Lagern Sie Futter, Einstreu und Reste so, dass Wildschweine nicht herankommen. Bewahren Sie tierische Abfälle immer möglichst kühl und für Tiere und Unbefugte unzugänglich auf.
- Erkrankungen melden: Wenn Ihre Schweinehaltung in einer ASP-Sperrzone liegt, dann melden Sie bitte jede Veränderung im Bestand – besonders bei Fieber oder Atemnot. Ihr zuständiger Tierarzt kann sie im Bedarfsfall unterstützen. Im Verdachtsfall werden Proben im Labor untersucht.
- Strikte Zutrittskontrolle für Schweineställe: Vermeiden Sie unnötigen Besuch im Schweinestall. Wenn Sie aus einem ASP-Gebiet zurückkehren oder nach einer Jagd, waschen Sie sich gründlich und desinfizieren Sie Ihre Kleidung. Stellen Sie sicher, dass Arbeitsfahrzeuge sauber sind. Betreten Sie Ihre Schweinehaltung nicht mit Jagdkleidung. Verhindern Sie den Zugang zu Schweineställen für Hunde, insbesondere für Jagdhunde.Der Kreisausschuss des Kreises Groß-Gerau