Start Mainz-Hechtsheim „Gemeinsam Hechtsheim“ Tatiana Herda Muñoz (SPD) neue Ortsvorsteherin in Mainz-Hechtsheim

„Gemeinsam Hechtsheim“ Tatiana Herda Muñoz (SPD) neue Ortsvorsteherin in Mainz-Hechtsheim

Frau Muñoz eingerahmt von OB Michael Ebling und Klaus Euteneuer (beide SPD) bei der jährlich durch die SPD Hechtsheim angebotenen Fahrradcodierung zusammen mit dem ADFC. - Foto: Klaus Euteneuer

HECHTSHEIM – Am 16. Juni 2019 wurde Tatiana Herda Muñoz (SPD) in einer Stichwahl zur neuen Ortsvorsteherin von Mainz-Hechtsheim gewählt. Journal LOKAL gratuliert Frau Muñoz zu ihrem Wahlerfolg und möchte ihre zukünftige politische Arbeit im folgenden Interview vorstellen.

Tatiana Herda Muñoz vor dem neuen Hechtsheimer Bürgerhaus, in dem zukünftig auch die Ortsverwaltung beherbergt sein wird. – Foto: Klaus Euteneuer

Journal LOKAL: Frau Muñoz, Ihre Wahl zur Ortsvorsteherin ist vergleichsweise eindeutig ausgefallen. Hatten sie damit gerechnet?

Tatiana Herda Muñoz: Wenn ich einen Sieg nicht für greifbar gehalten hätte, wäre ich nicht für das Amt der Ortsvorsteherin angetreten. Eines war jedoch sehr klar: dass wir wirklich alles geben müssen, um eine Chance zu haben und das haben wir sehr gerne gemacht. Das überwältigende Feedback der Hechtsheimerinnen und Hechtsheimer hat mich und mein Team, allen Erwartungen zum Trotz, jedoch positiv gestimmt.

JL: Sie haben den Slogan „Think global, act local“ auf Ihre Wahlkampffahne geschrieben. Welchen konkreten Niederschlag wird dieser Slogan in Ihrer politischen Arbeit finden.

THM: Auch wenn ich durchaus nach diesem Leitsatz handele, lautete mein Kampagneslogan „Gemeinsam Hechtsheim“. Denn, egal um welche Programme und Maßnahmen es geht, mir war es wichtig, von Beginn das Gemeinschaftsgefühl in Hechtsheim zu stärken. Als Ortsvorsteherin und auch als Ortsbeirat haben wir nur eingeschränkten Einfluss. Wir werden Hechtsheimer Interessen umso mehr durchsetzen können, umso stärker wir als Gemeinschaft auftreten und sichtbar sind. Klar ist für mich, dass wir uns als Hechtsheim im größeren Kontext verstehen müssen. Die Zeiten, in denen man sich ausschließlich bis zur Stadtteilgrenze Gedanken machen musste, sind lange vorbei. Deswegen bildet mein politischer roter Faden größere Ziele ab, nämlich die 17 Ziele der UN. Diese sind vor allem kommunal umsetzbar und wir werden unseren Teil dazu beitragen.

JL: Während des Wahlkampfs haben Sie den Bürgerinnen und Bürgern von Hechtsheim aktiv zugehört. Wo drückt der Zeh bei den HechtsheimerInnen und welche Konsequenzen werden Sie nach der Analyse daraus ziehen?

THM: Teil meiner Strategie war es, möglichst viel mit den Menschen zu sprechen und von ihnen direkt zu erfahren, was sie beschäftigt. Dabei habe ich Vieles erfahren, vom Hundekot im Ort und auf den Feldern, Müllproblemen, der eingeschränkten Mobilität von Seniorinnen und Senioren, bis hin zum derzeit drängensten Problem: dem Verkehr in der Ortsmitte. Dafür werde ich meine in den letzten Jahren aufgebauten Netzwerke in Mainz nutzen. Allerdings sage ich auch klar: für komplexe Probleme gibt es keine einfachen Lösungen. Diese zu versprechen, ist nicht meine Art und das habe ich auch im Wahlkampf nicht getan. Außerdem, wenn es so einfach wäre, wäre es schon geändert worden. Denn der Ortsbeirat ist in dieser Frage schon lange tätig und daran möchte ich auch anknüpfen.

JL: Es gibt die Gruppe der Alteingessenen und der Zugezogenen. Hat die Herstellung einer neuen Gemeinschaft, wie Sie es formulieren, überhaupt eine Chance?

THM: Die Herstellung einer Gemeinschaft ist eine Voraussetzung, um möglichst viele nachhaltige Projekte umzusetzen. Möglicherweise handelt es sich dabei dann um eine andere Art von Gemeinschaft, wie sie im Ortskern tradiert ist. Die Verbindung der Satellitenwohngebiete und des Ortskerns ist mein erklärtes Ziel. Die konkrete Ausgestaltung hängt natürlich auch von den Hechtsheimerinnen und Hechtsheimern ab, die Lust haben sich einzubringen und mit zu gestalten. Aber da mache ich mir keine Sorgen, denn erstens: Mit dem Vereinsring und dem Gewerbeverein haben wir schon eine sehr gute Infrastruktur und großartige Menschen, die sich schon lange gemeinschaftsbildend einbringen. Und zweitens habe ich viele „Neuzugezogene“ kennengelernt, die Lust haben, sich konkret einzubringen. Nun gilt es, digitale und reale Räume für Teilhabe zu schaffen.

JL: Eine weitere Problematik sind der angespannte Wohnungsmarkt und überteuerte Mieten. Will die Ortsvorsteherin bei der Wohnungsmarktpolitik besser sein als der Bund?

THM: Als Ortsvorsteherin habe ich im Wohnungsmarkt formal keine Einflussmöglichkeiten. Sehr wohl kann ich aber als Sprachrohr fungieren und frühzeitig mit in Planungen und Beschlüsse seitens der Stadt einbezogen werden. So kann ich direkt Hechtsheimer Interessen einbringen. Das passiert übrigens jetzt schon, da ich schon lange ein gutes Verhältnis zur Stadtspitze und zu Verwaltung pflege.

JL: Der Einzelhandel im Ortskern kämpft seit langem um die Existenz; nicht zuletzt als Folge des seit Jahrzehnten bestehenden Verkehrsinfarkts im Ortszentrum. Haben Sie bereits konkrete Lösungswege im Auge?

THM: Die Gestaltung des Ortskerns ist ein herausforderndes Projekt, das über fünf Jahre strategisch geplant werden muss. Konkrete Infrastrukturmaßnahmen müssen gemeinsam mit dem Einzelhandel, mit den Anwohnerinnen und Anwohnern und anderen betroffenen Gruppen erarbeitet werden. Und das eng begleitet von Expertinnen und Experten für Verkehrs- und Stadtplanung und der Stadtverwaltung. Die Finanzierung konkreter Maßnahmen wird in frühestens drei Jahren in der Haushaltsplanung der Stadt eingeplant werden können. Bis dahin müssen wir die Zeit nutzen, um ein nachhaltiges und emissionsarmes Konzept zu erarbeiten und mögliche Fördertöpfe zu suchen. Ganz konkret müssen wir die Kaufkraft auch Neuzugezogener aktivieren und den Einzelhandel so stärken und vermarkten, dass möglichst viele Menschen in Hechtsheim es vorziehen, lokal einzukaufen. Dafür bieten sich digitale Lösungen und lokale Logistikangebote an, wie eine gute Homepage oder Einkaufslieferdienste mit E-Lastenrädern. Auch ein Bürgershuttle, der am liebsten auf Anfrage z. B. aus der Frankenhöhe oder dem Vogelsberg in den Ortskern fährt, kann den lokalen Einkauf stärken. Erst wenn wir gemeinsam in Hechtsheim möglichst viele lokal einkaufen, wird auch die Neuansiedlung von z. B. einer Metzgerei interessant.

JL: Erlauben Sie uns abschließend noch eine persönliche Frage: Was macht die neue Ortsvorsteherin, wenn sie nicht mit Beruf und Ehrenamt befasst ist?

THM: Ich gehe mit meinem Mann und unserem großen Freundkreis gerne wandern und/ oder zelten. Wir lieben die Berge und die Natur. Außerdem esse ich sehr gerne.

Frau Muñoz, „Journal Lokal“ bedankt sich herzlich für das Interview und wünscht Ihnen eine gute Hand bei Ihrer neuen Aufgabe!

Die Fragen stellte Ulrich Nilles